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Liste der Oppositionsführer gefordert. Beirut – Die Regierung in Damaskus hat sich unter Bedingungen zur Teilnahme an den geplanten Friedensgesprächen zum syrischen Bürgerkrieg bereiterklärt. Benötigt werde eine Liste der Oppositionsführer, die an den Verhandlungen ab dem 25. Jänner teilnehmen sollen, sagte Außenminister Walid al-Moualem am Samstag dem UN-Gesandten Staffan de Mistura staatlichen Medien zufolge. Zudem müsste eine zweite Liste vorgelegt werden mit den Gruppen, die als Terroristen eingestuft würden. Die vom UN-Sicherheitsrat unterstützten Gespräche sollen in Genf stattfinden. Ob sie zustande kommen, ist unsicher. Oppositionsgruppen verlangen, dass die Regierung von Präsident Bashar al-Assad zunächst die Bombardierung von Wohngebieten und die Belagerungen von Städten beenden soll. Auch die Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien belasten die Verhandlungen, weil sie jeweils andere Seiten im Konflikt unterstützen. In dem seit fast fünf Jahren anhaltenden Bürgerkrieg sind etwa 250.000 Menschen ums Leben gekommen. Millionen Syrer sind auf der Flucht.
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Unterlagen eines internen Trainings öffentlich zur Verfügung gestellt. Name, Geschlecht, Herkunft und Hautfarbe sorgen immer noch für eine Ungleichbehandlung von Mitarbeitern oder Jobanwärtern. So zeigen Studien, dass Personen mit einem afroamerikanisch klingenden Namen seltener nach Vorstellungsgesprächen zurückgerufen werden. Bei Facebook hat man daher eine Schulung für Mitarbeiter entwickelt, um unbewusste Vorurteile abzubauen. Teile dieses Kurses wurden nun veröffentlicht. Um die Diversität der 1,4 Milliarden User zu reflektieren, sei es wichtig, dass bei Facebook Menschen mit unterschiedlichen Backgrounds arbeiten, schreibt COO Sheryl Sandberg in einem Blogeintrag. Vielfältige Teams erzielen bessere Ergebnisse, man tut nicht nur das Richtige, es ist auch gut für das Geschäft. Gemeinsam mit Wissenschaftlern hat Facebook ein Training entwickelt, das Mitarbeitern Tools und Hilfestellungen gibt, um mit Voreingenommenheit am Arbeitsplatz umgehen zu können. Die Präsentation des Kurses wurde nun auf einer eigenen Website öffentlich zur Verfügung gestellt. Auf der Seite finden sich mehrere Videovorträge. Die in den Vorträgen gezeigten Präsentationsmaterialen können kostenlos heruntergeladen frei für eigene Schulungen verwendet werden. Aktiver gegen Vorurteile vorzugehen wäre dabei nicht nur bei den Mitarbeitern des Unternehmens angebracht. So zeigt sich etwa in der aktuellen Flüchtlingsdebatte, dass im Umgang mit Hasspostings und Hetze ein neuer Zugang gefunden werden muss. Von einer unbewussten Unvoreingenommen kann man hier freilich nicht mehr sprechen.
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Insgesamt sollen 14.000 der 200.000 Jobs gestrichen werden – Im kommenden Geschäftsjahr Rückkehr in die Gewinnzone geplant. Dem von einem milliardenschweren Bilanzskandal erschütterten japanischen Elektronikkonzern Toshiba droht neues Ungemach. Derzeit werde die Nuklearsparte genauer unter die Lupe genommen, was Abschreibungen nach sich ziehen könnte, teilte Toshiba am Freitag mit. Auch der Stellenabbau soll stärker ausfallen als bisher geplant: weitere 3.000 Jobs sollten wegfallen. Damit erhöhe sich die Gesamtzahl auf rund 14.000 der zuvor noch 200.000 Arbeitsplätze. Im kommenden Geschäftsjahr will Toshiba in die Gewinnzone zurückkehren. Künftig werde man sich verstärkt auf Speicherchips, das Energiegeschäft sowie den Infrastrukturbereich konzentrieren, teilte Toshiba am Freitag bei der Vorlage eines neuen Geschäftsplans mit. Nach einem voraussichtlichen Rekordverlust im laufenden Geschäftsjahr, das am 31. März endet, soll im kommenden Jahr ein Nettogewinn von 40 Mrd. Yen (316,8 Mio. Euro) erzielt werden, hieß es weiter. Für das Geschäftsjahr 2018/19 wird dann ein Gewinn von 100 Mrd. Yen angepeilt. Die Zeitung Asahi hatte zuvor berichtet, der Konzern denke über eine Wertminderung von 200 Mrd. Yen für seine US-Nuklearsparte Westinghouse nach. Bis jetzt hatten die Japaner gesagt, solch eine Abschreibung sei nicht notwendig, weil die Sparte weitgehend profitabel sei. In den USA gehen nun aber einem Medienbericht zufolge Justizministerium und Börsenaufsicht Unregelmäßigkeiten bei Westinghouse nach, das dort seinen Sitz hat. Ein Sprecher bestätigte Anfragen von US-Behörden bezüglich Bilanzthemen. Westinghouse bestritt, dass das Rechnungswesen des Unternehmens Gegenstand von Ermittlungen sei. Toshiba hatte über Jahre hinweg seine Gewinne zu hoch ausgewiesen. Der Skandal hat dem Konzern rote Zahlen eingebrockt und zum Rücktritt des Top-Managements geführt. Nun treibt der Konzern mit Verkäufen seinen Umbau voran. Das Medizintechnik-Geschäft soll für 665,5 Mrd. Yen (5,3 Mrd. Euro) an den heimischen Rivalen Canon gehen. Auch die Haushaltsgeräte-Sparte wird abgegeben.
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Ab Freitag 100 Soldaten zusätzlich, österreichweit unterstützen 1.450 Soldaten die Polizei. Wien – Das Bundesheer stockt angesichts des Flüchtlingsandrangs aus Slowenien seinen Assistenzeinsatz in der Steiermark um eine Kompanie auf. Wie das Verteidigungsministerium am Donnerstag mitteilte, werden damit ab Freitag fünf Assistenzkompanien mit etwa 600 Soldaten die Polizei unterstützen, um 100 mehr als bisher. Das Innenministerium hatte die Aufstockung des Assistenzeinsatzes in der Steiermark beantragt, die zusätzliche Kompanie wurde aus dem Burgenland abgezogen. Außerdem stehen nach Angaben des Verteidigungsministerium noch etwa 100 Soldaten der Militärstreife für etwaige Einsätze in der Steiermark bereit. In ganz Österreich sind demnach 1.450 Soldaten im Assistenzeinsatz. Möglich wären bis zu 2.200 – diesen Rahmen hat die Regierung im September beschlossen.
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Aktionäre der Deutschen Börse sollen knappe Mehrheit der Anteile halten. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Von Bundesländer-Ergebnissen bis Testformat. Für die Studie Standardüberprüfung Deutsch (4. Schulstufe) wurden im vergangenen Mai 75.297 Kinder an 2.995 Volksschulen in Österreich getestet. Zentral ging es dabei um die Deutschkompetenzen – und diese stellten sich als äußerst mangelhaft heraus. Ein detaillierter Blick auf Ergebnisse und Methode der Überprüfüng:
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Sieg in Chanty-Mansijsk an Deutschen Schempp – Vortagessieger Eberhard fiel weit zurück, Eder stark verbessert. Chanty-Mansijsk – Der Deutsche Simon Schempp hat am Samstag im 12,5-km-Verfolgungsbewerb des Biathlon-Weltcupfinales in Chanty-Mansijsk seinen fünften Saisonsieg gefeiert. Der Zweite des Sprints setzte sich trotz drei Strafrunden 8,5 Sekunden vor dem Massenstart-Weltmeister Johannes Thingnes Bö (NOR/1) durch. Dominik Landertinger landete nach drei Fehlschüssen an der achten Stelle. Vortagessieger Julian Eberhard fiel nach acht Fehlschüssen auf den 18. Platz (+1:41,9) zurück. Simon Eder verbesserte sich hingegen mit nur einem Fehler von der 38. an die 11. Stelle (1:13,2). (APA, 19.3.2016) Herren – 12,5-km-Verfolgung: 1. Simon Schempp (GER) 33:27,8 Minuten (3 Strafrunden) – 2. Johannes Thingnes Bö (NOR) 8,5 Sek. zurück (1) – 3. Erik Lesser (GER) 15,7 (2) – 4. Benjamin Weger (SUI) 18,7 (0) – 5. Benedikt Doll (GER) 27,3 (2) – 6. Tim Burke (USA) 31,3 (2). Weiter: 8. Dominik Landertinger 42,6 (3) – 11. Simon Eder 1:13,2 (1) – 18. Julian Eberhard 1:41,9 (8) – 50. Lorenz Wäger 5:18,4 (4) – 51. Fritz Pinter (alle AUT) 5:38,6 (7). Nicht gestartet u.a.: Martin Fourcade (FRA), Ole Einar Björndalen (NOR) Weltcup-Gesamtwertung vor dem abschließenden Massenstart am Sonntag: 1. M. Fourcade 1.152 – 2. J. Bö 820 – 3. Anton Schipulin (RUS) 806 – 4. Schempp 769 – 5. Eder 714 – 6. T. Bö 708. Weiter: 9. Landertinger 600 – 24. Eberhard 380 – 36. Sven Grossegger 233
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Der Stickoxidausstoß auf der Salzburger Stadtumfahrung ist durch die Tempobeschränlung um neun Prozent gesunken. Salzburg – Was jeder am Spritverbrauch seines Pkws merkt, ist nun auch amtlich: Langsameres Fahren reduziert den Schadstoffausstoß. Rund ein halbes Jahr nachdem das flexible Tempolimit von 80 km/h auf der Salzburger Stadtautobahn eingeführt worden war, präsentierte das Land Salzburg nun die ersten Messergebnisse: In Summe ist der Stickoxidausstoß entlang der Strecke zwischen Salzburg-Nord und dem Grenzübergang Walserberg zwischen Ende Mai und Mitte September um knapp ein Viertel gesunken. Die Schadstoffreduktion entlang der dichtbesiedelten Autobahn ist nach Angaben des Landes freilich nur zu einem Teil dem Luftachtziger zu verdanken. Den weitaus größeren Anteil hatte das durchgehend schöne Wetter diesen Sommer. Kurz gefasst: Wenn es wärmer ist, dann funktioniert der Luftaustausch besser, die warme Luft steigt schneller in die Höhe. Ist es kalt oder herrscht Inversionswetterlage, dann bleibt die schlechte Luft länger am Boden. Ein kleiner Teil sei auch der verbesserten Motortechnik zu verdanken, heißt es vonseiten des Amtes. Der Anteil, der rein auf die Tempobremse zurückzuführen sei, liegt laut Angaben des Landereferats Immissionsschutz bei rund neun Prozent. In anderen Worten: Um eine Stickoxidreduktion im selben Ausmaß zu erreichen, müsste dieser Teil der Westautobahn A1 ein Monat lang gesperrt werden. Die von vielen Autofahrern als lästig empfundene Tempobeschränkung tritt – verkehrsfrequenzabhängig – übrigens seltener in Kraft als gefühlt. Im Juni war der Achtziger beispielsweise nur 201 Stunden in Kraft. In der restlichen Zeit durfte man 100 km/h fahren. So positiv die Ergebnisse für die Anrainer auch sein mögen: Von den Grenzwerten ist man immer noch meilenweit entfernt. Statt der höchstzulässigen 30 Partikel pro Milliarde liegt man derzeit bei 49 Partikel pro Milliarde; vor Einführung des Limits waren es 65. Für die ressortzuständige Umweltreferentin in der Landesregierung, Astrid Rössler (Grüne), sind die Messergebnisse jedenfalls ein politischer Triumph. Die Landeshauptmannstellvertreterin hat das Tempolimit gegen die Proteste auch aus den Reihen des eigenen Koalitionspartners durchsetzen können. Eine Ausweitung des Limits sei vorerst aber trotz Grenzwertüberschreitung nicht geplant, sagt Rössler. Sie setzt auf eine quantitative Reduktion des Verkehrs, etwa durch eine Förderung für Jahreskarten der öffentlichen Verkehrsmittel.
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Parlamentspräsident Schulz: Türkei könnte historische Chance verspielen – Davutoglu rechtfertigt Vorgehen mit Putschvorwürfen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Chef der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen verdächtigt ehemalige irakische Soldaten. Damaskus – Der Generaldirektor der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW), Ahmet Üzümcü, schließt nicht aus, dass die Jihadistenmiliz Islamischer Staat in Syrien und dem Irak Senfgas eingesetzt hat. Da sich die IS-Kämpfer keinen Zugang zu Lagerstätten chemischer Waffen verschafft hätten, bestehe der begründete Verdacht, dass sie Senfgas und andere Waffen selbst herstellen könnten, sagte Üzümcü der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Donnerstag. Ehemalige irakische Soldaten, die am Chemiewaffenprogramm unter Saddam Hussein beteiligt gewesen seien, arbeiten dem OPCW-Chef zufolge heute für den IS. Die Jihadistenmiliz habe im Irak zwei Standorte mit Chemiewaffen kontrolliert. Der IS habe sich vor seiner Vertreibung aber keinen Zugang zu den Bunkern verschaffen können, sagte Üzümcü. Seit die OPCW am 1. Oktober 2013 ihre Arbeit zur Zerstörung der syrischen Chemiewaffen aufnahm, wurden laut Üzümcü in Syrien keine Nervengase mehr eingesetzt, in 80 bis 90 Fällen aber gepresstes Chlorgas und Senfgas. Vier Soldaten der syrischen Armee seien Sarin ausgesetzt gewesen. Fachleute der OPCW untersuchen derzeit in Damaskus Vorwürfe einiger Mitgliedsstaaten, wonach die syrische Regierung weiter Chemiewaffen besitzt, die sie nicht deklariert hat und die somit nicht zerstört wurden. Das betreffe Produktionsstätten für Rizin und frei fallende Bomben. Die OPCW überwacht als eine von der Uno unterstützte Organisation die Einhaltung der internationalen Konvention zum Verbot von Chemiewaffen aus dem Jahr 1993, die 1997 in Kraft trat. Ziel ist das vollständige weltweite Verbot von Chemiewaffen und die Zerstörung entsprechender Arsenale. 2013 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis.
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Kleiner Chip macht Türöffner via App steuerbar – Finanzierung per Kickstarter. Wer in einer Wohnung lebt und Besuch oder Lieferdienst bei der Haustür einlassen will, muss dafür nicht selten mehrere Zimmer durchqueren, um den Buzzer für die Gegensprechanlage zu betätigen. Trotz immer größer werdendem Aufkommen an intelligenter Heimaustattung verfügen die meisten Türöffner bis heute kaum über intelligente Funktionen. Das deutsche Start-up Locumi Labs arbeitet nun an einer universellen Lösung namens Monkey. Dabei handelt es sich um einen kleinen Chip, mit dem die Gegensprechanlage um mehrere nützliche Features erweitert wird und sich per Smartphone-App bedienen lässt. Das Gerät versteht sich etwa als Helfer, um Paketdienste auch dann vor die Wohnungstüre zustellen zu lassen, wenn niemand zu Hause ist. In Kombination mit einem Smart Lock für die Wohnungstür soll es so auch möglich sein, die eigenen vier Wände etwa zum Joggen ganz ohne Schlüssel verlassen zu können. Dabei kennt Monkey drei Modi zur Öffnung der Haustüre, die nach Belieben genutzt werden können. Die einfachste Variante ist das Aufsperren per App, wozu einfach nur das Smartphone gezückt und ein Button gedrückt werden muss. Die Öffnung kann auch auf Basis der per Assisted-GPS ermittelten Position des Telefons erfolgen. Dazu können auch Zeiträume festgelegt werden, während derer die Entriegelung automatisch erfolgt, wenn jemand klingelt – was sich nicht nur für Zustelldienste, sondern beispielsweise auch für in Wohnhäusern residerende Gewerbe wie Arztpraxen nützlich wäre. Das System verfügt über ein Rechtemanagement-System, mit dem anderen Nutzern ermöglicht werden kann, die Haustür aufzusperren oder die Einstellungen von Monkey zu ändern. Logs zeigen auf Wunsch alle Öffnungsvorgänge. Die Hardware steckt in einem Kästchen von 5 x 5 x 0,9 Zentimeter Größe. Die Entwickler versprechen, dass sich das Gerät mühelos und unsichtbar in jede Gegensprechanlage einbauen lässt. Diese muss nur geöffnet, der Chip eingesetzt und mit zwei Kabeln angeschlossen werden. Da Monkey die Stromversorgung des Gegensprechapparats mit anzapft, muss dieser nicht für einen Batteriewechsel geöffnet werden. Die Kommunikation von Monkey läuft über das heimische WLAN sowie den Clouddienst des Herstellers. Sie soll durch SSL-Verschlüsselung nach Standards, wie sie etwa im Onlinebanking genutzt werden, vor unrechtmäßigem Zugriff abgesichert sein. Im Falle eines Handydiebstahls reicht es, sich von einem anderen Gerät über die App einzuloggen und dem alten Telefon die Rechte zu entziehen. Dies kann alternativ auch von einem anderen Nutzer mit entsprechenden Rechten erledigt werden. Die Locumi Labs haben bereits funktionierende Prototypen des Geräts hergestellt und das System nach eigenen Angaben erfolgreich einem dreimonatigen Feldtest unterzogen. Über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter will man nun die Entwicklung und Massenproduktion ausfinanzieren. Das angestrebte Ziel von 50.000 Euro konnte man bereits kurz nach Kampagnenstart erreichen. Geld gesammelt wird noch bis zum 6. Dezember. Läuft alles nach Plan, soll noch im Winter die Hardware-Entwicklung finalisiert werden, ehe es im Frühjahr an die Detailarbeit und die Produktionsvorbereitungen geht. Bis zum Sommer sollen alle notwendigen Zertifizierungen erledigt und die Fertigung vorbereitet sein. Die Auslieferung von Monkey an die Unterstützer ist aktuell für Juni vorgesehen. Interessenten können sich einen der Chips für 69 Euro sichern.
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DFB-Team verbrachte Nacht nach 0:2-Niederlage gegen Frankreich im Pariser Stadion St. Denis. Im Stadion herrschte Panik und Verwirrung. Trainer Löw: "Sind erschüttert und schockiert". Paris – Nach den Terroranschlägen in Paris ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am frühen Samstagmorgen mit Polizeieskorte noch vom Stade de France aus direkt zum Flughafen gebracht worden. Das Team kehrte entgegen anderslautender Berichte gar nicht mehr ins Hotel zurück. Die Mannschaft musste nach der mit 0:2 verlorenen Partie lange in den Stadion-Katakomben ausharren. In Kleinbussen wurden die Spieler schließlich am frühen Samstagmorgen zum Flughafen geführt. Um kurz nach neun Uhr startete schließlich die Sondermaschine LH 343 mit der deutschen Delegation nach Frankfurt/Main. Das Flugzeug war extra aus Frankfurt gekommen und stand auf dem Flughafen Charles de Gaulle auf einer Außenposition weit weg vom Terminal. Polizeiwagen und zwei Beamte mit Maschinengewehren waren neben der Maschine postiert. Eine Fahrt mit dem Mannschaftsbus durch die Millionenstadt erschien aus Sicherheitsgründen nicht ratsam. Der Freitag hatte für die deutschen Weltmeister um Kapitän Bastian Schweinsteiger bereits nach einer Bombendrohung gegen das Teamhotel mit einem großen Schrecken begonnen. Das Wohlbefinden in der Stadt ist nach dem heutigen Tag nicht besonders groß, sagte Teammanager Oliver Bierhoff nach dem überschatteten Länderspiel gegen den EM-Gastgeber dem ARD-Hörfunk. Eigentlich wollte die DFB-Delegation am Sonntagmittag mit dem Ziel Hannover abreisen. Der nun für Samstagvormittag geplante Flug soll allerdings nach Frankfurt/Main führen. Wie es danach für die DFB-Auswahl, die am kommenden Dienstag in Hannover gegen die Niederlande eigentlich ein weiteres Testspiel bestreiten will, weitergeht, wurde zunächst nicht bekannt. Angespannt Bierhoff sprach nach der Partie von großer Betroffenheit. Der Sport ist jetzt total im Hintergrund, sagte er nach dem 0:2. Der Freitag hatte für die deutschen Weltmeister um Kapitän Bastian Schweinsteiger bereits nach einer Bombendrohung gegen das Teamhotel mit einem großen Schrecken (Bierhoff) begonnen. Die DFB-Delegation stand nach den Anschlägen in enger Kooperation mit den einheimischen Behörden, dem französischen Fußball-Verband und den deutschen Sicherheitskräften vor Ort, sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert in der ARD, die das Spiel live übertragen hatte. Die deutschen Spieler seien alle angespannt, berichtete Große Lefert. Erste Reaktionen von Akteuren gab es in der Nacht über die sozialen Netzwerke. Was ist das für eine kranke Welt, schrieb Weltmeister Toni Kroos, der von Bundestrainer Joachim Löw zur Schonung nicht für die letzten zwei Länderspiele des Jahres nominiert worden war. Lukas Podolski schrieb prayforparis (Bete für Paris) neben einem Friedenszeichen, in das der Eiffelturm eingefügt war. Ein Stadion in Angst Während des Freundschaftsspiels waren in dem mit fast 80.000 Zuschauern gefüllten Endspielstadion für die Europameisterschaft 2016 drei Detonationen zu hören gewesen. Es gab dabei auch vier Tote, darunter nach Medienberichten auch Selbstmordattentäter. Im Stadion spielten sich bizarre Szenen ab. Viele Zuschauer versammelten sich panisch auf dem Spielfeld. So schreibt die Süddeutsche Zeitung, dass die Lage etwa eine halbe Stunde unklar blieb, ehe der Stadionsprecher die Zuschauer aufforderte, das Spielfeld und den Innenraum zu verlassen. Die Nachrichten in den Smartphones gaben indes keine endgültige Entwarnung. Kann man wirklich gefahrlos in die Stadt zurückfahren? So begab sich die Menge auf den Weg, beklommen und schreckhaft. Die Tore zur Arena waren während des Spiels zur Sicherheit vorübergehend geschlossen worden. Wir sind alle erschüttert und schockiert, erklärte Löw unmittelbar nach dem Spielende. Ob die Partie gegen die Niederlande zum Jahresabschluss wie geplant stattfindet, war eine der vielen unbeantworteten Fragen in den Stunden nach den Anschlägen, in denen das Entsetzen und die Trauer über die vielen Opfer auch im DFB-Quartier deutlich im Vordergrund standen. Ein französischer Teamspieler atmet auf Frankreichs Nationalspieler Antoine Griezman hat nach dem Ende der Partie um das Leben seiner Schwester bangen müssen. Sie gehörte zu den Besuchern in der Konzerthalle in Paris, in der mindestens 70 Menschen bei einem Attentat getötet wurden. Gott sei Dank hat meine Schwester aus dem Bataclan rauskommen können, schrieb Griezman in der Nacht auf Samstag bei Twitter. Eine deutsche Delegation um Löw und Bierhoff wird schon in vier Wochen wieder in Paris erwartet. Dann sollen in der französischen Hauptstadt die Vorrundengruppen für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 ausgelost werden. Der Europäische Fußball-Verband (UEFA) hat tief betroffen auf die Terror-Anschläge in Paris reagiert. Die UEFA sagte dem EM-Gastgeberland Frankreich außerdem ihre Unterstützung und Solidarität zu. Die UEFA ist tief geschockt und traurig über die tragischen Ereignisse, die in der vergangenen Nacht in Paris passiert sind, und möchte Frankreich und denjenigen, die von diesen schrecklichen Taten betroffen sind, ihre Unterstützung und Solidarität ausdrücken.
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Armee kündigt eine Offensive auf die IS-Hochburg Raqqa an. Palmyra – Mit der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt Palmyra haben die syrischen Regierungstruppen der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) eine schwere Niederlage bereitet. Die Armee brachte die für ihre Ausgrabungsstätten berühmte Stadt nach heftigen Kämpfen gänzlich unter ihre Kontrolle, wie ein Militärvertreter in Palmyra am Sonntag mitteilte. Das Oberkommando kündigte an, nun auch eine Offensive auf die syrische IS-Hochburg Raqqa zu starten. Sowohl die als UN-Weltkulturerbe gelisteten Ausgrabungsstätten als auch die angrenzende Neustadt seien wieder unter Kontrolle der Armee, sagte der Militärvertreter einem AFP-Korrespondenten in Palmyra. Die IS-Kämpfer seien nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Sukhnah, Raqqa und Deir Ezzor (Deir al-Zor) zurückgewichen. Experten der Armee seien dabei, dutzende Sprengsätze und Minen in der antiken Stadt zu entschärfen. Die Einnahme von Palmyra ist ein wichtiger militärischer Erfolg für die syrische Armee und eine schwere Niederlage für die Jihadisten. Diese hatten Palmyra im vergangenen Mai erobert. In den folgenden Monaten schockierten sie die Welt durch brutale Hinrichtungen in den Ruinen der antiken Stadt und die Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler. Am 7. März startete die syrische Armee dann mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz und russischer Spezialkräfte und Kampfflugzeuge eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt. Die Unesco-Direktorin Irina Bokova hatte die Offensive auf Palmyra begrüßt. Seit einem Jahr ist die Plünderung von Palmyra das Symbol der kulturellen Säuberung, welche der Mittlere Osten erlebt, sagte Bokova. Wenn wir gewinnen, ist es die erste große Niederlage, die die Armee Daesh beifügt, hatte ein Militärvertreter am Samstag unter Verwendung der arabischen Bezeichnung für die IS-Miliz gesagt. Die Einnahme von Palmyra sei eine ähnliche Niederlage für die IS-Miliz wie der Verlust der kurdischen Stadt Kobane im Norden Syriens, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Laut der oppositionsnahen Organisation, deren Angaben für Medien meist kaum zu überprüfen sind, wurden seit Beginn der Offensive in Palmyra mindestens 400 Jihadisten getötet. Es sind die schwersten Verluste für den IS in einer einzigen Schlacht seit seiner Entstehung im Jahr 2013, sagte Abdel Rahman. Auf Seiten der Regierung seien 188 Soldaten und Milizionäre getötet worden. Mit Palmyra verliere die IS-Miliz automatisch die große syrische Wüste bis zur Grenze zum Irak, sagte Abdel Rahman. Auch dort sind die Jihadisten zunehmend unter Druck: Nach langer Vorbereitung startete die irakische Armee am Donnerstag eine Offensive auf die IS-Hochburg Mossul. Neben Mossul kontrollieren die Jihadisten nun vor allem noch die syrische Stadt Raqqa und Teile von Deir Ezzor. Das syrische Oberkommando kündigte am Sonntag an, von Palmyra aus werde die Armee eine Offensive auf die IS-Hochburg Raqqa und Deir Ezzor starten. Die Jihadisten sollten in die Zange genommen und von ihrem Nachschub abgeschnitten werden, um ihrer Existenz ein Ende zu setzen in Syrien, hieß es laut der amtlichen Nachrichtenagentur SANA in der Erklärung der Streitkräfte. Laut Abdel Rahman verweigert eine kleine Gruppe von Jihadisten den von der IS-Führung angeordneten Abzug aus Palmyra und will offenbar bis zum bitteren Ende kämpfen. Die Gefechte um den Flughafen im Südosten der Stadt dauerten noch an. Die russische Luftwaffe war mit hunderten Angriffen an der Offensive auf Palmyra beteiligt. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau flogen Kampfflugzeuge allein zwischen Freitag und Samstag Angriffe auf 158 Ziele. Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche überraschend den Abzug des Großteils der russischen Truppen angeordnet, doch bleibt weiterhin ein bedeutendes Kontingent im Land. Der Iran hat dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zur Rückeroberung Palmyras gratuliert. Auf die Entschlossenheit Syriens zur Vernichtung der Terrorgruppen könne man stolz sein, sagte der Chef des nationalen iranischen Sicherheitsrates, Ali Shamchani, am Montag der Nachrichtenagentur Tasnim zufolge. Die iranische Regierung und die Armee würden Syrien weiterhin voll unterstützen.
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US-Forscher glauben auf ein allgemeingültiges "Nicht-Gesicht" gestoßen zu sein, das Verneinung und Ablehnung begleitet. Columbus – Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen und ein hochgezogenes Kinn: Das sind laut einer Studie im Fachjournal Cognition die untrüglichen Zeichen dafür, dass unser Gegenüber etwas Negatives sagt. Und zwar, egal ob er oder sie Englisch, Spanisch, Mandarin oder Gebärdensprache spricht, wie die Ohio State University mitteilte. Die Universität spricht vom Not Face, dem Nicht-Gesicht. Um nach Gesichtsausdrücken mit universeller Bedeutung zu suchen, setzten die Forschenden um Aleix Martinez von der Ohio State University 158 Studierende vor eine Kamera und ließen sie Gespräche in ihrer Muttersprache mit jemandem hinter der Kamera führen. Die Gespräche fanden auf Englisch, Spanisch, Mandarin oder in amerikanischer Gebärdensprache statt. Die Wissenschafter suchten nach Gesichtsausdrücken, die als grammatikalische Marker fungieren, also die Bedeutung eines Satzes bestimmen. Ein solcher Marker ist zum Beispiel das Wort nicht im Satz Ich gehe nicht zur Party, denn diese Negation ändert die Bedeutung des Satzes komplett. Um die gewünschten Reaktionen auszulösen, befragten die Wissenschafter die Studierenden zu ihrer Meinung beispielsweise zu Aussagen wie Eine Studie hat gezeigt, dass Studiengebühren um 30 Prozent erhöht werden sollten. Die Probanden, die von einer solchen Maßnahme unmittelbar betroffen wären, drückten daraufhin erwartungsgemäß ihre Ablehnung aus. Die Forscher durchforsteten die Aufnahmen anschließend mittels eines Algorithmus Bild für Bild, um Muskelbewegungen zu identifizieren, die bei allen Probanden gleichermaßen mit Verneinung beziehungsweise Ablehnung einhergingen. Das Resultat war eine Mimik, die sie das Nicht-Gesicht tauften. Dabei stellten sie auch fest, dass sich die Gesichtsmuskeln in der gleichen Frequenz zum Nicht-Gesicht verziehen, in der wir auch sprechen. Wir nutzen den Gesichtsausdruck also instinktiv als Begleitung oder auch Teil der Sprache. Erstaunlicherweise nutzten einige der Probanden, die mit Gebärden sprachen, den Gesichtsausdruck als Ersatz für die Nicht-Geste oder ein Kopfschütteln. Damit dokumentierten die Wissenschafter erstmals eine dritte Vokabel für nicht in der amerikanischen Gebärdensprache, so die Mitteilung. Die Wissenschafter konzentrierten sich bei ihrer Suche nach universeller Mimik auf negative Gefühle, weil sie sich dabei die höchsten Erfolgschancen versprachen. Charles Darwin glaubte, dass die Fähigkeit Gefahr oder Aggression zu kommunizieren essenziell für das menschliche Überleben war – lange bevor unsere Vorfahren die Fähigkeit zu sprechen erlangten, so Martinez.
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Europäische Erstaufführung von William Bolcoms Oper nach dem Roman von Frank Norris am Linzer Landestheater. Linz – Dass die Gier nach Gold den Menschen ins Unheil führt, dieses Thema ist im Bereich des Musiktheaters spätestens seit Wagners Ring des Nibelungen weitflächig abgegrast. 1899, nur wenige Jahrzehnte danach, behandelte der US-amerikanische Schriftsteller und Emile-Zola-Fan Frank Norris in seinem Roman McTeague – A Story of San Francisco denselben Problemkreis in einem etwas realistischeren Ambiente: Ein grobschlächtiger Zahnarzt entfremdet sich von Frau und Freund ob des Streits um einen Lotteriegewinn und bringt beide dann letzten Endes um. Erich von Stroheim verfilmte Norris Werk 1924 unter dem Titel Greed, und von Stroheims Stummfilm wiederum inspirierte den Komponisten William Bolcom zur Komposition seiner ersten Oper. Womit wir auch schon in Linz wären: Denn hier erlebte McTeague – Gier nach Gold 24 Jahre nach der starbesetzten Uraufführung seine europäische Erstaufführung. William Bolcom ist in den USA eine prominente Größe im Musikleben: Der 1938 im Bundesstaat Washington geborene Komponist hat neben drei Opern und neun Sinfonien etwa Orchesterliedzyklen für Marilyn Horne und Placido Domingo sowie Solistenkonzerte für Yo Yo Ma und James Galway verfasst. Ausgebildet in den USA als auch in Europa – unter anderem von Darius Milhaud und Olivier Messiaen – hat sich Bolcom im Lauf der Jahrzehnte eine unerhört breite Palette an klanglichen und stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet, die das Beste beinhaltet, was zwei Kontinente und zwei Jahrhunderte Musikgeschichte so zu bieten haben. Liebeswalzer und Rachearien Mit flirrenden Klangflächen der hohen Streicher schildert Bolcom anfangs die Gluthitze des Death Valley, in dem sich McTeague vor den Kopfgeldjägern versteckt. In den zweieinhalb Stunden danach kommt einfach alles: drohende mikrotonale Cluster der Bläser, Jahrmarkt-Remmidemmi, Broadway-Sentimentalität und Operndramatik-Liebeswalzer, Rachearien und Ehestreitduette inklusive. Bolcom mischt tausend Stilingredienzien mit versierter Hand, seine komplexe, illustrative, sich chamäleonartig wandelnde Musik folgt dem Libretto von Arnold Weinstein und Robert Altman mit leichtem Schritt wie eine versierte Tänzerin ihrem Tanzpartner. Wie schön, dass auch die Inszenierung von Matthias Davids traumhaft gut gelungen ist und beeindruckende Bilder bietet, sei es bei den Wüstenszenen oder dem handwerklich großartigen Trubel des Jahrmarkts und der Hochzeit – besser gehts nicht. Mathias Fischer-Dieskau hat ein wandelbares, wundervoll stimmungsvolles Bühnenbild gebaut, zusammen mit den Kostümen von Susanne Hubrich ergibt das ein ganz schön schräges Wild-West-Ambiente. Und auch die Sänger sind großartig, allen voran Corby Welch als McTeague mit seinem kräftigen und doch auch weich-goldenem Tenor. Cigdem Soyarslan muss sich als McTeagues Gattin Trina Sieppe von der Klemmschwester zur Sexgöttin zur Zwangsfixierten wandeln, sie schafft das und singt dabei auch noch wunderschön. Bärenstark der Bariton des als angeschlagen angesagten Michael Wagner (als McTeagues Freundfeind Schouler), und Karen Robertson füllt die zwischen Komödie und Irrsinn aufgespannte Figur der Putzfrau Maria Miranda Macapa mit hochdramatischer Intensität und rollenadäquat schepperndem, schneidendem Mezzo. Im Orchestergraben koordiniert Bolcom-Spezialist Dennis Russell Davies die Sänger, den tollen Chor (Leitung Georg Leopold) und das solide Bruckner-Orchester Linz mit fachmännischem Überblick. Begeisterung und Empfehlung. Wieder einmal zeigt das (noch) von Rainer Mennicken geleitete Linzer Landestheater, dass es auch an einem großen Haus möglich ist, interessante zeitgenössische Oper erstklassig inszeniert auf die Bühne zu bringen.
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Opfer der Hazara-Minderheit aufgereiht und getötet – Taliban distanzierten sich. Mazar-i-Sharif – Bewaffnete Männer haben am Samstag im Norden Afghanistans 13 Männer aus ihren Autos gezerrt und erschossen. Die Angreifer hätten zwei Fahrzeuge gestoppt, alle männlichen Passagiere in eine Reihe gestellt und sie erschossen, sagte der Gouverneur des Bezirks Sari, Jafar Haidari. Bei den Opfern handelt es sich demnach um Angehörige der schiitischen Minderheit der Hasara. Die einzige Überlebende des Überfalls war eine Frau, wie der Bezirksgouverneur sagte. Die Polizei bestätigte den Vorfall und leitete eine Untersuchung ein. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Die radikalislamischen Taliban bestritten jegliche Verantwortung für den Vorfall. Sari liegt in der bisher eher als ruhig bekannten Provinz Balch. Zuletzt waren dort im Juni neun Mitarbeiter einer tschechischen Hilfsorganisation bei einem Überfall auf ein Gästehaus getötet worden. Schiitische Hasara sind im Nachbarland Pakistan immer wieder Ziel gewaltsamer Übergriffe durch sunnitische Extremisten. In Afghanistan sind derartige Vorfälle seltener. Im Februar hatten Bewaffnete im Süden Afghanistans einen Bus überfallen und 31 Hasara entführt. 19 von ihnen kamen im Mai wieder frei. Medienberichten zufolge wurden sie gegen inhaftierte usbekische Kämpfer ausgetauscht. In den vergangenen Wochen hatten die Taliban wieder vermehrt Anschläge in Afghanistan verübt. Präsident Ashraf Ghani bezeichnete Afghanistan bei einer internationalen Geberkonferenz in Kabul am Samstag als verwundetes Land. Die hohe Arbeitslosigkeit, der blutige Aufstand der Taliban und der Vormarsch von Extremisten in der gesamten Region seien eine Gefahr für die wirtschaftlichen Reformpläne seiner Regierung.
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Anzahl der Beschäftigten soll auf mehr als 330.000 steigen. Die Internetwirtschaft in Deutschland wächst einer Studie zufolge in den nächsten Jahren kräftig. Bis 2019 werde sich der Umsatz der Branche um fast 60 Prozent auf 114 Mrd. Euro erhöhen, geht aus einer am Dienstag in Köln veröffentlichten Studie des Verbands der Internetwirtschaft (eco) hervor. Auch die Zahl der Beschäftigten soll demnach kräftig zulegen und von derzeit rund 243.000 auf mehr als 330.000 ansteigen. Der Bereich E-Commerce – also der Online-Handel zwischen zwei Unternehmen oder Unternehmen und Verbrauchern – wird der Studie zufolge auch künftig für den meisten Umsatz in der Internetwirtschaft sorgen. 2015 werde der Bereich rund 40 Mrd. Euro umsetzen; 2019 sollen es knapp 70 Mrd. Euro sein. Das größte Wachstum wird demnach in den kommenden Jahren aber in zwei anderen Bereichen stattfinden: Dem sogenannten Cloud Computing und dem Paid Content. Ersteres – das Geschäft mit der Nutzung externer Rechen- und Speicherkapazität – soll laut Studie bis 2019 um 42 Prozent ansteigen. Paid Content, das Bezahlen für beispielsweise Musik- oder Videostreaming sowie elektronischen Büchern oder Spielen, soll im gleichen Zeitraum um 17,6 Prozent zunehmen. Die Studie wurde im Auftrag von eco von der Unternehmensberatung Arthur D. Little erarbeitet. Sie basiert unter anderem auf Experteneinschätzungen.
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Abstimmung werde als "dunkler schwarzer Fleck" in Erinnerung bleiben. Kairo – Ägyptens Salafisten haben die Parlamentswahlen scharf kritisiert. Sie seien die schlechtesten in der Geschichte des ägyptischen Parlaments erklärte der Chef der konservativ-islamischen Partei, Junis Machjun, am Donnerstag über Facebook. Die Abstimmung werde als dunkler schwarzer Fleck in Erinnerung bleiben. Die Salafisten haben in der ersten Runde der Wahl am Sonntag und Montag keinen einzigen Sitz gewonnen. Einige ihre Kandidaten könnten aber noch per Stichwahl ins Parlament einziehen. Sieger der ersten Runde ist laut Wahlkommission das Bündnis Wegen der Liebe für Ägypten, das als Unterstützer von Präsident Abdel Fattah al-Sisi gilt. Es gewann demnach alle 60 Sitze, die über Parteilisten vergeben wurden. Der größte Teil der 596 Mandate geht jedoch an Direktkandidaten, von den die meisten in weiteren Runden noch bestimmt werden müssen. Die Wahlbeteiligung lag im ersten Durchgang bei knapp 27 Prozent. Bei der ersten freien Parlamentswahl Ägyptens vor fast vier Jahren war die Nur-Partei (Partei des Lichts) mit rund 24 Prozent noch zweitstärkste Kraft.
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Türkischer Regierungschef will Container für Hunderttausende. Ankara – Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise schlägt die Türkei der Europäischen Union den Bau riesiger Flüchtlingslager in Syrien vor. Drei Containerstädte für jeweils 300.000 Menschen seien möglich, sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu laut Medienberichten vom Montag vor türkischen Journalisten am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Wenn die EU die Containersiedlungen bezahle, könne die Türkei den Bau übernehmen. Laut Davutoglu sollen die Siedlungen in einer Schutzzone im Norden Syriens entstehen. Die Türkei fordert seit langem die Einrichtung einer solchen Zone. Davutoglu bestätigte, dass er sich mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Gespräch in New York auf die Einrichtung einer bilateralen Arbeitsgruppe zum Thema Flüchtlinge geeinigt habe. Auch Griechenland könne daran teilnehmen. Den in der EU diskutierten Vorschlag zur Einrichtung von EU-finanzierten Flüchtlingslagern in der Türkei lehnte Davutoglu erneut ab. Stattdessen machte er sich für den Plan der Containersiedlungen im Norden Syriens stark. Schon nach dem Erdbeben in der osttürkischen Stadt Van vor vier Jahren habe die Türkei beim Bau großer Lager aus Wohncontainern Erfahrungen gesammelt. Nach türkischen Vorstellungen soll die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus einem etwa hundert Kilometer langen Gebietsstreifen entlang der türkischen Grenze im Norden Syriens vertrieben werden. Anschließend soll das Gebiet von gemäßigten Rebellengruppen kontrolliert werden, um Flüchtlingen die Rückkehr nach Syrien zu ermöglichen. Die Zone wäre auch ein Instrument zur Verhinderung eines von der Türkei befürchteten Kurdenstaats im Norden Syriens. Bisher sind die Verbündeten Ankaras jedoch nicht bereit, das Vorhaben zu unterstützen, das eine Verletzung der syrischen Souveränität mit sich bringen würde. Kritik übte Davutoglu an den Plänen der EU zur finanziellen Unterstützung der Flüchtlingsversorgung in der Türkei mit bis zu einer Milliarde Euro. Brüssel wolle das Geld aus Mitteln nehmen, die für den Beitrittsprozess der Türkei vorgesehen waren, sagte Davutoglu. Das lehne Ankara ab. Es brauche dringend sichere Anlaufstellen an der Schwelle zur Europäischen Union, um dort effektive Aufnahmeverfahren für die schutzsuchenden Menschen durchzuführen. Darüber waren sich die Experten der 11. Konferenz Europäischer Regionen und Städte, die derzeit in Salzburg stattfindet, einig. Es sei überwiegend viel zu spät und zu wenig getan worden, meinte Franz Schausberger, ehemaliger Salzburger Landeshauptmann und Vorsitzender des Instituts der Regionen Europas (IRE), am Montag bei einem Pressegespräch zur Reaktion der europäischen Staaten auf die Flüchtlingskrise. Er verlangte mehr technische und finanzielle Unterstützung für jene Länder, die mit dem Flüchtlingsstrom konfrontiert sind. Wir können nicht verlangen, dass Länder wie Kroatien, Serbien, Mazedonien oder Griechenland das alleine managen, sagte Schausberger. Um langsam wieder Ordnung in das System zu bringen, seien an der Schwelle zur EU große Einrichtungen notwendig, um dort effektive Aufnahmeverfahren machen zu können. Es sei derzeit kein Ende des Flüchtlingsstroms absehbar, sagte Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts und stellvertretender Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Auch er sprach sich für sichere Anlaufstellen an den Fluchtorten oder an der Schwelle zu Europa aus. Derzeit versuche jedes Land für sich die Registrierung der Flüchtlinge. Das müsse effizient an die EU-Außengrenze verlagert werden, meinte Lang.
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Außenminister Lawrow trifft am Montag OSZE-Generalsekretär Zannier. Kiew/Moskau – Russland schlägt eine stärkere Überwachung des vereinbarten Waffenrückzugs aus dem Osten der Ukraine durch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vor. Russland ist dafür, dass die Zahl der Beobachter auf das erlaubte Maximum von 1.000 erhöht wird, erklärte das Außenministerium am Samstag in Moskau. Derzeit seien es 543. Außenminister Sergej Lawrow trifft am Montag mit OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier zusammen. Die ukrainische Regierung versucht seit dem vergangenen Jahr, den Aufstand prorussischer Separatisten im Osten des Landes niederzuschlagen. Bei den Kämpfen sind mehr als 8.000 Menschen gestorben. Der Westen wirft Russland vor, die Kämpfer militärisch zu unterstützen. Die Regierung in Moskau weist dies zurück. (APA/Reuters, 10.10.2015)
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Mitglieder der Gruppe "Jugend für das Leben" besuchen Schulen. In der Steiermark sind sie nicht mehr erwünscht. Wien – Das Modell aus Plastik kostet einen Euro. Auf der Homepage der Initiative Jugend für das Leben können Interessierte sich einen Fötus im Alter von zwölf Wochen bestellen. Die Gruppe versteht sich als Bewegung für den Lebensschutz in Österreich. Die Abtreibungsgegner halten auch Vorträge in Schulen, in denen es eigentlich um Sexualaufklärung gehen sollte. Dort verteilen sie Föten aus Plastik und zeigen auch ein Video, das ein Ultraschallbild eines Fötus zeigt. Die bewegten Bilder stammen aus dem umstrittenen Film Der stumme Schrei, in dem auch ein Fötus während der Abtreibung gezeigt wird. Jüngst hat ein Einsatz in der Neuen Mittelschule Mureck in der Steiermark für Aufregung gesorgt. Eine Mutter beschwerte sich beim Landesschulrat, nachdem ihr Kind verstört heimgekommen ist. Der Landesschulrat hat die Initiative nun von der Liste seiner Empfehlungen für den Besuch des Religionsunterrichts gestrichen. Besuche von externen Experten seien zwar begrüßenswert, müssten aber genau geprüft werden, heißt es in einem Schreiben. Kritik an den Schuleinsätzen der Initiative kommt jetzt von den Grünen. Es ist unzumutbar, 14-Jährige mit Abtreibungsvideos zu konfrontieren. Das ist nicht sachliche Aufklärung, sondern Angstmache und ekelerregende Schocktherapie, sagt Bildungssprecher Harald Walser zum STANDARD. Er will nun in einer parlamentarischen Anfrage vom Bildungsministerium wissen, wie oft die Initiative bereits in Schulen im Einsatz war und welche Maßnahmen angedacht sind, um solche Art von Lebensschutz-Workshops zu unterbinden. Wolfgang Kostenwein, psychologischer Leiter des Instituts für Sexualpädagogik, sieht in den Handlungen der Initiative eine sozialpädagogische Grenzüberschreitung, die Jugendliche in eine Richtung dränge. Bei Sexualpädagogik gehe es darum, Menschen darin zu unterstützen eine für sich passende Entscheidung zu treffen, sagt er zum STANDARD. Es müssten mehrere Aspekte miteinbezogen werden, etwa auch, wie sich ein Kind auf das Leben der Mutter auswirke. Carina Eder, Pressesprecherin von Jugend für das Leben, findet es schade, dass die Steiermark die Einsätze an den Schulen ablehnt. Die Schüler seien sehr interessiert und nicht angeekelt von den Informationen, die ihre Initiative zur Verfügung stelle. Das Austeilen der Plastikföten verteidigt sie im Gespräch mit dem STANDARD. Das ist Anschauungsmaterial. Man teile den Schülern lediglich biologische Fakten über Föten mit. Über Verhütungsmittel werden die Jugendlichen in den Kursen nicht aufgeklärt, räumt sie ein. Vielmehr gehe es darum, den Schülern Alternativen zu Abtreibungen aufzuzeigen.
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Regisseurin Tatjana Gürbaca entwirft für Richard Strauss' Oper eine düstere Welt, in der der Krieg vieler Epochen seine Spuren hinterlassen hat. Wien – Ihr Leben haben sie offensichtlich hinter sich: Der sensible Musiker Flamand trägt eine blutende Kopfwunde, während es den impulsiven Dichter Olivier mitten ins Herz getroffen hat. Blutig ist sein Hemd; allerdings fällt der Poet in dieser Todeslandschaft auf der Bühne des Theaters an der Wien nicht sonderlich auf. Es ist ja in Summe nicht viel Puls und Herzschlag zu erleben; Jahrhunderte von Tod und Verwüstung haben hier ihren grässlichen Besuch abgestattet. Die ergraute Gräfin, im schweren, wie eine Erinnerungslast drückenden Militärmantel, ist mittendrin: Nicht nur die Leichen ihrer Kavaliere, die zwischen zertrümmerten Tasteninstrumenten herumliegen, beäugt sie mit ungläubiger Melancholie. Nicht zu übersehen bei dieser Version von Capriccio: Richard Strauss im Detail verzückender, aber in Summe immer etwas langatmiger Operndiskurs aus dem Kriegsjahr 1942, der einen ästhetischen Fight zwischen Wort oder Ton zelebriert, wird von Regisseurin Tatjana Gürbaca szenisch und also symbolisch an seine düstere Entstehungszeit gebunden. Ob nun die Versuche von Dichter und Komponist, die Gräfin zu betören, oder die zahllosen ironischen Diagnosen zum Charakter der Theaterwelt – sie sind auf dieser Bühnenschräge mit ihren klobigen Treppen nie frei von Spuren des Martialischen. Gürbaca inszeniert quasi ein Verbot, sich eskapistisch auf diese humorige Abhandlung einzulassen. Der Salon ist eher ein Friedhof (Bühnenbild: Henrik Ahr), auf dem Figuren liegen, die nur Lebendigkeit erlangen, um ein Plädoyer für die Kunst abzugeben. Die untoten Diskutanten zwischen all den Helmen, Kerzen, Kränzen und zerzausten Uniformen aus diversen Kriegsepochen sind in diesem endzeitlichen Ambiente Puppen einer Utopie, die unrettbar diskreditiert ist. Dies allerdings sind sie in glänzend durchinszenierter Form: Der Regie gelingt eine konzentrierte Zusammenführung von Charakteren, präzisen Auslotungen von Regungen und Erregungen. Maria Bengtsson ist die in sich gekehrte Betrachterin eines Schlachtfeldes, das wie eine Illusion erscheint und auch sie, die Gräfin, zum verspielten Mädchen macht. Bengtsson meistert die heikle Partie mit Intensität, die auch ein paar zarte Pianissimi in Reserve hat. Überhaupt bewegt sich die vokale Seite auf hohem Niveau: Andrè Schuen (als Graf) singt vorzüglich, Daniel Behle (als Flamand) überzeugt ebenso wie Daniel Schmutzhard (als Olivier). Imposant, aber ein wenig zu deftig wirkte Lars Woldt (als La Roche); sehr passabel auch Tanja Ariane Baumgartner (als Clairon), Erik Arman (als Monsieur Taupe), Elena Galitskaya (als Italienische Sängerin) und Jörg Schneider (als Italienischer Sänger. Letztgenanntes Pärchen durfte als marionettenhafte Opernschablone etwas Heiterkeit in die düstere Todeswelt bringen – bis es allerdings auch für den Tenor ans Ableben ging. Keine Gnade also für das, was schöner Schein genannt werden könnte, und dies eigentlich auch bei den Wiener Symphonikern. Zusammen mit Dirigent Bertrand de Billy boten sie einen schlanken, durchsichtigen, pointierten, nie sonderlich schwärmerischen Strauss. Es war gewissermaßen eine sängerfreundliche Arbeit mit sachlichem Grundton, die schließlich einigen Zuspruch ernten konnte. Für Gürbaca gab es zunächst eine signifikante Menge an Buhs, in die sich bald euphorische Gegenwehr drängte. Erfahrungsgemäß ist aus so einem Phänomen der Hinweis abzuleiten, dass szenisch vieles richtig gemacht wurde.
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Wo sind die Amerikaner, lautet eine Frage in der Panama-Affäre. Eine mögliche Antwort; Sie finden zuhause ein günstiges Umfeld vor. Das Wort Steueroase regt die Fantasie jedes Menschen anders an. Manche stellen sich eine idyllische Insel, umgeben von Traumstränden, vor, wo an jeder Ecke das Büro eines schmuddeligen Steuerberaters steht. Andere denken an das noble Hinterzimmer einer Anwaltskanzlei in Genf. Aber vielleicht muss man sich eine Steueroase anders vorstellen, um ihr Geschäftsmodell zu verstehen. Steueroasen sind Unternehmen, die ein einziges Produkt zum Verkauf anbieten: Diskretion. Sie ermöglichen Politikern, Sportlern und Superreichen, gegen eine Gebühr ihr Vermögen zu verstecken. Oasen arbeiten zusammen, wenn es sein muss. Es kommt vor, dass ein Kunde viele Tarnungen benötigt. Aber als Unternehmen stehen sie grundsätzlich im Wettbewerb. Dieser kann knallhart sein, wie ein Beamter aus dem österreichischen Finanzministerium sagt, der das Thema gut kennt: Es ist wie in einem Krieg. Die Panama Papers bieten Gelegenheit für einen Angriff. Die Enthüllungen über die wahren Eigentümer von mehr als 200.000 Briefkastenfirmen durch die Süddeutsche Zeitung und das Internationale Konsortium für Investigativen Journalisten (ICIJ) haben das lateinamerikanische Land bloßgestellt. Die Industriestaatenorganisation OECD und die EU kündigen an, Panama auf eine schwarze Liste von Steueroasen setzen zu wollen. Wenn das Land nicht kooperiert, drohen Sanktionen. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis Panama-Stadt einknickt. Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass Transparenzinitiativen oft nur zu einer Verlagerung von Schwarzgeldern führen. Das kennt man auch in Panama. 2005, als in der EU der grenzüberschreitende Datenaustausch von Bankdaten begann, wurden tausende Gesellschaften in Panama gegründet. Dadurch entkamen viele der Enttarnung. Wohin fließen die Gelder diesmal? Ganz oben auf der Liste steht nach Ansicht von Experten diesmal nicht ein Off-, sondern ein Onshorezentrum. Der große Gewinner sind die Vereinigten Staaten, sagt Mark Morris. Der in der Schweiz lebende Berater gilt als einer der international versiertesten Experten für Steueroasen. Morris ist jemand, den man als Nerd bezeichnen würde. Er lernt internationale Vereinbarungen, mit denen Steuersünder gejagt werden, auswendig und sucht dann akribisch nach Schlupflöchern. Sein Wissen bietet er Organisationen wie der OECD ebenso an wie Steuerberatern und Anwaltskanzleien. Der STANDARD kontaktierte Morris in Kolumbien – auf dem Weg nach Panama. Dass die USA von Panamas Krise profitieren, hat seinen Grund im Dickicht der Vereinbarungen, die Morris beschäftigen. 2010 haben die USA eine Offensive gestartet, um Steuersünder weltweit zu ergreifen. Sie haben mit dutzenden Ländern bilaterale Abkommen geschlossen, die zu Transparenz führen sollen. Ausländische Banken und Versicherungen müssen ihre US-Klienten schonungslos der Steuerbehörde in Washington melden. Firmen und Privatpersonen sind betroffen. Das Problem an Fatca, so heißt das Gesetz, auf dem die Abkommen beruhen, ist, dass der Datentransfer nur in eine Richtung läuft. Während Informationen in die USA geliefert werden, kommt wenig zurück. Einige Länder wie Österreich haben darauf verzichtet, Daten zu erhalten. Das hat damit zu tun, dass die Exfinanzminister Maria Fekter und Michael Spindelegger, die das Abkommen aushandeln ließen, mit Zugeständnissen Österreichs Bankgeheimnis retten wollten – vergeblich, wie man heute weiß. An wichtige Informationen aus den USA kommen aber auch Länder nicht heran, in denen Fatca für beide Partner des Abkommens gilt. Das lässt sich am Fatca-Abkommen mit Deutschland zeigen. Gibt es nur irgendeinen US-Bezug, müssen deutsche Banken die wirtschaftlich Berechtigten hinter einer Briefkastenfirma ermitteln und alle Daten nach Washington schicken. Umgekehrt gibt es diese Verpflichtung nicht. Die US-Regierung unter Präsident Barack Obama würde das gerne ändern und mehr Daten liefern. Doch dazu bräuchte er die Zustimmung des republikanisch geführten Kongresses, den das Thema bisher wenig interessiert. Angetrieben durch Fatca, sind die OECD und die EU aktiv geworden. Eine internationale Vereinbarung legt fest, dass ab 2017/2018 ein globaler Datentransfer startet. Mehr als 90 Länder haben sich verpflichtet, steuerrelevante Informationen auszutauschen. Neben Österreich und der Schweiz sind Offshore-Destinationen wie die British Virgin Islands dabei. Nicht mitmachen wollen die USA. Sie haben ja Fatca, wie das Land beteuert. In Europa wird überlegt, wie man Druck auf Washington ausüben kann. Eine Gruppe von EU-Parlamentariern rund um die Grünpolitikerin Molly Scott Cato arbeitet an einem Konzept, um eine Strafsteuer gegen US-Banken einzuführen, die keine Infos liefern. Solange solche Ideen nicht konkret werden, bleiben die USA der beste Platz für Ausländer, die durch Panama-Leaks aufgeschreckt wurden, um ihr Geld zu verstecken, sagt Morris. Dafür, dass ein Finanzexodus in die USA begonnen hat, gibt es anekdotische Belege. Neben dem wegen seines diskreten Umfelds stark frequentierten Bundesstaat Delaware haben sich in den letzten Jahren Nevada und Wyoming als großzügiger Onshore-Sitz für Ausländer hervorgetan. Im bevölkerungsärmsten Bundesstaat der USA, Wyoming, kommen auf eine halbe Million Einwohner bereits mehr als 100.000 registrierte Firmen, Tendenz steigend. Morris erzählt, dass Schweizer Banken ihren Kunden beim Gang in die USA aktiv helfen. So fällt für alle etwas an Transfergebühren ab. Nun könnte wegen der Panama Papers ein weiterer Schub ausgelöst werden. Kann es sein, dass die USA deshalb hinter den Panama-Enthüllungen stehen – sie also die anonyme Quelle der Süddeutschen gesteuert haben? Eine immer häufiger gestellte Frage lautet ja: Warum kommen in den Unterlagen kaum Amerikaner vor, während die Namen russischer, syrischer oder chinesischer Oligarchen und Politiker haufenweise auftauchen? Die Recherchen sind zwar noch im Gange. Aber Fusion.net, US-Partner der Plattform ICIJ spricht von gerade 211 Personen mit US-Adressen, die in den Panama Papers aufscheinen. Das Portal McClatchy, das ebenfalls mit dem Netzwerk kooperiert, hat dutzende Betrüger und Pensionisten in den Files ausfindig gemacht. Big Names fehlen aber. Die Skepsis wird auch von Wikileaks geschürt. Die Plattform kritisierte auf Twitter, dass US-Regierungsstellen das Panama-Paper-Projekt mitfinanzierten. Auf der Homepage des ICIJ wird ja tatsächlich die Entwicklungshilfeagentur USAID als ein Sponsor geführt. Wikileaks deutet an, dass Daten von US-Bürgern zurückgehalten werden, wobei die Verschwörung tief reichen müsste, wenn man bedenkt, dass rund 100 Medienunternehmen bei den Panama Papers dabei sind. So gibt es denn auch seriösere Erklärungsansätze für die fehlenden Amerikaner. Manche haben mit der Rolle der USA als Steueroase zu tun – diesmal für Inländer. Die wirtschaftlich Berechtigten von Firmen müssen in vielen Bundesstaaten nicht offengelegt werden. Selbst Treuhänder oder Agenten wissen oft nicht, wessen Geld sie anlegen. Damit offeriert beispielsweise Nevada mehr Diskretion als die Cayman Islands, meint der Offshore-Experte und Autor Jason Sharman. Im Gegenzug haben die USA schon nach der Jahrtausendwende eine Aktion scharf gegen Offshore-Zentren wie Panama gestartet. Die Steuerbehörde IRS hat Kreditkartenbesitzer aus Niedrigsteuerländern intensiv gejagt. Als Offshore-Zentren gewinnen könnten nicht nur die USA, sondern auch Hongkong, Dubai und die Bahamas. Die drei haben zwar zugesagt, beim globalen Datenaustausch mitzumachen, in der Praxis legen sie sich aber gegen das neue System quer, sagt Morris. Dubai und Hongkong werden nicht leicht zum Einlenken zu bewegen sein. Gewinner und Verlierer der Affäre stehen schon weitgehend fest. Und Großbritannien? Die britischen Überseegebiete und Kanalinseln zählen zu den größten Steueroasen. Die Anwälte von Mossack Fonseca haben die meisten Briefkastenfirmen laut ICIJ nicht in Panama, sondern auf den British Virgin Islands gegründet. Von 100.000 Gesellschaften ist die Rede. Auch Premier David Cameron war an einer Offshore-Gesellschaft beteiligt. Unangenehm ist das für ihn, weil er und seine konservative Regierung in der Vergangenheit als Verteidiger der Offshorezentren aufgefallen sind. Eine Initiative zur Einführung von Registern für Trusts versuchte er zu hintertreiben, wie die Financial Times berichtete. Gut in Erinnerung geblieben ist das Exministerin Maria Fekter. 2013, als das heimische Bankgeheimnis international am Pranger stand, attackierte sie die Rolle der britischen Offshore-Zentren scharf. Viele sahen auch in dem Streit einen Kampf Steueroase gegen Steueroase. Die Offensive von damals sei völlig richtig gewesen, sagt Fekter, die heute einfache ÖVP-Abgeordnete ist. Die Panama Papers machten ja deutlich, dass das Transparenzproblem nicht vom Bankgeheimnis, sondern von den anonymen anglosächsischen Gesellschaften ausgeht, so Fekter. Für Steuerflüchtlinge reicht es aus, auf die Kanalinseln zu gehen. Sie müssen nicht nach Panama. Ob Cameron und die City of London ihre Hand weiterhin über Cayman, Jersey und Co halten können, wird sich weisen. Wovon das abhängt? Wohl auch von den weiteren Panama-Enthüllungen. (Andreas Schnauder und András Szigetvari, 9.4.2016)
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Verdreifachung der Leistung in Benchmarks – Release am 26. Oktober. Die Veröffentlichung der nächsten Version des quelloffenen Datenbanksystems MySQL steht vor der Tür. Wie die Entwickler bekannt gegeben haben, soll Ausgabe 5.7 ab 26. Oktober zur Verfügung stehen. Als Verbesserungen verspricht man höhere Skalierbarkeit, einfachere Verwaltung und vor allem flottere Performance. In Leistungstests mit einem Read-only-Durchlauf mit dem SysBench-Benchmark schaffte MySQL 5.7 über 1.024 Verbindungen 1,6 Millionen Anfragen pro Sekunde. Version 5.6 liegt hier bei lediglich einem Drittel des Wertes. Grundlage ist ein neuer Optimizer. Auch die Leistungsfähigkeit von InnoFB soll gesteigert worden sein. Es gibt unter anderem Verbesserungen im Online-Betrieb. An den Start geht mit der neuen Ausgabe auch der MySQL-Router, der besonders Entwicklern helfen soll, in dem er die Kommunikation von Anwendungen mit der Datenbank vereinfacht.
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Das ÖFB-Team gastiert in Schweden, um sich auch ganz offiziell für die EM in Frankreich zu qualifizieren. Die Maulkörbe harren ihrer Entsorgung. Die Befreiung in Form des Satzes Hurra, wir sind bei der EM in Frankreich rückt näher und näher. Am Montagvormittag hat sich die österreichische Fußballnationalmannschaft auf die Reise nach Stockholm begeben, um im ein paar Kilometer entfernten Solna den an sich bereits geschlossenen Sack endgültig abzudichten. Ein Pünktchen aus drei Partien fehlt noch, das wird gebetsmühlenartig betont. Es ist eine freiwillige, kollektive Gehirnwäsche, ein überdimensionaler Maulkorb. Aber das ist prinzipiell gut so. Kapitän Christian Fuchs über den Trip nach Schweden: Es ist keine Genussreise. Wir genießen erst, wenn wir etwas erreicht haben. Tut mir leid, ich wiederhole mich. Wobei Stürmer Marc Janko zugibt – er will sich die Glaubwürdigkeit bewahren -, dass wir uns in einer Luxussituation befinden. Den Druck haben ausschließlich die Schweden. In der Vergangenheit wurde vor einem Match gegen die Skandinavier nahezu ausschließlich über Zlatan Ibrahimovic gesprochen, der ist nun sekundär geworden. Auch deshalb, weil über den Einsatz des Superstars kurzfristig entschieden wird. Seine Bauchmuskulatur ist lädiert. Teamchef Erik Hamren wartet ab (es schaut eher positiv aus, er nahm am Training teil ), ihn sorgt zudem die Tatsache, dass Österreich sieben Zähler mehr hat und ihm und seinem Team Russland im Kampf um Platz zwei im Nacken sitzt. Janko sagt auf Nachfrage ein bisserl etwas über den fast 34-jährigen Ibrahimovic. Natürlich ist er Weltklasse, er hat uns auch oft wehgetan. Aber wir haben Respekt vor allen, nicht nur vor einem einzelnen Spieler. Vielleicht sind sie ohne Ibrahimovic unberechenbarer, obwohl er selbst sehr unberechenbar ist. Jedenfalls sei Schweden weder Übermannschaft noch Jausengegner. Wir müssen auf uns schauen, wir wollen jedes Spiel gewinnen. Die letzte Niederlage in einem Pflichtspiel hat sich just gegen Schweden zugetragen. In der Friends-Arena von Solna. Es geschah am 11. Oktober 2013, Österreich führte zur Pause nach einer formidablen Vorstellung 1:0, Schweden drehte das Ding in ein 2:1. Selbstverständlich erzielte Ibrahimovic das Siegestor. Die WM in Brasilien hatte sich erledigt. Es gab übrigens halblustige Begleiterscheinungen, am Vortag hatte die aberwitzige Zeitung Expressen ein Video auf die Fassade des Mannschaftshotels der Österreicher projiziert, darauf stand geschrieben: Am Freitag stirbt euer Traum. Jener der Schweden wurde dann ein paar Wochen später im Playoff von Portugal beendet. Das Hotel ist übrigens dasselbe, der Wochentag ein anderer. Fuchs hält nichts von offenen Rechnungen. Es ist eine ganz andere Situation, wir leben im Jetzt. Teamchef Marcel Koller hegt auch keine Rachegelüste. Das war ein Schauspiel, ein Zirkus, es geht aber um Fußball. Alle sind fit, die Aufstellung könnte mit jener vom 1:0 gegen die Republik Moldau ident sein. Janko hat die Partie vom Samstagabend abgehakt, im Nachhinein stufte er den Auftritt in Wien ziemlich hoch ein. Es ist ein Zeichen unserer Reife, wir sind geduldig geblieben, Moldau zeigte kein Interesse an der Spielgestaltung und am Ausgleich. Die Schweden werden gezwungenermaßen sehr interessiert sein, nach dem lahmen 0:1 in Russland herrscht akuter Handlungsbedarf. Hamren wird frische Beine bringen. Koller: Es wird für uns Räume geben, es wird richtig Fußball gespielt werden. Wir besitzen ausreichend Qualität, um zu bestehen. Seit dem 11. Oktober 2013 hat die ÖFB-Auswahl acht Pflichtpartien bestritten und sieben Siege gefeiert. Das einzige Remis gab es zum Auftakt der laufenden Quali – 1:1 in Wien gegen Schweden. Innenverteidiger Sebastian Prödl sagt: Wir gehen in das Match wie in ein Finale. Tormann Robert Almer würde seinen Rekord von 513 Minuten ohne Gegentreffer gern ausbauen. Um weitere 90 Minuten. Kollektives Ziel ist es, die Gruppe G ungeschlagen über die Bühne zu bringen. Das Motto von Fuchs lautet: Gas geben, dann feiern. Die Maulkörbe also ablegen, als Sondermüll entsorgen. Hamren hat das bereits getan, er sagte so nebenbei: Österreich ist fix bei der EM, es ist beeindruckend, wie sich die Mannschaft in den zwei Jahren entwickelt hat. Ich werde Koller gratulieren. (Christian Hackl aus Solna, 7.9.2015) Fußball-EM-Qualifikation/Gruppe G/8. Runde: Schweden – Österreich (Solna/Stockholm, Friends Arena, Dienstag, 20.45 Uhr/live ORF eins, SR Carlos Velasco Carballo/ESP) Schweden: Isaksson (Kasimpasa/TUR/122 Länderspiele) – Bengtsson (FSV Mainz 05/23), Granqvist (Krasnodar/RUS/43/2 Tore), Antonsson (FC Kopenhagen/DEN/24), M. Olsson (Norwich/ENG/28/5) – Ekdal (Hamburger SV/GER/18), Wernbloom (ZSKA Moskau/RUS/48/2) – Larsson (Sunderland/ENG/75/6), Durmaz (Olympiakos Piräus/GRE/25/2), Forsberg (RB Leipzig/GER/10) – Ibrahimovic (Paris St. Germain/FRA/106/56) oder Toivonen (Stade Rennes/FRA/44/9) Ersatz: Olsen (PAOK Saloniki/GRE/2), Nordfeldt (Swansea/ENG/5) – J. Olsson (West Bromwich Albion/25/1), Tinnerholm (Malmö/3), Milosevic (Besiktas/TUR/4), Wendt (Mönchengladbach/GER/25), Khalili (Mersin Idmanyurdu/TUR/0), Lewicki (Malmö/4), Zengin (Trabzonspor/TUR/15/2), Berg (Panathinaikos Athen/GRE/31/7), Thelin (Girondins Bordeaux/6) Fraglich: Ibrahimovic (Bauchmuskelprobleme) Österreich: Almer (Austria/23 Länderspiele) – Klein (VfB Stuttgart/GER/29), Prödl (Watford/ENG/51/4), Dragovic (Dynamo Kiew/UKR/39/1), Fuchs (Leicester City/ENG/68/1) – Baumgartlinger (FSV Mainz/GER/38/1), Alaba (Bayern München/GER/38/9) – Harnik (VfB Stuttgart/GER/52/11), Junuzovic (Werder Bremen/GER/41/6), Arnautovic (Stoke City/ENG/44/8) – Janko (FC Basel/SUI/47/21) Ersatz: Lindner (Eintracht Frankfurt/GER/7), Özcan (FC Ingolstadt/GER/4) – Garics (SV Darmstadt/GER/40/2), Madl (Sturm Graz/0), Suttner (FC Ingolstadt/GER/14), Wimmer (Tottenham Hotspur/ENG/2), Ilsanker (RB Leipzig/GER/9), Jantscher (FC Luzern/SUI/17/1), Pehlivan (RB Salzburg/17), Sabitzer (RB Leipzig/GER/12/2), Hinterseer (FC Ingolstadt/GER/6), Okotie (1860 München/GER/11/2) Es fehlen: Hinteregger, Leitgeb (beide Knieprobleme), Kavlak (Schulterverletzung) Die weiteren Dienstag-Spiele (alle 20.45 Uhr): Liechtenstein – Russland, Moldau – Montenegro
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Ja zur harten Asyl-Linie oder keine Koalition mehr, fordert die ÖVP vom künftigen Bundeskanzler. Doch Kern und die SPÖ haben durchaus noch Entscheidungsspielraum. Die dringendste Festlegung des wohl künftigen Bundeskanzlers, Christian Kern, – jene, der die stärksten Erwartungshaltungen vorhergehen – ist: Wie hält es der neue oberste Repräsentant der österreichischen Sozialdemokraten und Regierungschef des Landes mit der Asylfrage? Geantwortet hat er bisher darauf nicht. Zwar ist diese Frage, nüchtern betrachtet, für die Zukunft Österreichs weit weniger entscheidend als wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen (von deren Gelingen wohl abhängen wird, ob die SPÖ mittelfristig FPÖ- und Nichtwähler zurückholen kann). Doch in der aufgehussten Anti-Asylanten-Stimmung im Land und angesichts der aktuellen Allgegenwärtigkeit des Themas hat Kern gerade hier keine Bedenkzeit. Von der ÖVP wird auf den Neuen an der Regierungsspitze in der Asylfrage derzeit massiver Druck ausgeübt. Das Weiterführen der bisherigen Linie – vor allem ein Ja Kerns und seiner künftigen Truppe zur Sonderbestimmung, auf deren Grundlage Regierung und Nationalrats-Hauptausschuss eine Stopp-Verordnung für Asylverfahren erlassen können – ist für die Schwarzen eine Bedingung, um die Koalition weiterzuführen. Sind dem Ex-ÖBB-General in der Flüchtlingsfrage also die Hände gebunden? Muss er zu den Asyl-Bedingungen der ÖVP Ja und Amen sagen, wenn er Neuwahlen scheut – was er und die SPÖ wohl tun, erstens wegen der dann zu erwartenden FPÖ-Mehrheit, zweitens wegen der Möglichkeit, dass bald der Blaue Norbert Hofer als Bundespräsident in der Hofburg sitzt und nur mehr Regierungen nach seinem Geschmack billigt. Nein, handlungsunfähig sind Kern und die SPÖ hier nicht. Wie es flüchtlingspolitisch im Land weitergeht, erschöpft sich nämlich keineswegs in einem Ja oder Nein zu der Asylnovelle samt ihrer – menschenrechtlich höchst umstrittenen – Sonderbestimmung, vulgo Notstandsregelung. Auch wenn sie wie geplant in Kraft tritt, dürfte die diesbezügliche Diskussion bald wieder sehr an Interesse gewinnen. Besagte Sonderbestimmung – das muss auch von Kritikerinnen-Seite einmal gesagt werden –ist aus einer Situation heraus entstanden, in der die Republik auf sich allein zurückgeworfen war. Insofern ist nachvollziehbar, dass es zu ihr kam. Hätten sich die Mitgliedsstaaten der EU nicht als völlig unwillig und unfähig erwiesen, solidarisch mit der Fluchtbewegung umzugehen, hätten nicht Zynismus und Wegschauen das Verhalten in den meisten Regierungen bestimmt, wäre sie nie beschlossen worden. Klar erscheint, dass die Regelung allein auf nationale Interessen setzt und ist damit einer EU-weiten Lösung (die aber nicht zu erkennen ist) entgegensteht. Sie ermöglicht, ein grundlegendes Menschenrecht – jenes auf Prüfung eines Asylbegehrens – für die meisten in Österreich ankommenden Flüchtlinge außer Kraft zu setzen. Das zeigt, wie wenig Wert die österreichischen Eliten dem internationalen Flüchtlingsrecht zuerkennen. Hier sind sie in Europa keineswegs allein. Nun besitzt eine ganze Reihe Staaten Sonder- und Notfallsbestimmungen für besonders exponierte Situationen verschiedenster Art. Die Frage ist jeweils, wann davon ausgegangen wird, dass eine solche Situation besteht. Genau das wird auch nach Inkrafttreten der österreichischen Asylnovelle die Gretchenfrage sein. Wann soll die Notstands-Verordnung beschlossen und wirksam werden? Aus der ÖVP heißt es dazu: Schnell muss es gehen. Das sagte etwa Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Doch eine rasche Verordnung müsste allein auf Verdacht hin beschlossen werden: Bis dato haben laut Auskunft des Innenministeriums heuer 19.000 Menschen in Österreich um Asyl ersucht. Da ist es bis hin zum Richtwert von 37.500 Asylanträgen noch recht weit. Wie werden Kern und die SPÖ sich verhalten, sollte der Koalitionspartner lang vor dem Erreichen der 37.500 den Beschluss einer Notstandsverordnung fordern? Wird er darauf hinweisen, dass das völlig übersteuert wäre? Oder wird er der ÖVP willig sein? In ersterem Fall würde herausgestrichen, dass die Sonderbestimmung nur eine Regelung für wirkliche Sonderfälle sei. In letzterem Fall würde einem Asyl-Regime zugestimmt, mit dem die FPÖ auch ohne Regierungsübernahme weite Teile ihrer Asylanten-Sündenbock-Vorstellungen umgesetzt hätte. Ein möglicher künftiger Regierungschef Heinz-Christian Strache müsste dann nur noch nachjustieren. Hier haben Kern und die SPÖ in Asylfragen weiter die Wahl. Dass ihre Entscheidung eng mit der Frage einer möglichen Annäherung an die FPÖ zusammenhängt, liegt auf der Hand. Wie es hier weitergeht, hat massiven Einfluss auf die Zukunft Österreichs. Also ob es (noch) eine Alternative zum Versinken der Republik in hegemonialen, also Politik und Gesellschaft bestimmenden Rechtspopulismus gibt. Man kann also sehr gespannt sein – besser gesagt: man muss.
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Haslauer: Koordinationstreffen Länder mit Bundesregierung erst am 20. Jänner ist zu spät.. Salzburg – Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) fordert von der Bundesregierung einen raschen Gipfel der in der Flüchtlingsfrage haupt betroffenen Bundesländer und der Regierungsspitze. Er habe Anfang Oktober bei der Bundesregierung um einen derartigen Termin zur Koordination der Flüchtlingspolitik ersucht, berichtete Haslauer Montagabend bei einer Veranstaltung des ÖVP-nahen Seebrunner Kreises – eine Art Think-Tank der Salzburger ÖVP. Der Termin ist am 20. Jänner angesetzt, ärgert sich Haslauer. Das sei eine Verzögerung von vier Monaten, so könne man nicht zusammenarbeiten. Haslauer diagnostiziert in der Bevölkerung ein unglaubliches Unbehagen und eine enorm aggressive Stimmung. Dies komme daher, weil es ein Defizit an Antworten von Seiten der Bundesregierung gebe. Das schafft Unbehagen, sagt Haslauer. Dazu komme, dass die Regierung keinen geschlossenen Eindruck hinterlässt. Nicht einmal in dieser Situation halten sie zusammen, denken sich die Menschen. Die Flüchtlingskrise könne die EU sprengen, befürchtet Haslauer. Österreich habe 2014 rund 30.000 Asylsuchende aufgenommen. Die Slowakei ganze 15. So kann Europa nicht funktionieren. Man gehe sehenden Auges in den Abgrund, warnt der Salzburger Landeshauptmann. Für kommendes Jahr seien 120.000 Asylwerber prognostiziert, man habe aber keine Quartiere. Haslauer schlägt auch vor, dass Deutschland, Österreich und Slowenien gemeinsam die slowenische Südgrenze sichern. Dort sollten Kontingente von Flüchtlingen zusammengestellt werden, die sicher durch Österreich geleitet werden können. Haslauer möchte auch ein neues Asylverfahren. Es gebe in Österreich nicht adäquate Verfahrenstechniken. Deutschland habe ein polizeiliches Schnellverfahren, die Rückgestellten würden dann in Österreich im Asylverfahren aufschlagen. Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, der als Vertreter der Bundesregierung an der Veranstaltung teilgenommen hatte, kritisierte seinerseits die Länder. (Innenministerin Johann Mikl-Leitner war für den Abend zwar angekündigt, war aber verhindert der nationale Sicherheitsrat am Montag tagte.) Er habe in seiner Funktion zu lange auf die optimistischen Zusagen in Sachen Quartiersuche vertraut. Nun habe man bei der UNO winterfeste Zeltunterkünfte bestellt. Konrad berichtete ferner von einem Regierungsbeschluss, dass den NGOs zur Flüchtlingsbetreuung ab 1. November 2000 Zivildiener zur Verfügung gestellt werden. Bis dato wären nur 280 angefordert worden. EU-Komissar Johannes Hahn – Schlüsselland ist die Türkei – erwartet kurzfristig eine Verbesserung der Situation. Die Türkei habe zugesagt, die eigene Ostgrenze stärker zu kontrollieren. Hahn kritisierte erneut das Maß an Entsolidarisierung in Europa.. Die Union ist aber mehr als ein Bankomat, der sich bewegt. Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) verlangte indirekt eine Senkung der Sozialleistungen für Flüchtlinge. Die Mindestsicherung in Österreich sei drei Mal so hoch wie in Syrien der Durchschnittslohn.
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Thema bei Termin am Mittwoch: "Fremde Tatverdächtige", Sexualdelikte sowie Anstieg bei "kleinstkriminellen" Taten. Wien – Nach Meldungen über den mutmaßlichen Mord in Wien-Ottakring und über Vergewaltigungen im öffentlichen Raum wollen viele Menschen wissen, inwieweit es auf Österreichs Straßen gefährlicher geworden ist. Auf die polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2016 muss man aber noch warten: Im März wurde erst jene für das Vorjahr veröffentlicht. Über aktuelle Entwicklungen erstellt die Exekutive sogenannte Lagebilder. Wie diese derzeit aussehen, davon berichtete Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BKA), vor kurzem der Austria Presse Agentur. Die Trendanalysen fußen laut BKA auf laufenden Eingaben der Polizei, denen zufolge die Zahl kleinstkrimineller Delikte angestiegen ist. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat dann diese Woche Mittwoch beim Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, den Landespolizeidirektoren sowie dem Wiener Landespolizeipräsidenten und seinen Stellvertretern einen Maßnahmenplan zur Kriminalitätsbekämpfung in Auftrag gegeben. Bei einem Treffen dazu Mitte kommender Woche soll es nicht nur um den von Lang berichteten Anstieg von Raufereien und Körperverletzungen, kleinen Messerstechereien und Diebstählen im öffentlichen Raum sowie vom Besitz oder der Weitergabe von Drogen gehen. Thema sollen auch allgemein fremde Tatverdächtige sowie Sexualdelikte sein, hieß es am Freitag aus dem BKA. Sobotka hatte einen Schwerpunkt auf Fremdenkriminalität angekündigt. Lang zufolge ist bei schwerwiegenden Delikten wie den eingangs erwähnten derzeit kein Trend nach oben erkennbar. Asylwerber finden sich laut Lang bei der ansteigenden Kleinstkriminalität sowohl als Akteure als auch als Opfer deutlich wieder. Besonders merkbar sei der Anstieg dieser Delikte seit Februar. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) will das Maßnahmenpaket unterstützen und teilte am Freitag mit, es gehe ihm auch um konsequente Abschiebungen von rechtskräftig abgelehnten Asylwerbern. Zahlen über angestiegende Delikte gibt das BKA nicht heraus – mit Verweis darauf, dass diese noch einer Qualitätsüberprüfung unterzogen werden müssten, bevor sie Eingang in die Kriminalitätsstatistik finden. Auch die jährliche Kriminalitätsstatistik erfasst nicht alles: Dunkelziffern sowie die tatsächliche Zahl der Verurteilungen nach einer Anzeige fehlen auch darin. Einfluss nehmen auf die Daten auch Umweltfaktoren: Etwa dass die Zahl der Diebstähle in einem Bezirk steigt, wenn dort ein Einkaufszentrum eröffnet wird. Auch das Anzeigeverhalten der Bevölkerung, die polizeiliche Kontrollintensität und gesetzliche Änderungen beeinflussen die Statistik.
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Guardiola lässt eigene Zukunft offen, rechnet mit Schweinsteiger und gibt sich bezüglich Di Maria zurückhaltend – Aussprache mit ehemaligem Teamarzt Müller-Wohlfahrt. München – Pep Guardiola hat einen Traum – und der dreht sich nicht um das erhoffte Triple. Mein Traum ist, dass der ganze Kader fit ist: Robben fit, Ribéry fit, Martínez fit. Ich will, dass die Spieler enttäuscht und sauer sind, weil sie nicht spielen – und nicht, weil sie verletzt sind, sagte der Trainer von Bayern München am zweiten Trainingstag zu seinen Wünschen für die kommende Saison. Er habe einen überragenden Kader und wünsche sich deshalb auch keinen anderen Spieler, sondern nur, dass im Gegensatz zur vergangenen Saison diesmal keiner seiner Stars länger ausfällt, betonte Guardiola, der dies als Voraussetzung sieht, die hohen Ziele zu erreichen. Auch bei den großen Erfolgen in den 1970er-Jahren seien Franz Beckenbauer und Gerd Müller immer dabei gewesen, und auch beim Triple 2013 hätten die Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben immer gespielt. Noch stehen allerdings Ribéry und Holger Badstuber nicht zur Verfügung. Wann beide zurückkommen, ist offen. Genauso offen wie Guardiolas Zukunft nach Vertragsende im Juni 2016. Nächste Frage, antwortete der 44 Jahre alte Spanier lapidar auf die Frage, ob er sich im Urlaub schon Gedanken über seinen Vertrag gemacht habe. Da habe er vielmehr Golf gespielt, gegessen, getrunken und die Familie getroffen, meinte er launig. Sein größtes Problem sei gewesen, dass die Kinder nicht duschen wollten. Geplant waren ursprünglich erste Gespräche im Herbst. Lassen Sie uns das in Ruhe besprechen. Ich sehe keinen Druck und keine Unruhe, hatte Sportvorstand Matthias Sammer beim Trainingsauftakt am Mittwoch betont. Ein Problem sieht auch Guardiola im vieldiskutierten Fall Bastian Schweinsteiger nicht. Er geht von einem Verbleib des Vizekapitäns aus. Seine Zukunft hängt von ihm ab. Ich denke, dass er hierbleibt. Nur er kann entscheiden, nicht Pep, nicht Kalle (Rummenigge, Anm.), sagte Guardiola. Wenn er hierbleibt, ist es perfekt, er ist ein Topspieler. In den letzten Wochen hatte es viele Gerüchte um Schweinsteiger gegeben, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft. Sammer hatte am Mittwoch kein klares Bekenntnis zum 30-Jährigen abgegeben. Er wolle grundsätzlich gar nichts ausschließen. Zu den Spekulationen über neue Spieler, etwa den in München weiterhin gehandelten Angel di Maria von Manchester United, blieb Guardiola dagegen sehr vage: Das ist die Entscheidung des Vereins. Ich passe mich an. Im Konflikt mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt kündigt sich zumindest Entspannung an. Nachdem der Vereinsarzt nach fast vier Jahrzehnten im April sein Amt wegen Differenzen niederlegte, kam es dieser Tage zu einem klärenden Gespräch. Es war schön, wir haben gesprochen. Es war sehr nett, sehr korrekt, berichtete Guardiola von dem Restaurantbesuch, bei dem auch Sprintstar Usain Bolt und Fußballlegende Paolo Maldini anwesend waren. Die medizinische Abteilung wurde im Frühjahr aus unerklärlichen Gründen für die Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Porto hauptverantwortlich gemacht. Das Verhältnis zwischen Guardiola und dem Klubarzt galt als angespannt. Ich hatte keine Probleme mit Müller-Wohlfahrt, betonte der Trainer nun. Wie in den vergangenen Jahren peilen die Bayern wieder das Triple an, die vierte Meisterschaft in Folge ist Pflicht. Doch Guardiola erwartet keinen Spaziergang. Das ist noch keinem Verein geglückt. Das bedeutet nur eins: Es wird schwer. Aber das ist ein gutes Ziel für uns. Es gebe drei, vier Konkurrenten, schätzt Guardiola. Er rechne diesmal wieder mit Dortmund mit dem neuem Trainer und neuer Stimmung. Thomas Tuchel ist ein großer Trainer. Auch Gladbach habe schon in der vergangenen Saison seine Klasse gezeigt. Dazu nannte er noch Leverkusen und natürlich Wolfsburg.
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Ambitioniertes Weltraumspiel braucht noch etwas länger für die Fertigstellung. Hello Games hat den Veröffentlichungstermin seines Weltraumspiels No Mans Sky von Ende Juni auf den 10. August verschoben. In einer Stellungnahme erklärte Chefentwickler Sean Murray, dass man noch mehr Zeit benötige, um noch einige Schlüsselelemente zu polieren und die eigenen hoch gesteckten Erwartungen erfüllen zu können. Während zahlreiche Fans das zusätzlich Engagement trotz der längeren Wartezeit begrüßten, wurde die Nachricht nicht bei allen Spielern so gut aufgenommen. Murray zufolge habe er zahlreiche Morddrohungen aufgrund der Verschiebung erhalten. Ich habe diese Woche haufenweise Morddrohungen erhalten, schreibt Murray über Twitter. Aber macht euch keine Sorgen, Hello Games sieht jetzt aus wie das Haus von Kevin allein zu Haus. Gebt mir Bescheid, wenn ich die Murmeln und das Öl wieder von den Stiegen entfernen kann. Langsam wird es echt mühsam, ich muss auf die Toilette. I have received loads of death threats this week, but dont worry, Hello Games now looks like the house from Home Alone #pillowfort Zuvor entschuldigte Murray sich über den PlayStation Blog noch für die kurzfristige Änderung des Veröffentlichungstermins. Ich hoffe, ihr – unsere treue Community, die seit der Enthüllung von No Man’s Sky seit Jahren an unserer Seite steht – akzeptiert unsere aufrichtige Entschuldigung und ich bitte euch, nach wie vor den Tag zu erwarten, an dem ihr unser Universum erforschen könnt, so Murray und zeigt sich gleichzeitig sehr positiv bezüglich des Entwicklungsfortschritts. Das Spiel entwickelt sich gut, was unfassbar befreiend ist. Während wir nun sitzen und spielen, und ich Spieletester täglich beim Spielen beobachte, kann ich die Begeisterung endlich zulassen. Wir schaffen das. Um die Wartezeit zu verkürzen, finden Sie hier eine Vorschau auf No Mans Sky und ein Interview mit Sean Murray.
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Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner soll mit anderen Investoren den Flughafen übernehmen und sanieren. Wien – Der Flughafen Klagenfurt war ein besonderer Patient, sagt Peter Malanik, seit 2013 Aufsichtsratsvorsitzender. Mangels Kapital wurde in den vergangenen Jahren nichts investiert: Die Start- und Landebahn ist kaputt, ständig müsse die Piste von Betontrümmern befreit werden. Spätestens Ende 2016 läuft die Bewilligung vom Verkehrsministerium aus, die Piste weiter zu benutzen. Insider erzählen, dass ein neues Feuerwehrauto auch nicht schaden würde. Zwei Hangar, noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, gehören dem Flughafen. Dort ist das Dach aber undicht. Ganz im Unterschied zu jenem modernen Flugzeughangar, der dem Waffenproduzenten Gaston Glock gehört. In dessen Hangar (mit Fußbodenheizung) sind auch die Flieger von den Milliardärinnen Heidi Horten und Ingrid Flick geparkt. Das finanziell marode Land Kärnten, mit aktuell 80 Prozent Haupteigentümer des Airports, fasste zwar im Vorjahr einen Grundsatzbeschluss, die Piste zu sanieren. Doch bei der EU läuft parallel ein Verfahren, ob das kein unerlaubter Zuschuss wäre. Aber selbst wenn es ein Okay von Brüssel geben sollte, bestand im Aufsichtsrat die Sorge, ob das Land Kärnten bzw. die Landesholding jene 15 Millionen Euro zur Sanierung der Piste überhaupt aufbringen kann oder will. Da kam Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner gerade recht. Dieser betreibt seit 25 Jahren am Flughafen in Klagenfurt die Goldeck-Air als Taxiflugunternehmen und auch für seine Privatflüge und hat demgemäß ein eminentes Interesse daran, dass der Flughafen erhalten bleibt. Daher plant Haselsteiner gemeinsam mit Glock, dem Präsidenten der Kärntner Industriellenvereinigung und Eigentümer der Hasslacher-Norica-Timber-Gruppe, Christoph Kulterer, sowie anderen Investoren, etwa 74 Prozent der Flughafenanteile zu übernehmen. Das Land und die Stadt Klagenfurt möchten eine Sperrminorität behalten. Aller Voraussicht nach wird das auf dem Wege einer Kapitalerhöhung geschehen, wo die öffentliche Hand nicht mitzieht. Wann genau es so weit sein wird, hängt davon ab, ob eine Ausschreibung notwendig ist oder die angepeilte Direktvergabe möglich ist. Das soll ein Gutachten klären. Dem langjährigen AUA-Manager Malanik ist jede vernünftige Lösung recht, wie er im Gespräch mit dem STANDARD betonte, er weist nur darauf hin, dass eine öffentliche Ausschreibung Zeit kostet. Sollte es zu keiner Ausschreibung kommen, könnte der Deal mit Haselsteiner & Co Ende 2015 / Anfang 2016 über die Bühne gehen. Wie zügig die Pistensanierung vorankommt, hänge auch davon ab, ob man in der Nacht durcharbeiten kann (was mehr kostet). Die Alternativen: Man arbeitet in Abschnitten, was etwa zwei bis drei Monate dauert, oder die Piste wird für zwei bis drei Wochen gesperrt. Aktuell ist der Airport in Klagenfurt jedenfalls auf Low Cost heruntergefahren, nachdem die AUA den Linienbetrieb um einen Flug auf nur mehr vier bzw drei (am Sonntag) tägliche Flüge reduziert und die Lufthansa die Flüge gänzlich eingestellt hat. Germanwings fliegt von Hamburg, Köln und Berlin nach Klagenfurt. Mit gerade einmal rund 70 Mitarbeitern wurde im Vorjahr ein Verlust von etwa 600.000 Euro erzielt. Dass sich die Passagierzahl auf 250.000 pro Jahr seit 2013 so deutlich reduziert hat, hat einen Grund: Ryanair wurden die Subventionen gestrichen. Jeder Ryanair-Passagier hat mehr gekostet als gebracht, sagte Malanik. In dem Moment, wo kein Geld mehr floss, waren die Billigflieger auch schon weg. Derzeit läuft bei der EU ein Verfahren wegen dieser unzulässigen Gelder.
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Technisches Mittel soll Einblendungen trotz Werbeblocker erlauben. Der ehemalige Google-Mitarbeiter Ben Barokas will mit seinem Startup gegen Adblocker ankämpfen. Dabei soll anfangs der Dialog und Verständnis im Zentrum stehen, sodass der Werbeblocker freiwillig deaktiviert wird. Ist dem nicht der Fall werden andere Geschütze aufgezogen und mit technischen Mitteln die Blockade umgangen. Wie diese Maßnahme aussehen soll, verrät Barakos noch nicht. Es wäre aber möglich auch langfristig die Oberhand beim stetigen Katz- und Maus-Spiel zwischen den Werbeblockern und Werbern zu behalten. Für den ehemaligen Google-Mitarbeiter ist das technische Unterbinden von Werbeeinblendungen Erpressung. Zuletzt sorgte Apple mit der Ankündigung für Aufsehen, künftig Werbeblocker am iPhone oder iPad zuzulassen. Mit iOS9 soll die Integration dieser ermöglicht werden. Drittentwickler können demnach Erweiterungen für den mobilen Browser Safari anbieten, die etwaige Inhalte blockieren können.
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Kanadischer IT-Konzern registrierte die Adresse "androidsecured.com". Der einstige Smartphone-Pionier Blackberry ist in seinem einstigen Metier in den vergangenen Jahren von Apples iPhones und der Android-Konkurrenz verdrängt worden. Während man im Bereich der Services noch einigermaßen gut aufgestellt ist, hat man im Geschäft mit Endgeräten einen schweren Stand. Gerade eine Plattform der Konkurrenz könnte da einen Ausweg bieten. Schon länger kursiert das Gerücht, dass der kanadische Konzern, der vormals unter dem Namen Research in Motion firmierte, ein eigenes Android-Projekt betreibt. Diese Gerüchte hat man nun selbst mit dem Erwerb einer Domain bestärkt. Wie Reuters berichtet, hat sich Blackberry die Adresse androidsecured.com (übersetzt: abgesichertes Android) geschnappt. Ihr Aufruf führt derzeit zu den Enterprise-Angeboten der Firma. Die taiwanische Digitimes hatte erst kürzlich berichtet, dass der Konzern mehrere Geräte mit Android vorbereite. Der aktuelle Firmenchef John Chen hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach erklärt, er würde nur dann Android-Smartphones bauen lassen, wenn er das System sicher gestalten könne. Derzeit unterstützt Blackberry die von Google-Plattform indirekt. Blackberry OS ermöglicht die Ausführung einiger Android-Apps per Sideloading und die BES12-Clientverwaltung für Firmen kann ebenfalls mit Android umgehen. Die Kanadier äußern sich zum Domainkauf derweil nur vage: Blackberry registriert regelmäßig neue Adressen, um die Breite unseres Cross-Platform-Portfolios zu unterstützen, heißt es. Android sei schlicht ein Teil dieser Software-Strategie im Unternehmensbereich.
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Tsipras kritisierte Währungsfonds als "nicht konstruktiv". Athen – Der Internationaler Währungsfonds (IWF) wird sich Euro-Zonen-Vertretern zufolge trotz Bedenken aus Athen weiter am laufenden Rettungsprogramm für Griechenland beteiligen. Es ist unmöglich, dass die erste Prüfung ohne den IWF stattfindet, sagte der Vorsitzende der Euro-Arbeitsgruppe, Thomas Wieser, der Zeitung Kathimerini am Samstag. Dies sei schon wegen der parlamentarischen Vorschriften in einigen Mitgliedsstaaten unumgänglich. Am Mittwoch hatte bereits die deutsche Bundesregierung erklärt, sie halte an einer Beteiligung des IWF fest. Formal dürfte der IWF im neuen Jahr entscheiden, ob er bei Griechenland an Bord bleibt. Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte die Rolle des IWF als nicht konstruktiv kritisiert. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble erklärte daraufhin, Aussagen seien nicht im griechischen Interesse.
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Vorsitzender Pischinger: "Geht völlig an unserem Auftrag als Gewerkschaft vorbei". Wien – Die Forderung der GPA-djp nach einer 14-maligen Auszahlung der Mindestsicherung stößt auch in Gewerkschaftsreihen auf Unverständnis. Für die Fraktion christlicher Gewerkschafter geht diese Forderung in die falsche Richtung. Die Mindestsicherung sei klar als Überbrückungshilfe gedacht und nicht als dauerhafte Unterstützung. Ziel für uns als Interessenvertretung der ArbeitnehmerInnen muss es sein, so viele Menschen wie möglich in Beschäftigung zu haben beziehungsweise zu bringen, und sie nicht von Sozialleistungen abhängig zu machen, findet Wolfgang Pischinger, Vorsitzender der Christgewerkschafter in der GPA-djp. Seiner Ansicht nach geht dieser Vorschlag völlig an unserem Auftrag als Gewerkschaft vorbei. Die Botschaft müsse vielmehr sein: Arbeit muss sich wieder lohnen, findet Pischinger.
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Netzwerkwurde häufig für illegale Waffenverkäufe genutzt. Der unkontrollierte Waffenverkauf über das Internet wird ab sofort erschwert. Der Internetkonzern Facebook teilte am Freitag (Ortszeit) in San Francisco mit, dass die fast 1,6 Milliarden Nutzer des Netzwerks und der Foto-App Instagram nicht mehr unter Privatleuten Waffen anbieten oder Waffenkäufe arrangieren dürfen. Nicht betroffen sind lizenzierte Waffenhändler. In den letzten zwei Jahren haben immer mehr Menschen Facebook genutzt, um neue Produkte zu entdecken und untereinander Sachen zu verkaufen, erklärte die Abteilungsleiterin für Produktpolitik bei Facebook, Monika Blickert, in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP. Schon seit langem wurde auf Facebook politischer Druck ausgeübt, um den Waffenhandel über das Internet einzudämmen. 2014 beschränkten Facebook und Instagram den Handel mit Waffen auf die über 18-Jährigen. Vor dem Hintergrund von Amokläufen mit zahlreichen Toten setzt sich US-Präsident Barack Obama seit Jahren dafür ein, die Bestimmungen zum Waffenhandel zu verschärfen. Er traf damit aber auf Widerstand im Kongress. Anfang Jänner enthüllte Obama seinen jüngsten Plan für ein strengeres Waffenrecht. Kern des Vorhabens ist eine bessere Überprüfung von Schusswaffenkäufern. Obama will nach seinen Äußerungen vom Monatsbeginn sicherstellen, dass jeder, der im Geschäft des Waffenverkaufs tätig ist, eine Lizenz besitzt und Hintergrund-Checks bei seinen Kunden durchführt. Die Neuregelung bei Facebook geht in die Richtung der von Obama vorgeschlagenen Maßnahmen. Ähnliche Regeln wie sie nun für den Waffenhandel eingeführt werden, galten bei Facebook bereits für den Verkauf von Drogen oder verschreibungspflichtigen Medikamenten. Mehrere Vereinigungen, die für eine Beschränkung des Waffenhandels kämpfen, begrüßten die Entscheidung von Facebook. Es sei ein wichtiger Schritt getan, sagte der Vorsitzende der Brady-Kampagne zur Verhinderung von Waffengewalt, Dan Gross. Schon seit 2014 habe seine Kampagne sich für das Verbot eingesetzt. Die Entscheidung von Facebook könne dazu beitragen, dass keine Waffen in die Hände von gefährlichen Leuten gelangten. Die waffenkritische Organisation Moms Demand Action for Gun Sense in America erklärte, die Anstrengungen der vergangenen Jahre trügen dazu bei, Waffen aus dem Umfeld von Kindern fernzuhalten und die Rechtsgrundlagen für den Handel mit Waffen im Internet klarzustellen. Die Vereinigung Everytown for Gun Safety teilte mit, sie habe durch eine Untersuchung mit verdeckten Ermittlern festgestellt, dass gerade Kriminelle sich Waffen über das Internet beschafften.
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Bereinigt Performance-Probleme bei einzelnen Geräten – Für einzelne Nexus-Geräte. Vor einer Woche hat Google die erste Preview von Android N vorgestellt, nun reicht man bereits ein Update nach. Am Donnerstagabend wurde eine neue Testversion der kommenden Betriebssystemgeneration an die Beta-Tester ausgeliefert. Das Update gibt es allerdings nicht für alle unterstützten Geräte sondern nur für Nexus 5X, Nexus 6P und Nexus 9. Auf diesen soll es konkrete Performance-Probleme beheben, die die Tester nach dem Umstieg auf Android N geplagt haben. Die Aktualisierung ist rund 30 MB groß und wurde umgehend an sämtliche Tester ausgeliefert, einen Wellenmechanismus wie bei normalen Android-Updates gibt es im Beta-Program also nicht. Das Update kommt insofern überraschend, weil die nächste Preview laut dem aktuellen Zeitplan erst für April angesetzt ist, und Google in den vergangenen Jahren zwischen diesen Terminen keinerlei Softwareaktualisierungen ausgeliefert hat. Insofern ist dies wohl auch als Hinweis darauf zu sehen, dass man heuer das Beta-Programm aktiver gestalten will als in den letzten Jahren.
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Malaysischer Minister beruft sich auf Airline. Wrackteil soll nach Toulouse gebracht werden. Saint-Denis/Kuala Lumpur – Das auf der Insel La Réunion gefundene Flugzeug-Wrackteil gehört offenbar tatsächlich zu einer Boeing 777. Das gehe eindeutig aus der Nummer auf dem entdeckten Steuerruder hervor, sagte der stellvertretende malaysische Transportminister am Freitag unter Berufung auf Malaysia Airlines. Damit wird es immer gewisser, dass das Wrackteil zu der seit 16 Monaten vermissten Boeing von Flug MH370 gehört. Unterdessen soll das Wrackteil an diesem Samstag zur Untersuchung in der Nähe von Toulouse eintreffen. Das Fundstück dürfte die französische Insel im Indischen Ozean am Freitagabend verlassen, wie eine Sprecherin der Pariser Staatsanwaltschaft sagte. Auch für die französischen Ermittler spricht viel dafür, dass das Teil von einer Boeing 777 stammt. Das sei die bevorzugte Spur, so die Sprecherin. Die geplante Begutachtung in einem Luftfahrttechnikzentrum des Verteidigungsministeriums bei Toulouse soll endgültige Gewissheit schaffen und klären, ob das Teil vom seit 16 Monaten vermissten Malaysia-Airlines-Flugzeug stammt. Bei Flug MH370 war eine Boeing 777 im Einsatz. Mit Ergebnissen sei erst in der kommenden Woche zu rechnen, sagte die Sprecherin. Die Pariser Justiz hat den Fund an sich gezogen, weil dort seit vergangenem Jahr ein Ermittlungsverfahren zum Verschwinden des Flugzeugs läuft.
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Die Einsprüche gegen die Anklage in der Causa VCP-Honorar wurden abgewiesen, Heinrich Pecina muss sich wegen Anstiftung zur Untreue verantworten. Wien – In der Hypo-Causa VCP / Projekt Adam gibt es schlechte Nachrichten für die ehemaligen Hypo-Chefs Tilo Berlin, Wolfgang Kulterer und Josef Kircher sowie den Wiener Investmentbanker Heinrich Pecina (VCP). Die Anklage gegen die genannten Personen und die VCP ist rechtskräftig, das Oberlandesgericht Graz hat die Einsprüche Berlins, Kulterers und Kirchers abgewiesen. Das bestätigt eine Sprecherin des Straflandesgerichts Klagenfurt. Der Terminplan für das Verfahren wegen des Vorwurfs der Untreue (beziehungsweise der Anstiftung dazu) steht aber noch nicht fest. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. In der Causa geht es um ein Beraterhonorar für eine Fairness-Opinion, die das Investmenthaus VCP vor dem Hypo-Verkauf an die Bayern um 4,3 Millionen Euro für die Kärntner Landesholding erstellt hat. Bezahlt hat aber auf Drängen Kulterers und Pecinas die Hypo beziehungsweise zwei ihrer Töchter, und für die sei die Stellungnahme nutzlos, ohne jeden Wert gewesen (Anklage). Die VCP hat ihr Honorar laut Pecina auf Vorgabe der Bank (unter Berlins Leitung) in drei Tranchen zerlegt, für die Projekte Floating, Klammer und Adam, wobei es Adam laut Pecinas Aussage de facto gar nicht gab. Die Leistung der VCP wird nicht bezweifelt, und Pecina hat der Hypo fast den ganzen Schaden ersetzt. Laut Beschluss des Oberlandesgerichts Graz hatte sich Berlin als neuer Hypo-Chef der Bezahlung des VCP-Honorars zunächst verweigert, daraufhin habe Pecina Hypo-Aufsichtsratschef Kulterer um Vermittlung gebeten. Ende 2007 sei bei einer Besprechung bei der VCP in Wien die Dreiteilung beschlossen worden. Rechtskräftig wurde auch die Anklage in der Causa Monarola. In dem Fall sollen zwei Hypo-Banker im Auftrag Kirchers 750.000 Euro aus Liechtenstein in bar abgeholt haben. Das Geld wurde laut OLG-Beschluss für die steuerneutrale Bezahlung von Lobbyisten und Bearbeitung eines Medienproblems der Hypo verwendet.
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Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist stark zurückgegangen, anders sieht es bei Privatinsolvenzen aus. Wien – Trotz der Pleite der Lebensmittelkette Zielpunkt ist die Zahl der Firmeninsolvenzen heuer stark zurückgegangen. Laut Hochrechnung des KSV 1870 wurden 5.126 insolvente Unternehmen verzeichnet, 5,5 Prozent weniger als 2014. Allerdings sorgte die Zielpunkt-Pleite für mehr betroffene Dienstnehmer: 2015 waren es 21.200, ein Anstieg um 1,4 Prozent. Dieser Anstieg ist dem Insolvenzfall Zielpunkt mit seinen 2.700 Mitarbeitern geschuldet, erklärte der KSV. Sonst wäre die Zahl der durch Pleiten betroffenen Dienstnehmer um elf Prozent gesunken. Immer mehr Privatpleiten Ein anderes Bild zeigt sich bei den Privatkonkursen: Deren Zahl stieg heuer um 5,7 Prozent auf über 8.891 mit Gesamtschulden von 1,144 Milliarden Euro – ein Plus von vier Prozent. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Konkurs betrug 128.670 Euro, fast ein Drittel (29 Prozent) der Betroffenen waren ehemalige Selbstständige. Sie hatten im Schnitt Schulden in Höhe von 290.000 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung echter Privater beträgt laut KSV rund 63.100 Euro. Am stärksten war der Anstieg der privaten Insolvenzverfahren mit 16 Prozent auf 1.069 in Niederösterreich. Absolut die meisten Fälle gab es in Wien: Und zwar 3.849 (+9,7 Prozent). Kärnten blieb gemessen an Verfahren pro Person mit Schuldenproblemen auch 2015 ein Spitzenreiter. In Oberösterreich (-3,4 Prozent), der Steiermark (-6,4 Prozent) und im Burgenland (-10,3 Prozent) kam es zu einem Rückgang der privaten Insolvenzfälle. Für 2016 rechnet der KSV 1870 mit einem neuerlichen leichten Zuwachs, sodass die Marke von 9.000 Verfahren erneut durchbrochen werde. Die größten Pleiten 2015 wurden 2.016 Fälle mangels Vermögens nicht eröffnet. Die Zahl der eröffneten Insolvenzen ging um fünf Prozent auf 3.110 zurück. Die geschätzten Gesamtverbindlichkeiten reduzierten sich um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Die größten Pleiten waren heuer abgesehen von Zielpunkt (237 Millionen Euro Passiva) die oberösterreichische Landmaschinenfirma BISO Schrattenecker (68,3 Millionen), Quadracir Beteiligungs GmbH (55,2 Millionen), Hanlo-Firmengruppe (44,3 Millionen), die Bäckereigruppe Pan & Co (40,7 Millionen) und die Wiener Immobilienfirma Rosenthal KG (30 Millionen). Grund zum Jubeln ist der Rückgang der Firmeninsolvenzen aber nicht. Es handelt sich keinesfalls um eine Sommersonne der Konjunktur, sondern um eine Kombination von Stagnation und niedrigen Zinsen, so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Angesichts der niedrigen Rohstoffpreise und weiter niedriger Zinsen sei auch 2016 kaum mit einem wesentlichen Anstieg der Insolvenzen zu rechnen. Nach Bundesländern betrachtet verzeichneten außer Wien (+1,4 Prozent) alle Länder Rückgänge. Tirol (-27 Prozent) und Vorarlberg (-18 Prozent) profitierten vom Tourismus und einer exportorientierten industriellen Produktion. Auch Oberösterreich und Steiermark zeigen aus ähnlichen Gründen einen Rückgang von jeweils 8,5 Prozent.
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Der Bürgermeister Roms ist über fragwürdige Spesenabrechnungen gestolpert und zurückgetreten. Nun hat Premier Renzi ein Problem. Am Vorabend seiner Demission als Römer Stadtoberhaupt hatte Marino noch zu retten versucht, was nicht mehr zu retten war: Er erklärte, dass er die gesamten Spesen, die er während seiner bisherigen Amtszeit ausgegeben habe, an die Stadt zurückzahlen werde. In den Tagen zuvor wurde berichtet, dass der Bürgermeister private Abendessen in Römer Altstadtrestaurants mit der Kreditkarte der Stadt beglichen habe. Auf den Spesenabrechnungen hatte Marino angegeben, dass er mit Vertretern von Institutionen diniert habe, was aber von seinen angeblichen Gästen und zwei Wirten dementiert wurde: Der Bürgermeister sei in mindestens sechs Fällen mit seiner Frau oder mit Verwandten essen gekommen. Obwohl Marino an der Korrektheit seiner Abrechnungen festhielt, wirkte die Ankündigung der Rückzahlung wie ein Schuldeingeständnis. Am Donnerstagabend kam dann die Rücktrittserklärung per Videobotschaft, in welcher Marino von einem Komplott sprach und vom Versuch, das Wahlresultat auszuhebeln. Letztlich war ihm aber gar nichts anderes übriggeblieben, als den Hut zu nehmen: So wie die Dinge liegen, ist das Ende dieser Regierung unausweichlich, hatte ein Stadtrat erklärt, der wie der Vizebürgermeister und zwei weitere Stadträte aus Protest gegen Marino sein Amt niedergelegt hatte. Fallengelassen wurde der Bürgermeister auch von seiner Partei, dem sozialdemokratischen PD von Regierungschef Matteo Renzi. Der Premier ist am Römer Schlamassel nicht unschuldig: Er hatte im vergangenen Jahr, als Rom im Sumpf der Affäre Mafia Capitale versank, mehrfach Marinos Fähigkeit angezweifelt, die korrupte und verlotterte Hauptstadt wieder auf Vordermann zu bringen. Renzi konnte sich jedoch nicht dazu aufraffen, Marino zum Rücktritt zu bewegen, zumal dieser in dem Skandal – im Unterschied zu zahlreichen Gemeinderäten des PD – eine weiße Weste behalten hatte. Außerdem fürchtete sich der Regierungschef vor Neuwahlen: In allen Umfragen liegt die Protestbewegung von Beppe Grillo klar vorne. Die Hauptstadt an die Grillini zu verlieren wäre für den Premier eine Blamage sondergleichen. Der früheste Termin für Neuwahlen wäre nun der Frühling 2016; es kann jedoch durchaus sein, dass Renzi die Wahlen noch eine Weile hinauszögern wird, um Zeit zu gewinnen. Der Premier hat in Rom auch noch ein zweites Problem: In zwei Monaten beginnt das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit, in dessen Verlauf mehr als 30 Millionen Pilger in der Ewigen Stadt erwartet werden. Die im Hinblick auf den bevorstehenden Megaevent erforderlichen Arbeiten – namentlich die Ausbesserung der unzähligen Schlaglöcher in Roms Straßen, die Beseitigung des allgegenwärtigen Drecks sowie die Bereitstellung von Unterkünften für die Pilger – sind zum größten Teil noch nicht in Angriff genommen worden. Im Vatikan steigt die Nervosität, denn es droht allen Beteiligten eine figuraccia (schlechte Figur) internationalen Ausmaßes. Um diese zu vermeiden, hatte Renzi dem Bürgermeister schon im April den ehemaligen Zivilschutzchef Franco Gabrielli zur Seite gestellt, der nun bis zur Bestellung eines Regierungskommissars in Rom das Kommando führen wird. Der international renommierte Transplantationschirurg Marino, der jahrelang in den USA gelebt und operiert hatte, war zunächst für viele Römer ein Hoffnungsträger gewesen: Bei den Stichwahlen für den Einzug ins Kapitol im Juni 2013 hatte der Sohn eines Sizilianers und einer Schweizerin 64 Prozent der Stimmen erreicht. Marino hatte nach seiner Wahl den Mut, sich in Rom mit allen Mächtigen anzulegen: mit den korrupten Baronen in der Verwaltung und den inkompetenten Chefs der städtischen Betriebe, mit den für ihre ständigen Absenzen berüchtigten Gemeindepolizisten und nicht zuletzt auch mit dem einflussreichen Immobilienkönig Francesco Caltagirone. Dafür wurde dem unbeliebt gewordenen Bürgermeister die Rechnung präsentiert: Die Busfahrer, die Müllabfuhr und die Gemeindepolizisten reagierten mit regelmäßigen Streiks, die das Leben vieler Römer seit Monaten zur Hölle machen. Und Caltagirone führte mit seinem Messaggero, der größten Lokalzeitung Roms, eine unerbittliche Hetzkampagne gegen Marino – sodass bis heute nicht ganz klar ist, welche Verfehlungen sich dieser wirklich hat zuschulden kommen lassen und welche ihm nur angedichtet wurden.
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Der Wiener Künstler protestiert mit einer Schweigeminute gegen das Versagen der Politik im Umgang mit Asylwerbern. An der Spitze, heißt es, sei es einsam. Und es kann ganz still sein. Das ist es auch. Am Freitag erscheint ein Stück, das seit dieser Woche die heimischen iTunes-Charts anführt und sogar bei Amazon Deutschland den ersten Rang bei den Alben belegt. Mehr als 2000 Vorbestellungen in wenigen Tagen machten es möglich, der Veröffentlichungstermin wurde deshalb vorverlegt. Das ist nicht nichts, denn es ist ein ungewöhnliches Stück. Es heißt Schweigeminute (Traiskirchen) und ist genau das: Sechzig Sekunden Stille sind da zu hören. Ausgedacht hat sich diese Aktion der Wiener Künstler Raoul Haspel. Künstler ist eine der Selbstbeschreibungen des 36-jährigen Wieners. Der Absolvent der Uni für angewandte Kunst hat noch Designer, Basisdemokrat oder Unzufriedener im Angebot. Oder Grenzgänger – zwischen bildender Kunst und Corporate Art. Als solcher arbeitete er für Marken wie Breitling, Telekom Austria oder Red Bull. Mit Schweigeminute protestiert er gegen das Versagen der Politik im Umgang mit Asylwerbern. Die Minute Stille solle man sich nehmen, um auf seine innere Stimme und sein Gefühl zu hören. 99 Cent kostet der Download, die Einnahmen gehen an die Hilfsorganisation Happy. Thank You. More, Please!!!, eine Initiative für Traiskirchen. Und was iTunes und Amazon kassieren, legt Haspel wieder drauf. Für sein Anliegen, die Charts zu verwenden, vermutete er richtig, würde helfen, es in die Medien zu bringen. Ziel sei, über die Grenze wahrgenommen zu werden und mit der Aktion an die menschliche Qualität der Solidarität zu erinnern, ein Vorbild zu sein. Das ist gelungen. Mittlerweile berichten viele deutsche Medien über das Phänomen, die Kunde davon verbreitete sich über das Netz, wo sie etwa von der deutschen Band Sportfreunde Stiller weitergetragen wurde. Online ist Raoul Haspel schon einmal aufgefallen. Als ORF-Anchorman Armin Wolf zum einjährigen Bestehen seiner Facebook-Seite schrieb, er hoffe, bald 100.000 Anhänger zu erreichen und einen vietnamesischen 100.000er-Schein postete, baute Haspel Wolfs Antlitz in jenes von Ho Chi Minh ein. Wolf war angetan und teilte die Arbeit Haspels. Der setzt im Moment nicht nur auf die Kraft des Schweigens, er fährt selbst immer wieder nach Traiskirchen, überbringt dringend benötigte Dinge, hilft, hört Menschen zu, verschenkt Lächeln, folgt der Einsicht Action speaks louder than words. Noch so ein Bekenntnis zur Stille.
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Im Mai musste die Labour Party eine Niederlage einstecken. Im Kampf um den Parteivorsitz hat nun ein Urgestein gute Karten: Jeremy Corbyn.. Fast drei Monate nach der Wahl schaut Großbritannien halb belustigt, halb verzweifelt auf die schwer geschlagene, aber immer noch größte Oppositionspartei. Trotz ihres drittschlechtesten Ergebnisses seit 1918 widmet sich die Labour Party nicht etwa der Analyse ihrer Niederlage und möglichen Ideen, wie man die Mitte zurückgewinnt. Vielmehr scheint die einstige Arbeiterpartei vor einem Linksruck zu stehen, der sie auch für 2020 unwählbar machen würde. Die Verkörperung dieser Politik heißt Jeremy Corbyn, 66. Er vertritt seit 1983 den Wahlkreis Islington North im Unterhaus – dort also, wo sich in den 1980er-Jahren die verrückte Linke (loony Left) tummelte. Im gleichen Jahr kamen auch Tony Blair und Gordon Brown ins Parlament. Doch während diese beiden die neue Realität der Thatcher-Ära anerkannten, ihre Partei zu New Labour umformten und an die Regierung führten, blieb Corbyn sozialistischen Idealen treu und verharrte auf den Hinterbänken des Parlaments. Nicht einmal ein Parteiamt hatte er jemals inne, und von innerparteilichem Ausgleich will er nichts wissen. Liegt Corbyn gerade deshalb in einer Umfrage unter Labour-Mitgliedern vor seinen Mainstream-Konkurrenten? 91 Ortsvereine favorisieren den Altlinken, 83 wollen den Schattengesundheitsminister Andrew Burnham, 79 entschieden sich für die Schatteninnenministerin Yvette Cooper. Die Parteirechte Liz Kendall liegt mit 14 auf dem letzten Platz. Kein Zweifel: Corbyn elektrisiert viele, seine Kampagne quillt über von jungen Leuten. Der Vegetarier mit dem eisgrauen Vollbart und der stets etwas leidenden Miene erledigt seine Wege mit dem Fahrrad. Er tritt für die nicht einmal von den meisten Iren mehr gewünschte Vereinigung der grünen Insel ein, will die Abschaffung der Monarchie und die Verstaatlichung von Eisenbahn sowie Gas-, Elektrizitäts- und Wasserversorgung. Seine Prinzipientreue trug sogar zur Scheidung von seiner zweiten Frau bei: Weil diese den Sohn auf ein Gymnasium statt auf eine Gesamtschule schicken wollte, verließ Corbyn das eheliche Heim. Darüber mag der Politiker heute allerdings nicht mehr reden. Andere Parteigrößen machen nun gegen Corbyn mobil. Ex-Gesundheitsminister Alan Milburn beschuldigte seine Parteifreunde, sie hätten wohl einen Todeswunsch – vergleichbar dem längsten Brief eines Selbstmörders, mit dem Labour 1983 in die zweite Wahl gegen Margaret Thatcher zog und haushoch verlor. Und Tony Blair teilte all jenen, deren Herz für Corbyn schlägt, mit, sie sollten sich doch einer Transplantation unterziehen. Dies wiederum rief den langjährigen Vizepremier John Prescott auf den Plan: Mit Beleidigungen sei dem Phänomen nicht beizukommen. Unterdessen reiben sich die Konservativen unter Premier David Cameron die Hände. Schamlos haben sie gute Labour-Ideen wie die Erhöhung des Mindestlohns sowie niedrigere Energiepreise in ihr Regierungsprogramm aufgenommen und preisen sich damit der Mittelschicht als Partei für die ganze Nation an. Die freche Behauptung könnte Realität werden, wenn sich Labour tatsächlich ins linksradikale Ghetto zurückzieht.
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Unicef: 1,7 Millionen Minderjährigen droht Mangelernährung. Genf – Bei den Kämpfen im Jemen sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit März mehr als 500 Kinder getötet und über 700 weitere verletzt worden. 1,7 Millionen Minderjährige seien durch Mangelernährung gefährdet, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Genf mit. 606 Kinder, vier Mal so viele wie im vergangenen Jahr, wurden demnach von den Konfliktparteien als Soldaten zwangsrekrutiert, bewaffnet oder an Kontrollposten eingesetzt. Der Unicef-Sprecher Christophe Boulierac sagte, die Todesfälle gebe es sowohl bei den Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition als auch bei Straßenkämpfen am Boden. Im Jemen, wo vier Fünftel der Bevölkerung jünger als 18 Jahre sind, benötigten etwa zehn Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe. Es könnten mehr Minderjährige an Krankheiten sterben als durch Bomben oder Kugeln. Im Jemen kämpfen die Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi mit Unterstützung einer von Riad angeführten Militärallianz gegen Houthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Armee-Einheiten des ehemaligen Staatschefs Ali Abdallah Saleh. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bisher allein 2.355 Zivilisten getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Etwa 1,4 Millionen Menschen flohen vor der Gewalt. Ein von den Niederlanden ausgearbeiteter Resolutionsentwurf für den UN-Menschenrechtsrat sah umfassende internationale Untersuchungen zu Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen im Jemen seit September 2014 vor. Unter dem Druck Saudi-Arabiens und mit Unterstützung der USA und Großbritanniens wurde der Entwurf diese Woche zurückgezogen. Stattdessen nahm der UN-Menschenrechtsrat am Freitag per Konsens der 47 Mitgliedstaaten eine von Saudi-Arabien vorgelegte Resolution an. Darin wird die UNO lediglich aufgefordert, eine nationale Untersuchung zu unterstützen.
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Aktualisierung des 21,5 Zoll großen Modells schon länger her. In Beta-Version 6 von Apples kommendem Betriebssystem OS X El Capitan haben französische Blogger Hinweise auf einen neuen iMac entdeckt. Der 21,5 Zoll große All-in-One-Destkop-Computer soll demnach mit einem neuen Retina-Display mit 4k-Auflösung überarbeitet werden. Das aktuelle Modell mit dieser Bildschirmgröße weist eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel auf. Im OS X-Code findet sich nun die Referenz auf ein Gerät mit 4.096 x 2.304 Pixel. Der kleine iMac hat bereits seit längerem kein Update mehr erhalten. Das 27-Zoll große Modell mit 5k-Display wurde zuletzt im Mai überarbeitet. Die Blogger haben auch Hinweise darauf gefunden, dass sich beim Design nichts gravierend ändern wird. Zu weiteren technischen Details und möglichen Preisen gibt es noch keine Informationen.
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Der NSA-Whistleblower war Thema bei der Debatte der demokratischen Präsidentschaftskandidaten. US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton fährt weiter eine harte Linie gegen den NSA-Whistleblower Edward Snowden. In der Debatte der demokratischen Kandidaten versuchte Clinton laut Wired den Bürgerrechtler als Kriminellen und Dieb darzustellen. Er hätte als Whistleblower Schutz bekommen und alle wichtigen Themen ansprechen können. Es hätte positive Antworten gegeben, so Clinton. Beispiele aus der Geschichte, wie jener des Whistleblowers Thomas Drake, zeigen allerdings ein anderes Bild. Clinton sprach weiter davon, dass Snowden sehr wichtige Informationen gestohlen habe, die in falsche Hände gefallen seien. Ich denke nicht, dass er zurückkehren sollte, ohne sich den Konsequenzen zu stellen, sagte Clinton. Auch Kandidat Martin O’Malley nannte Snowden einen Gesetzesbrecher: Whistleblower flüchten nicht nach Russland, um sich von Putin beschützen zu lassen. Demgegenüber ermahnte der immer populärer werdende Bernie Sanders, dass Snowdens Enthüllungen die Öffentlichkeit informiert habe. Der Ordnung halber seien noch die zwei aussichtslosen Kandidaten erwähnt: Jim Webb wolle die Causa Snowden komplett den Gerichten überlassen, Lincoln Chafee forderte hingegen eine Straffreiheit.
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Verbesserte Schnelllade-Funktion, 802.11ad-WLAN und schnellerer Prozessor. US-Elektronikhersteller Qualcomm rührt kräftig an der Werbetrommel für seinen neuen Highend-Chip. Der Snapdragon 820 wird im kommenden Jahr kommerziell verfügbar und soll dabei nicht nur neue Performance-Rekorde aufstellen. Auch bei anderen Features soll die Latte höher gelegt werden, schreibt Engadget. Zuerst zum grundsätzlichen Baustein: Dem Prozessor. Dort setzt das Unternehmen auf eine im 14-Nanometer FinFET-Verfahren produzierte, selsbt designte Kernarchitektur namens Kryo. Dieser Rechenkerne gibt es vier, die mit maximal 2,2 GHz takten können. Beim Snapdragon 810 hatte man noch ein vorgefertigtes Design mit acht Kernen in big.LITTLE-Aufstellung genutzt, bei der vier Cortex-A57-Kerne große Lasten und vier Cortex-A53-Kerne kleine Lasten stemmen durften. Die Rückkehr zu einer Eigenbau-Lösung soll die Leistungsaufnahme am Niveau des Vorgängers halten, während sich die Performance verdoppeln soll. Wenngleich mit HTC, Sony und ZTE einige wichtigere Hersteller auf den Snapdragon 810 gesetzt hatten, machte Qualcomm mit der letzten Generation gemischte Erfahrungen. Denn der Chip fiel mit hoher Wärmeentwicklung auf, was letztlich dazu führte, dass die damit versehenen Smartphones entweder per Update gedrosselt oder gleich mit niedrigeren Taktraten ausgeliefert wurden. Neben einer Lösung für dieses Problem ist der Snapdragon-820 offenbar auf langfristige Zukunftstauglichkeit ausgelegt. So unterstützt er etwa X20-LTE, kann mit einem entsprechenden Antennensatz LTE der Kategorie 12 mit bis zu 600 Megabit pro Sekunde im Downstream sowie 150 Megabit im Upstream (Cat 13) nutzen. Dafür ist allerdings ein entsprechend ausgerüstetes LTE-Advanced-Netz (LTE-A)-Voraussetzung. Derzeit laufen diesbezüglich in verschiedenen Ländern Tests, Echtbetrieb gibt es noch keinen. Ebenfalls unterstützt wird LTE über unlizensierte Frequenzen (LTE-U). Hier wird etwa über das meist im WLAN-Bereich verwendete 5,8-GHz-Band gefunkt, derzeit ebenfalls mit bis zu 600 Mbit/s, derzeit ebenfalls nur experimentell. Ähnliches gilt für den WLAN-Standard 802.11ad. Mit diesem hält neben dem 2,4 GHz und dem 5-GHz-Band auch das 60-GHz-Band Einzug und soll Übertragungsraten von mehreren Gigabit pro Sekunde erlauben. Im Consumer-Bereich, wo gerade Router und Karten nach 802.11ac dabei sind, sich zu etablieren, spielt diese Technologie aber noch keine Rolle. Die Konfiguration könnte darauf hindeuten, dass Qualcomm den Chip auch an Unternehmen für den Einsatz in Infrastruktur und anderen Bereichen anbieten will. Interessanter wird es hingegen mit QuickCharge 3.0. Der Standard soll offiziell im Dezember finalisiert und vom Snapdragon 820 ebenfalls schon unterstützt werden. Bis zu 27 Prozent schneller soll die Aufladung von Akkus in Smartphones, Tablets und anderen Mobilgeräten dann verlaufen. Bewerkstelligt werden soll dies auch durch einen neuen Algorithmus, der den Energieverbrauch des Gerätes während der Aufladung um bis zu 45 Prozent senken soll. Dazu verspricht man auch, dass die Festlegung des Ladestroms genauer funktionieren soll, um unnötige Erwärmung zu vermeiden und die Lebenszeit des Gerätes zu verlängern. Verfügbar wird der Snapdragon 820 voraussichtlich kurz nach Jahreswechsel, sodass einige Frühjahrsflaggschiffe wohl bereits mit dem Chip laufen dürften. Ende 2015 soll der Snapdragon-617 eine neue Option für die obere Mittelklasse liefern. Gemeinsam mit dem Modell 820 folgen außerdem noch die Varianten 618 und 620. Die untere Mittelklasse bedient schließlich der Snapdragon 430, der erst später auf den Markt kommt.
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ÖVP Wien ist für Gesamterfolg der Partei entscheidend, sagt der neue Landeschef. Wien – Gernot Blümel wurde am Montagnachmittag vom ÖVP-Landesparteivorstand mit 95,7 Prozent der Stimmen zum geschäftsführenden Obmann gewählt. Er folgt damit auf Manfred Juraczka, der die Landesgruppe am Sonntag in ein historisches Wahldebakel geführt hat. Im Interview mit dem STANDARD erklärt Blümel, warum er sich den Job antut und wie er die anstehenden Gespräche mit der SPÖ anlegt. STANDARD: Warum tun Sie sich den Job des ÖVP-Chefs in Wien an? Blümel: Ich bin von Haus aus ein überzeugter ÖVPler, mit jeder Faser meines Herzens. Ich habe meine Diplomarbeit über den Personenbegriff in der christlichen Soziallehre geschrieben. Es liegt mir also total am Herzen, dass es mit der ÖVP in Wien bergauf geht. Es gibt wenige Teile in der ÖVP, die für den Gesamterfolg der Partei so wichtig sind wie die Wiener ÖVP. Deshalb nehme ich diese großartige Aufgabe gerne an. STANDARD: Mussten Sie lange bearbeitet werden, bis Sie zugesagt haben? Blümel: Am Sonntagabend gab es erst die Wahl, danach haben die Beratungen in der Partei begonnen und dann ist man auf mich zugekommen. Von lange kann also nicht die Rede sein. STANDARD: Die Partei muss nach dem historisch schlechtesten Abschneiden einer ÖVP-Landesgruppe neu aufgestellt werden: Was sind die größten Baustellen der Wiener ÖVP? Blümel: Sie haben Recht: Es geht um eine grundlegende Neuaufstellung – strukturell und inhaltlich. Es reicht nicht, nur ein Gesicht auszutauschen. Der einzige Fehler, den wir jetzt machen können, ist, zu wenig Mut zu haben. STANDARD: Was heißt das konkret? Blümel: Ich wurde vor einer Stunde bestellt. Es braucht noch etwas Zeit, wir werden das intern in Ruhe beraten. STANDARD: Waren die Themen, die man im Wahlkampf gesetzt hat – Gymnasien, Autofahrer – zeitgemäß für eine Großstadt wie Wien? Blümel: Ich will nicht Vergangenheitsbewältigung betreiben, sondern mich um die Zukunft kümmern. Aber klar ist: Der Wahlkampf war von einem inszenierten Duell überlagert, dadurch wurden die anderen Parteien von den Titelblättern und auch aus der Wahrnehmung der Wähler verdrängt. Wir wollen jetzt gemeinsam definieren, was die Grundlagen einer bürgerlichen Stadtpolitik sind. Und vielleicht kann das ja ein Modellversuch für ganz Österreich werden. STANDARD: Streben Sie eine Koalition mit der SPÖ an? Blümel: Das ist eine jener Fragen, die für die Politikverdrossenheit verantwortlich ist. Es geht nicht um die Frage, ob wir in eine Koalition wollen oder nicht. Es geht darum, welche Themen wir forcieren wollen. Wenn wir die in den Verhandlungen durchbringen, steht einer Koalition nichts im Wege. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen wir auch nicht davor zurückschrecken, in Opposition zu gehen. STANDARD: Gibt es konkrete inhaltliche Bedingungen für die Regierungsbeteiligung? Blümel: Das werden wir intern diskutieren. Diese Fragen gehören gut vorbereitet. STANDARD: Sie haben nicht auf dem Landeswahlvorschlag der ÖVP kandidiert, werden daher auch nicht im Gemeinderat vertreten sein. Ist das nicht ein Nachteil oder denken Sie sich: Wenn es zu keiner Koalition kommt, bleibt noch der Posten des nichtamtsführenden Stadtrats? Blümel: Das ist komplett irrelevant. Es geht darum, was das Beste für die Wiener ÖVP ist und durch welche inhaltliche und strukturelle Neuaufstellung wird das erreichen. Das hängt nicht von der Frage ab, ob ich im Gemeinderat sitze oder ob ich nichtamtsführender Stadtrat bin. STANDARD: Wo sehen Sie im politischen Spektrum in Wien Platz: Muss man die rechte Flanke stärker bedienen, um Strache Konkurrenz zu machen? Blümel: Wir sind traditionell eine bürgerliche Partei der Mitte – auf Basis der christlichen Soziallehre. Auf dieser Basis werden wir unsere Inhalte definieren. STANDARD: Also wird es keinen Rechtsruck unter dem neuen Obmann Gernot Blümel geben? Blümel: Noch einmal: Wir werden uns das genau anschauen und dann definieren, wie bürgerliche Politik in einer Großstadt aussehen soll.
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Da Rechte allerdings öffentlich sind, könnte gleichzeitig Konkurrenz durch andere Studios entstehen. Sony hat die Rechte an einem Filmdrehbuch erworben, in dem Emojis die Hauptrolle spielen: Das berichtet das Hollywood-Magazin Deadline unter Berufung auf interne Quellen. Das Drehbuch soll schon seit längerer Zeit in diversen Produktionsstudios kursiert sein, Sony hat schlussendlich mit einem siebenstelligen Betrag am meisten geboten. Sony muss sich beeilen, denn gleichzeitig stehen auch andere Emoji-Projekte vor dem Abschluss. Der Grund dafür – neben der Popularität der Symbole: Emojis unterliegen keinen Urheberrechtsbeschränkungen, sondern befinden sich in der Public Domain. Dadurch müssen die Hersteller – im Unterschied beispielsweise zu den Lego-Filmen – keine Lizenzgebühren überweisen. Regie beim ersten Emoji-Film wird Anthony Leondis führen, der gerade für DreamWorks den Film B.O.O.: Bureau of Otherworldly fertiggestellt hat.
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Rapid freut sich im Cup erneut auf Amstetten, Ried spielt wieder gegen den WAC und die Pflichtübung der Austria heißt Wels. Wien – Am Mittwoch kommt es in der 2. Runde des ÖFB-Cups zur Neuauflage zwischen Amstetten und Rapid. Im Vorjahr haben die Hütteldorfer nur mit Mühe und einem späten Tor von Christopher Dibon in der Verlängerung eine Blamage abgewehrt. Diesmal will der Bundesliga-Tabellenführer gegen den Drittligisten nicht über die volle Distanz gehen müssen. Ein Cup-Wiedersehen feiern auch Ried und der WAC. Fahrlässige Chancenauswertung und ein Spielfeld an der Grenze zur Regelwidrigkeit, bedingt durch starke Regenfälle, ließen die Wiener in der vergangenen Saison beinahe in der ersten Cuprunde ausrutschen. Für heuer sind die Wetterprognosen zwar ähnlich schlecht, doch Rapid fährt mit dem Selbstvertrauen des Tabellenführers nach Amstetten. Uns schenkt aber niemand etwas, daher ist Amstetten auch für uns eine schwierige Aufgabe, meinte Trainer Zoran Barisic. Richtungsweisend Erst im Halbfinale musste sich der WAC in der abgelaufenen Saison geschlagen geben. Zuvor hatten sich die Kärntner in der 2. Runde hauchdünn 1:0 bei der SV Ried durchgesetzt. Ein Jahr später, gleicher Ort, kommt es am Mittwoch erneut zu diesem Duell. Für beide Mannschaften verlief das erste Saisonviertel nicht nach Wunsch, doch just vor dem Cupfight verschafften sich beide mit Punktgewinnen etwas Luft. Für die Elf von Dietmar Kühbauer gilt es, den Schwung nach dem Remis gegen Meister Salzburg (1:1) in der Liga mitzunehmen. Zuletzt gegen Salzburg hat es schon ganz gut geklappt und daran wollen wir anschließen, meint WAC-Spieler Boris Hüttenbrenner. Die Rieder feierten zum Cup-Auftakt den höchsten Sieg der Runde. Gegen den SV Innsbruck setzten sich die damals noch von Helgi Kolvidsson betreuten Oberösterreicher mit 15:0 durch. Unter Nachfolger Paul Gludovatz holten die Wikinger in der Liga zuletzt einen 2:0-Sieg gegen Altach. Erst knapp im Elfmeterschießen setzte sich Admira Wacker Mödling im Juli gegen den SV Schwechat durch, um danach als bisheriges Sensationsteam der Bundesliga durchzustarten. Nun wartet abseits vom erfolgreichen Liga-Alltag mit dem von Ex-Bundesligakicker Petr Vorisek (Pasching, Austria Wien) betreuten SV Wallern ein Club aus der Regionalliga Mitte. Wir sehen die Priorität in der Meisterschaft, betonte Admira-Trainer Oliver Lederer allerdings am Montagabend in der ServusTV-Sendung Sport und Talk. Die Wiener Austria plant bei Viertligist FC Wels Frustbewältigung nach der 0:2-Niederlage zuletzt in Graz. Wir dürfen dem Spiel nicht lange nachtrauern, müssen die Lehren daraus ziehen, die Köpfe aufrichten und am Mittwoch voll da sein, gab Austria-Mittelfeldspieler Raphael Holzhauser die Marschroute vor.
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Microsoft bedient deutlich mehr Nutzer als nur die Windows Insider in den ersten 24 Stunden. Zum ersten Mal gibt es eine neue Betriebssystemgeneration von Microsoft für viele Nutzer als kostenloses Upgrade. Und diese Herangehensweise scheint nun ihre Wirkung zu entfalten: Alleine in den ersten 24 Stunden haben 14 Millionen Nutzer auf das fertige Windows 10 aktualisiert, dies verkündet Microsoft in einem Blogeintrag. Damit hat Microsoft deutlich mehr Nutzer mit der neuen Version versorgt, als man ursprünglich angekündigt hatte. Noch vor kurzem war die Rede davon, dass am ersten Tag lediglich die Windows Insider – also jene fünf Millionen Personen, die bereits die Preview-Versionen getestet haben – die fertige Release erhalten. Dies deckt sich auch mit der Erfahrung vieler Nutzer, die davon berichten, dass sie bereits das Upgrade von Windows 7 oder Windows 8.1 erhalten haben. Ein vollständiges Bild zeichnen diese Zahlen aber trotzdem nicht. Immerhin bestimmt Microsoft selbst, wie viele Nutzer wann das Update erhalten. Windows 10 wird in Wellen ausgeliefert, um bei etwaigen Problemen rasch mit weiteren Bugfixes reagieren zu können. Bis allen Rechnern die neue Version angeboten wird, kann also noch einige Zeit vergehen. Wer nicht so lange warten will, kann das Update aber auch mit einem Trick erzwingen. Ganz allgemein ist davon auszugehen, dass sich Windows 10 deutlich schneller verbreiten wird, als je eine andere Windows-Version zuvor. Schon bei Apples OS X hatte sich gezeigt, dass die Einführung des Gratis-Updates die Verbreitungsgeschwindigkeit neuer Versionen massiv beschleunigt hat. Microsoft hat sich jedenfalls das Ziel gesetzt, dass Windows 10 in drei Jahren auf mehr als einer Milliarde Geräte sein soll.
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Welche Songs, Künstler und Genres man am meisten gestreamt hat und wie lange. Vor wenigen Tagen hat Spotify seinen Jahresrückblick mit den allgemein am meisten gestreamten Songs und Künstlern präsentiert. Nun lässt der Musikdienst auch Nutzer ihren persönlichen Rückblicke auf das Musikjahr 2015 erstellen. Auf www.spotify.com/2015 können Nutzer nachsehen welchen Songs sie 2015 als erstes gestreamt und welche Songs, Künstler und Genres sie am meisten gehört haben. Zudem sieht man in welcher Jahreszeit man welchen Interpreten bevorzugt hat. Für die persönliche Statistik gibt es dazu noch die Anzahl der Minuten, die man auf Spotify mit Musikhören verbracht und wieviele verschiedene Künstler und Songs man gehört hat. Für den Jahresrückblick muss man sich mit seinem Account auf der Website einloggen. Wer möchte, kann die Zusammenfassung auch gleich über soziale Netzwerke teilen.
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Der UNISTANDARD hat sich die Bildungspolitik hinter den Menschen im Rennen um die Hofburg angesehen. Wien – Die großen im Nationalrat vertretenen Parteien haben ihre Kandidaturen für die Bundespräsidentschaftswahl bekannt gegeben. Es-Sozialminister Rudolf Hundstorfer geht für die SPÖ ins Rennen, die ÖVP schickt Seniorenbund-Obmann Andreas Kohl und die FPÖ fährt mit dem dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer auf. Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen will als unabhängiger Kandidat zum Bundespräsidenten gewählt werden. Ebenso Irmgard Griss, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes. Ob und wieso es die Kandidaten an eine Hochschule verschlagen hat, mit welchen Hürden sie zu kämpfen hatten und mit welchen Arbeiten sie die Uni wieder verlassen haben, hat der UNISTANDARD erfragt. Ein Hochschulstudium hat der Sozialdemokrat Rudolf Hundstorfer nicht gemacht. Aus einfachen Verhältnissen stammend, sei es nicht leicht gewesen, eine gute Ausbildung zu erlangen. Dennoch habe ich den sogenannten sozialen Aufstieg geschafft, darauf bin ich stolz, sagt er. Aus der Ausbildung als Bürokaufmann habe er aber mitgenommen, strukturiert zu arbeiten. Im Bildungsbereich will sich Hundstorfer für eine bessere Grundausbildung einsetzen. Als Arbeits- und Sozialminister hat er die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auf den Weg gebracht. Das war mir sehr wichtig, sagt er. Ein Anliegen ist ihm die Chancengleichheit für alle: Jeder und jedem sollte der Zugang zur Hochschule möglich sein. Der Mensch stehe im Staat im Mittelpunkt und habe seine Lehren aus den Gräueln des Nationalsozialismus und Kolonialismus gezogen – eine Erkenntnis, die Andreas Khol (ÖVP) in seinem Studium gewonnen hat. In seiner Habilitationsschrift befasste sich Khol mit dem internationalen Menschenrechtsschutz. Für das Amt als Bundespräsident habe er aber auch Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch, Wissen in puncto Völkerrecht und Verfassungsrecht aus dem Studium mitgenommen: Das sind essenzielle Grundlagen für die Aufgaben des Bundespräsidenten, sagt Khol. Gewinnt er das Rennen um die Hofburg, will er sich für einen möglichst individualisierten und personalisierten Studienablauf starkmachen. Die HTL für Flugtechnik beendete der Freiheitliche Norbert Hofer mit einer Arbeit über die Konstruktion und die aerodynamische Berechnung eines Motorflugzeugs und der thermodynamischen Berechnung eines vierzylindrigen Kolbentriebwerks. Ich habe mich schon immer für das Fliegen begeistert, sagt Hofer. Die Ausbildung stelle ein starkes Fundament für das gesamte Leben dar. Wesentlichster Punkt ist für Hofer die Durchlässigkeit des gesamten Bildungssystems und die Sicherung von Ausbildungs- und Studienplätzen in Österreich. Es sei nicht hinzunehmen, dass durch Numerus-clausus-Opfer talentierte Menschen in Österreich keinen Studienplatz zur Verfügung gestellt bekommen. Seine Diplomarbeit schrieb Alexander Van der Bellen (Grüne) über staatliche Fonds, es folgte die Dissertation und die Habilitation in mathematischer Auswahlfunktionen und gesellschaftlichen Entscheidungen. Vereinfacht gesagt, geht es dar um, wie eine Gesellschaft zu Entscheidungen kommt, so Van der Bellen. Gelernt hat er daraus nicht nur für den Wahlkampf, sondern auch, dass das Zusammenwirken von Staat und Wirtschaft sehr komplex und wichtig ist für eine Gesellschaft. Ab dem dritten Studienjahr musste er sich das Studium selbst finanzieren. Eine Hürde war zudem, dass er für die Habilitation spezifische Gebiete der Mathematik nachholen musste. Ohne die hätte ich die Fachliteratur nicht lesen können. Als Juristin musste Irmgard Griss erst keine Abschlussarbeit schreiben. Sie hängte aber einen Master an der Harvard Law School an das Studium der Rechtswissenschaften an und beendete es mit einer Arbeit über internationales Privatrecht. Ihr Fokus lag dabei auf Rechtsvergleichung. Das hat mich schon immer sehr interessiert, da man dadurch auch das eigene Recht besser versteht, sagt Griss. Dadurch habe sie auch gelernt, ein Rechtsgebiet neu zu denken. Diese Offenheit könne sie auch für das Amt der Bundespräsidentin nutzen. Sollte Griss in der Bildungspolitik künftig mitmischen, würde sie sich an erster Stelle für Chancengleichheit einsetzen – mit einem fairen und großzügigen Stipendiensystem etwa.
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CSU-Innenminister Joachim Herrmann macht Druck auf Bundesregierungen. STANDARD: Wie ist Ihre Laune, wenn Sie Richtung Österreich schauen? Herrmann: Zusammen mit vielen bayerischen Mitbürgern ärgere ich mich, wenn ich sehe, dass so viele Flüchtlinge einfach so von der slowenischen zur deutschen Grenze durchgeleitet werden. Das ist vor allem für die Menschen, die unmittelbar an der Grenze leben, eine große Belastung und außerdem ein Verstoß gegen EU-Recht. STANDARD: Das alles passiert aber mit Billigung der deutschen Bundesregierung. Kanzlerin Angela Merkel hat sich bewusst für den Prozess, Flüchtlinge ohne Beschränkung einreisen zu lassen, entschieden. Herrmann: Ja, das ist mir bewusst. Aber die Menschen hier in Bayern nehmen eben Österreich als unmittelbaren Nachbar wahr und verorten die Ursachen für diese Problematik nicht in Griechenland oder am Balkan. Ich hoffe und wünsche, dass wir mit Österreich gemeinsam und partnerschaftlich wieder in der EU rechtmäßige Zustände herstellen und die gegenseitigen Belastungen in unserer guten Nachbarschaft ausgeräumt werden können. STANDARD: Bayern drängt nun auf eine Begrenzung der Aufnahmekapazitäten. An welche Zahl denken Sie dabei? Herrmann: Wir nennen keine Zahlen. Aber es ist klar, dass unsere Kommunen an der Grenze der Belastbarkeit angekommen sind. Im September sind 270.000 gekommen. Die Polizei, die Rettungsorganisationen, alle sagen, das ist nicht beliebig verlängerbar. Wir sind ja jetzt in einem Einsatz-Umfang wie sonst nur in Katastrophenschutzfällen – wenn es etwa ein Hochwasser gibt. Aber da weiß man dann: Es ist nach drei Wochen vorbei. Klar, es gibt auch danach noch Aufräumarbeiten, aber die Feuerwehr und das Rote Kreuz können erst mal nach Hause. Mir sagen Innenminister aller politischen Couleur aus anderen deutschen Bundesländern auch: Das geht auf Dauer nicht gut. STANDARD: Wer darf aus Ihrer Sicht dann noch kommen? Sie haben ja gesagt, das politische Asyl wird nicht angetastet. Wie aber sind Obergrenzen damit vereinbar? Herrmann: Wir sagen nicht, dass gar niemand mehr zu uns kommen soll. Als Flüchtlinge aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen werden vom Bundesamt für Migration gerade mal zwei Prozent eingestuft. Das ist nicht das Problem. Wir wollen Menschen aus Syrien natürlich auch helfen. Aber wenn alle von Bürgerkriegen in Arabien und Afrika Betroffenen nach Deutschland kommen wollen, dann sind das Millionen. Daher müssen wir für Bürgerkriegsflüchtlinge zu einer Kontingentlösung kommen. Die USA und Großbritannien machen das auch. STANDARD: Wer soll über die Obergrenze entscheiden? Herrmann: Sinnvollerweise sollte die EU da gemeinsam eine Grenze festlegen. Deutschland wird einen großen Beitrag leisten, Österreich sicher auch. Ich habe ja auch größten Respekt davor, welchen Beitrag Österreich gemessen an seiner Größe leistet. STANDARD: Folgt die Regierung Ihren Wünschen nicht, wollen Sie vor das Verfassungsgericht ziehen und dort einen Stopp erzwingen. Für das Koalitionsklima ist das wenig förderlich. Herrmann: Es gibt ja viele Punkte, wo wir übereinstimmen – dass wir besseren Schutz der EU-Außengrenzen und Hot-Spots in Italien wie Griechenland zur Registrierung brauchen. Oder dass die Frontex-Truppen verstärkt werden müssen. STANDARD: Schön. Aber es bleibt der große Konflikt um die Kapazitäten. Bayern will genau das Gegenteil von dem, was Merkel tut. Herrmann: All diese Maßnahmen dienen ja auch der Begrenzung der Flüchtlingszahlen. Wenn es Hotspots gibt, dann wird ein Teil der Flüchtlinge sofort zurückgeschickt. STANDARD: Das geht Ihnen in Bayern aber nicht schnell genug. Herrmann: Wir Bayern sind es gewohnt, dass wir manchmal nicht gleich am ersten Tag mit unseren Forderungen durchdringen,. Natürlich ist klar, dass wir nicht mehr fünf Jahre Zeit haben. Das muss jetzt schnell gehen, und wir werden darauf dringen, dass die Bundesregierung für eine Begrenzung eintritt. Wir haben ja schon eine klare und gemeinsame Linie, was die Menschen vom West-Balkan betrifft. Gerade hat die Koalition in Berlin weitere Länder als sichere Herkunftsländer eingestuft. STANDARD: Noch fehlt für die Einstufung von Albanien, Kosovo und Montenegro als sichere Herkunftsländer die Zustimmung des Bundesrats. Herrmann: Richtig, aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese im Laufe des Oktobers bekommen. STANDARD: Viele Grüne haben dabei Bauchschmerzen. Herrmann: Bayern hat diese Einstufung schon vor einem halben Jahr gefordert, da lehnte die SPD diesen Schritt noch strikt ab. Jetzt wollen im Bundesrat auch rot-grün regierte Länder zustimmen. Es passiert immer wieder, dass Bayern zuerst etwas fordert, dann alle schreien, das geht so nicht. Aber wenn wir beharrlich dranbleiben, kann es passieren, dass schon nach wenigen Wochen die Einsicht kommt. STANDARD: Sie und Ministerpräsident Horst Seehofer sprechen von Notwehrmaßnahmen. Ist das nicht viel zu scharfe Rhetorik angesichts von Menschen, die alles verloren haben und Schutz suchen? Herrmann: In der Flüchtlingsfrage hat der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl schon 1992/1993 von einer notstandsähnlichen Situation gesprochen. Und wir haben heute Zahlen, die viel höher sind. Ich glaube nicht, dass das ein Problem der Begrifflichkeit ist. Wir möchten, dass der Bund die richtigen Maßnahmen ergreift. Sonst wären wir von Bayern aus gezwungen, zu handeln. Aber das wollen wir gar nicht. Wir wollen lieber die Bundesregierung überzeugen.
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In Österreich waren Mitte 2014 etwa 325.000 Hunde von 285.000 Hundehaltern gemeldet.. Durchschnittlich kommen 38 Hunde auf 1000 Einwohner. Geografisch sind sie höchst unterschiedlich verteilt: In Niederösterreich und dem Burgenland kommen 67 beziehungsweise 58 Hunde auf 1000 Einwohner, in Vorarlberg und Wien nur 19 beziehungsweise 24. Im Rekordbezirk Hollabrunn kommt sogar ein Hund auf zehn Einwohner. Dort ist auch der Anteil der Hundebesitzer an der Bevölkerung am höchsten: Acht Prozent sind Herrchen oder Frauchen. Die wenigsten Hunde findet man in Wien-Ottakring mit zwölf Hunden pro 1000 Einwohner. Auf Herrl und Frauerl gerechnet gibt es im neunten Wiener Bezirk die meisten Hunde: 1,4 Hunde pro Halter sind dort gemeldet – in Rust nur ein Hund pro Halter. Genauerer Blick nach Wien Wien wächst. Das merkt man nicht nur an der Einwohnerzahl, sondern auch an der Anzahl der in der Stadt registrierten Hunde. Im Jahr 2014 waren es 61.861, über 5000 mehr als noch im Jahr zuvor. Rasse oder Mischling? Züchter oder Tierschutz? Welcher Hundetyp sind Sie? DER STANDARD hat sich bei Wienern umgehört, wie sie auf den Hund gekommen sind.
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Laut "Winfuture" optische Anpassungen und teilweise neue Funktionen. Der Start von Windows 10 rückt näher. Vor wenigen Tagen wurde eine neue Insider Preview erstellt, die nun im Internet kursiert. Wie Winfuture berichtet, wurde Build 10147 optische nochmals leicht überarbeitet. Zudem können Nutzer bei der Installation zwischen Windows 10 Pro und Home auswählen. Microsoft dürfte Windows 10 als einheitliches Installationsmedium anbieten. Erst die Eingabe des entsprechenden Produktschlüssels entscheidet, welche Version installiert wird. Bei der Insider Preview müsse man die Eingabe des Keys allerdings überspringen. Laut dem Bericht wurden im aktuellen Build teilweise die Icons nochmals überarbeitet. Das führe dazu, dass das Startmenü aufgeräumter wirke. In der Taskleiste sind wieder farbige Icons für die verschiedenen Anwendungen zu sehen. Auch die Darstellung der Fenster von vorinstallierten Anwendungen wurde nochmals angepasst. Der Browser wird nun unter dem neuen Namen Microsoft Edge angezeigt. Systemweit gibt es weitere optische Anpassungen. Vereinzelt gibt es auch kleinere neue Features, wie eine Gesichtserkennung in der Kamera-Anwendung. Windows 10 wird am 29. Juli veröffentlicht.
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Jobs im Amtsblatt ausgeschrieben – Gesamtprojekt kostet 2016 etwa zehn Millionen Euro. Wien – Der ORF sucht 23 neue Redakteurinnen und Redakteure für das ab März geplante Frühstücksfernsehen Guten Morgen Österreich. Die entsprechenden Posten mit der Verwendungsgruppe 6 hat der öffentlich-rechtliche Sender am Dienstag im Amtsblatt der Wiener Zeitung ausgeschrieben. Demnach werden fünf Redakteure für den Aktuellen Dienst in der Fernsehdirektion in Wien gesucht und jeweils zwei Redakteure für die neun ORF-Landesstudios. Guten Morgen Österreich wird nach den ORF-Plänen wochentags ab 6.00 Uhr früh ausgestrahlt und mindestens drei Stunden dauern. Gesendet wird aus einem mobilen Studio, das in den Gemeinden der verschiedenen Bundesländer unterwegs ist. Die Fernsehinformation in Wien liefert ZiBs zu. Die Castings für die Moderatoren des neuen Morgenformats laufen gerade. Das neue ORF-Frühfernsehen kostet 2016 für Pilotierung und ein dreiviertel Jahr operativen Betriebs rund zehn Millionen Euro.
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Die Wahl zum Bundespräsidenten, einfach erklärt: Der Verein Leicht Lesen übersetzt komplizierte Politiksprache. Wer alt ist, braucht nicht mehr arbeiten gehen. Dann bekommt man Geld vom Staat. Das Geld kommt von allen Menschen, die arbeiten gehen. Drei Sätze erklären das Wort Pension. Der Begriff Jurist/Juristin braucht sieben Sätze – dafür bleiben nach der Lektüre keine Fragen offen. Die Bundespräsidentschaftswahl, leicht verständlich erklärt: Das bietet der Wiener Verein Leicht Lesen in Kooperation mit der Lebenshilfe Wien. Alle Informationen sind online abrufbar. Auf 56 DIN-A4-Seiten bieten Leicht-Lesen-Gründerinnen Maria Seisenbacher und Elisabeth Laister kompakte Infos zum Wahlvorgang und zu den Eckpunkten der Kandidatenprogramme. Das ist keine Liebhaberspielerei, sondern staatliche Aufgabe: Österreich hat sich in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen dazu verpflichtet, Informationen frei zugänglich zu machen. Auf Wahlen umgelegt heißt das: Auch Wahlberechtigte mit kognitiven Einschränkungen müssen sich die wichtigsten Infos zu Urnengängen ohne fremde Hilfe beschaffen können. Österreich hat sich verpflichtet, dieses Recht ab dem Jahr 2020 zu gewährleisten. Seisenbacher und Laister füllen einstweilen diese Lücke. Förderungen erhalten sie dafür nicht. Rund 64.000 Wahlberechtigte haben laut Schätzungen des Sozialministeriums eine Lernschwäche oder geistige Probleme. Die Gesamtzahl aller Wahlberechtigten, die mit den kompliziert formulierten Informationen nicht umgehen können, liegt aber wohl darüber. Leichte Sprache folgt fixen Standards: Kurze Sätze, nur ein Gedanke pro Satz, keine Fremdwörter, außerdem eine Schriftgröße von mindestens 14 Punkt und einfach lesbare Schriftarten. Texte in dieser Sprache zielen somit auch auf Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ab. Jede Übersetzung besteht aus zwei Teilen, aus der Übertragung in die einfachere Sprache und aus der Abnahme durch eine Prüfgruppe. Ein Text gilt erst dann als fertig übersetzt, wenn er von mehreren Betroffenen gegengelesen wurde. Im Fall der Bundespräsidentschaftswahl-Broschüre bestand die Prüfgruppe aus Menschen mit Lernschwierigkeiten, die auf unverständliche Passagen hinwiesen und Korrekturen vorschlugen. Je abstrakter und schwammiger ein Text, desto schwerer sei er zu übersetzen, so die Expertinnen. Von allen Hofburgkandidaten habe Norbert Hofer (FPÖ) den Übersetzerinnen das größte Kopfzerbrechen bereitet, sagt Seisenbacher: Hofer verwende viele Begriffe, unter denen jeder etwas anderes versteht, wie etwa Kultur oder Tradition. Zudem seien einige dieser Begriffe emotional stark aufgeladen. Etwa der Begriff der Wirtschaftsflüchtlinge: Man muss den Begriff zuerst objektiv erklären, darf aber auch nicht verschweigen, für welche Konflikte er sorgt. Leichte-Sprache-Texte richten sich auch an Menschen mit Deutsch als Zweitsprache, deren Sprachkenntnisse für kompliziertere Texte noch nicht ausreichen. Je nach Adressatenkreis eines Textes wird auch die Prüfgruppe variiert: Übersetze man beispielsweise Infos für Flüchtlinge, setze sich auch die Prüfgruppe aus Flüchtlingen zusammen. So können auch kulturelle Missverständnisse vermieden werden. Wobei Leichte Sprache kein Ersatz für Standardsprache sei, sondern eine Ergänzung, betont Laister. Für viele sei sie ein Anreiz, sich überhaupt hinzusetzen und zu lesen.
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Manifestationen zweier Gruppierungen waren friedlich verlaufen. Villach – Das sommerlich-warme Wetter hat wohl dafür gesorgt, dass bei den für den frühen Samstagnachmittag angekündigten Demonstrationen von rechten linken Gruppen in Villach wenige Teilnehmer aufkreuzten. Zusammen seien es rund 100 gewesen, sagte der Villacher Stadtpolizeikommandant Oberst Erich Loderzur. Rund 150 Beamte waren eingesetzt, Zwischenfälle gab es keine. Zu den Demos, die gegen Mittag bzw. um 13.00 Uhr begannen, hatten diePartei des Volkes (PdV) bzw. das Bündnis Alternativer Antifaschisten Kärnten aufgerufen. Erwartet wurden im Vorfeld offenbar Hunderte Teilnehmer, schließlich waren es auf beiden Seiten bis zu 100, hieß es seitens der Einsatzleitung. Die PdV hatte u.a für einen Asylstopp und den EU-Austritt Österreichs demonstriert, das Bündnis wollte sich dem entgegenstellen. In einer Aussendung nannte der Villacher SPÖ-Klubchef Andreas Sucher die PdV-Demo einen Flop und sprach von einem eindrucksvollen Sieg der Demokratie und Weltoffenheit. (APA, red, 28.05.2016)
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Vorarlberg hat das Netzwerk europäischer Schutzgebiete erweitert. 17 neue Natura-2000-Gebiete wurden vorgestellt. Bregenz – Sie tragen geheimnisvolle Namen wie Gortniel, Spona, Davenna oder abenteuerversprechende wie Üble Schlucht, die 17 neuen Europa-Schutzgebiete in Vorarlberg. Zwischen Bodensee, Montafon und Lechtal wurde das Netzwerk der Natura-2000-Gebiete in Vorarlberg um etwas mehr als 3.000 Hektar auf 24.132 Hektar Fläche erweitert. Nicht ganz freiwillig, denn Basis war ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission gegen die Republik Österreich vor zwei Jahren. Österreich habe zu wenige Natura-2000-Gebiete ausgewiesen, wurde bemängelt. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) sieht die EU-Vorgaben als positive Maßnahme zur Sicherstellung der Naturvielfalt. Natura 2000 ist eine Chance, keine Bedrohung, sagt Rauch. Das habe er auch in zahlreichen Gesprächen und bei Veranstaltungen in den betroffenen Gemeinden versucht den Kritikern zu vermitteln. Argumente gegen Naturschutzgebiete kommen vor allem von Grundbesitzerinnen und -besitzern, die Wertminderungen befürchten. Rauch: Natura-2000-Gebiete sind grundsätzlich keine Sperrgebiete für die Menschen. Naturverträgliche Nutzung ist möglich und wird es auch in Zukunft bleiben. Nutzungseinschränkungen werden durch Entschädigungen kompensiert, dafür sind im Budget fürs Jahr 2016 30.000 Euro vorgesehen. Das größte nachnominierte Natura-2000-Gebiet ist mit 2.466 Hektar die alpine Karstlandschaft Ifen, die zum Kleinwalsertal und zum Bregenzerwald gehört. Besonders schützenswert ist hier der gefährdete Ungarische Enzian. Der Ifen ist Rückzugsgebiet für Steinhühner, Steinadler, Auerhühner, Turmfalken und Alpenschneehühner. Widerspruch zum dominierenden Wirtschaftszweig Tourismus sieht der Mittelberger Bürgermeister Andi Haid nicht. Die Gäste kämen wegen der intakten Natur, Schutzgebiete garantierten diese auch für die Zukunft.
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Fachleute warnen aber vor womöglich großem Einfluss neuer Systeme im Handel. New York – Die US-Finanzmarktaufseher wollen den umstrittenen Hochfrequenzhandel stärker überwachen. Die Derivate-Aufsicht CFTC schlug am Dienstag deshalb neue Regeln vor, um Störungen an den Future-Märkten durch automatisierte Handelssysteme zu begrenzen. Die Vorschriften sehen unter anderen Risikokontrollen und Schutzmaßnahmen vor, wie die CFTC mitteilte. Automatisierte Handelssysteme, die bei ihren Wertpapierorders Algorithmen folgen, gehören an den Börse mittlerweile zum Alltag. Fachleute warnen allerdings vor dem großen Einfluss dieser Systeme. Bricht Panik an den Märkten aus, kann der Hochfrequenzhandel außer Kontrolle geraten und Kursbewegungen kräftig beschleunigen. Mittlerweile sollen rund 70 Prozent des Future-Handels über automatisierte Handelssysteme laufen. Die CFTC reguliert die Optionen- und Futures-Märkte in den USA. Unter anderem steht mit der Chicagoer Börse CME der weltgrößte Handelsplatz für Rohstoffe unter ihrer Aufsicht. Mit den neuen Vorschriften will die Derivate-Aufsicht nun die Kursschwankungen eindämmen, die Hochfrequenzhändlern angelastet werden. So müssen sich Eigenhändler künftig bei der Aufsicht registrieren, um sicherzustellen, dass Kontrollen künftig greifen. Turbo-Händler, die oft zig Millionen Aufträge pro Tag erteilen, müssen demnach Prüfern ihre Programme dokumentieren. Börsenbetreiber wie die CME und Intercontinental Exchange müssen das Volumen der Orders beschränken und die Mitglieder verstärkt prüfen. Der Hochfrequenzhandel lebt vor allem davon, dass durch blitzschnelle Käufe und Verkäufe minimalste Preisunterschiede ausgenutzt werden. Das erzeugt ein extrem hohes Volumen an Aufträgen im Vergleich zum herkömmlichen Handel. Der zielte noch darauf ab, Wertpapiere länger in den Depots zu halten.
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Vestager: Doppelbesteuerungsabkommen dürfen nicht als Rechtfertigung für doppelte Nichtbesteuerung genutzt werden. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Periodenüberschuss erhöhte sich gegenüber Vorjahr geringfügig von 25,2 auf 25,3 Millionen Euro. Wien – Der börsennotierte Kautschuk- und Kunststoffhersteller Semperit hat seinen Gewinn unter dem Strich zum Halbjahr stabil gehalten. Das Konzernergebnis nach Steuern erhöhte sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 25,2 auf 25,3 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie blieb unverändert bei 1,23 Euro, wie aus der Ad-hoc-Mitteilung von heute, Mittwoch, hervorgeht. Der bereinigte Konzernumsatz stieg den Angaben zufolge um 1,6 Prozent auf 450,8 Mio. Euro. Die Werte für das erste Halbjahr seien wegen der Konsolidierungsumstellung des Thailand-Joint-Ventures per Ende März 2014 angepasst worden und mit der Vorjahresperiode nur bedingt vergleichbar. Ohne Sondereffekte aus der Konsolidierung und Akquisition betrug der organische Umsatzzuwachs 5 Prozent. Massiv rückläufig entwickelte sich hingegen der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA). Infolge von Sondereffekten im Sektor Medizin brach das EBITDA um 16,7 Prozent auf 53,2 Mio. Euro ein. Das EBIT verringerte sich um 11,4 Prozent auf 39,1 Mio. Euro. Das schlug auch auf die Margen durch: Die EBITDA-Marge sank von 14,4 auf 11,8 Prozent, die EBIT-Marge von 9,9 auf 8,7 Prozent. Semperit begründet die Entwicklung mit der geänderten Konsolidierung des Gemeinschaftsunternehmens in Thailand, den Vorlaufkosten für die neue Handschuhfabrik in Malaysia und niedrigeren Rohstoffpreisen. Die Bandbreite für Zielmargen bleibe vorerst unverändert bei 12 bis 15 Prozent für das EBITDA und zwischen 8 und 11 Prozent für das EBIT. Im Gesamtjahr 2015 könnten die Ertragszahlen des Vorjahres aus heutiger Sicht nicht erreicht werden, räumte das Management ein und begründete dies mit dem schwierigen Marktumfeld, Bilanzierungseffekten infolge der Konsolidierungsumstellung des Thailand-Joint-Ventures, Anlaufkosten für neue Produktionskapazitäten und Effizienzsteigerungsprojekten, die sich erst in den Folgejahren positiv auf die Ertragslage auswirken würden. Die Auftragsbücher seien derzeit jedenfalls gut gefüllt. Die Eigenkapitalquote sank zum Bilanzstichtag von 53,7 auf 39,1 Prozent. Die liquiden Mittel verringerten sich von 115,6 Mio. Euro zum Jahresende 2014 auf 97,9 Mio. Euro, wofür vor allem die Dividendenauszahlung verantwortlich sei. Trotz starken wirtschaftlichen Gegenwinds konnten wir im ersten Halbjahr ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen, meinte Semperit-Chef Thomas Fahnemann. Der Unternehmensbereich Industrie habe sich klar besser als der Gesamtmarkt entwickelt. Die Profitabilität im Sektor Medizin sei auch durch Vorlaufkosten für die neue Fabrik in Malaysia belastet gewesen, die 2016 operativ werde und ab dann einen Umsatz- und Ergebniszuwachs bringen werde. Im zweiten Halbjahr erwarten wir in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld positive Effekte durch neue Produktionskapazitäten, die ab September schrittweise in Betrieb gehen werden, so Fahnemann. Hinzu komme die Erschließung neuer Kundengruppen und Märkte durch die Integration des deutschen Profilherstellers Leeser im Segment Semperform.
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Seit Jahresbeginn gilt in Deutschland eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro. Arbeitgeber wehren sich gegen eine Anhebung. Berlin – Ein Jahr nach Einführung des Mindestlohns haben die Arbeitgeber Forderungen nach einer kräftigen Erhöhung zurückgewiesen. So sei etwa eine Anhebung auf 9 Euro illusorisch, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbands BDA, Ingo Kramer. Verdi-Chef Frank Bsirske hatte bereits im September eine Anhebung auf 10 Euro gefordert. Das gewerkschaftsnahe Forschungsinstitut WSI hält 9 Euro für greifbar. Die Lohnuntergrenze von 8,50 Euro gilt seit Anfang des Jahres. Beraten wird die Weiterentwicklung in der Mindestlohnkommission, in der Vertreter der Arbeitgeber und der Gewerkschaften sitzen. Die Mindestlohnkommission wird im Sommer 2016 eine Empfehlung für die Erhöhung des Mindestlohns geben, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Als Grundlage werden sowohl die Entwicklung der Tariflöhne als auch eine umfassende Evaluierung des Mindestlohns dienen, sagte Körzell. Angepasst werden soll der Mindestlohn Anfang 2017. Thorsten Schulten, Arbeitsmarktexperte des gewerkschaftsnahen Forschungsinstituts WSI, sagte, die Kommission nehme die günstige zurückliegende Tarifentwicklung als Basis. Aber sie habe Spielraum, die gesamtwirtschaftliche Lage zu berücksichtigten. Unter dem Strich könne sich eine Erhöhung auf rund 9 Euro ergeben. Der Lohn- und Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Hagen Lesch, mahnte: Bevor man zu schnell weiterprescht, sollte man eine Evaluierung auf einer längeren Datenbasis abwarten. BD-Präsident Kramer betonte: Die Forderung nach einer Erhöhung des Mindestlohns auf 9 Euro ist völlig unverständlich und illusorisch. Das Gesetz sehe eine Anpassung des Mindestlohns alle zwei Jahre orientiert an der vorherigen Tariflohnentwicklung vor. Das wird geschehen und nichts anderes. DGB-Vorstandsmitglied Körzell kündigte an: Eins ist heute schon klar. Die Gewerkschaftsseite wird keinerlei faule Ausreden akzeptieren, mit denen der Mindestlohn eingefroren, für Flüchtlinge ausgesetzt oder abgesenkt und durch staatliche Mittel aufgestockt werden soll. Die Arbeitgeber plädieren bei Flüchtlingen für Ausnahmen beim Mindestlohn wie für Langzeitarbeitslose. Diese Ausnahmen sollten zudem von sechs auf zwölf Monate verlängert werden. Die deutsche Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ist strikt gegen weitere Ausnahmen. Nahles geht zudem von einer Erhöhung der Lohnuntergrenze aus, wie sie unterstrichen hatte, und einer darauf aufbauenden Stabilisierung des Lohnniveau in Deutschland. Bis heute sind die Arbeitgeber alles andere als glücklich über die grundsätzliche Einführung des Mindestlohnes vor knapp einem Jahr. Arbeitgeberpräsident Kramer klagt über bürokratische Auswüchse des Mindestlohngesetzes – die Folgen seien unnötige Kosten und massive Rechtsunsicherheit auch dort, wo viel höhere Löhne gezahlt würden. Der Mindestlohn zeigt bereits jetzt negative Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt, so Kramer. Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten ist gegenüber dem Vorjahr um rund 200.000 gesunken – vor allem wegen der zusätzlichen Bürokratie, die für diese Beschäftigungsverhältnisse unnötigerweise eingeführt worden ist, sagt Kramer mit Blick auf die Pflicht zur Aufzeichnung der Arbeitszeit. DGB-Mann Körzell hingegen betont: Es liegt die Vermutung nahe, dass Minijobs zu regulären (Teilzeit)-Stellen zusammengelegt wurden. Denn insgesamt nahm die Beschäftigung auf Rekordniveau zu. Vor allem aber freut sich die Gewerkschaft über die Effekte auf dem Lohnzettel. Insbesondere Frauen, Ungelernte, Beschäftigte in Dienstleistungsbranchen und in Ostdeutschland profitieren vom gesetzlichen Mindestlohn, sagt Körzell unter Verweis auf das Statistische Bundesamt. So habe es binnen einen Jahres bundesweit einen Anstieg der Löhne von Ungelernten in Voll- und Teilzeit um 3,3 Prozent bis vergangenen Juni gegeben – Ausreißer nach oben: Frauen im ostdeutschen Gastgewerbe mit einem Plus von 19,5 Prozent, bei Männern waren es 15 Prozent. Mit Blick auf die Effekte auf den Jobmarkt betont Thorsten WSI-Arbeitsmarktexperte Schulten: Die Verkünder von Horrorszenarien sind blamiert. Die Branche mit dem prozentual höchsten Beschäftigungszuwachs sei das Gastgewerbe – obwohl es hier einen großen Niedriglohnbereich gibt und der Mindestlohn hier die größte Wirkung entfaltet. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der regulär Beschäftigten laut Bundesagentur für Arbeit hier um 6,5 Prozent oder 62.000. Auch wirtschaftliche Dienstleistungen und Verkehr verzeichnen hohe Zuwächse.
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Der Prozesstermin ist noch offen. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch bereits 17 Zeugen beantragt. Linz – Im Fall jenes Mannes, der im Februar in Leonding (Bezirk Linz-Land) sein benachbartes Ehepaar auf der Straße erschlagen haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Linz die Anklage eingebracht. Dem 41-Jährigen wird zweifacher Mord vorgeworfen, bestätigte Staatsanwaltschaftssprecher Philip Christl Medienberichte vom Dienstag. Die rechtliche Beurteilung hat ergeben, dass es sich um Mord und nicht um Totschlag handelt, erklärte er weiter. Erst vergangene Woche war das psychiatrische Gutachten bei der Staatsanwaltschaft eingelangt, demzufolge der Beschuldigte zum Tatzeitpunkt eindeutig zurechnungsfähig gewesen ist. Nach einem jahrelangen Nachbarschaftsstreit hatte der Mann auf die beiden Pensionisten bei einem Zusammentreffen in der Nähe ihrer Häuser mit einer Eisenstange eingeschlagen. Die beiden Schwerverletzten, der 74-jährige Mann und seine 71-jährige Ehefrau, starben kurze Zeit später im Krankenhaus. Ein Termin für den Mordprozess steht noch nicht fest. Die Anklagebehörde hat 17 Zeugen beantragt, die Verhandlung wird daher mehrere Tage dauern. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann, der in U-Haft sitzt, zwischen zehn Jahren und lebenslangem Gefängnis.
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Österreichs Team disqualifiziert – Platzer im Einzel Zwölfte – Alle Titel an Deutschland. Altenberg – Peter Penz und Georg Fischler haben bei der Kunstbahn-Rodel-EM in Altenberg als Dritte für den ÖRV die Kastanien aus dem Feuer geholt. Das Doppelsitzer-Duo holte am Samstag das einzige Edelmetall, denn die Hoffnungen im Einsitzer durch Wolfgang Kindl, der Bronze knapp verpasste, und mit dem Team, das am Sonntag disqualifiziert wurde, erfüllten sich nicht. In der Team-Staffel verfehlte Birgit Platzer als erste Teilnehmerin den Abschlag im Ziel. Das bedeutete die Disqualifikation und damit waren ihre am Start wartenden Teamkollegen zur Untätigkeit verurteilt. Den Titel sicherte sich Deutschland, das in allen vier EM-Bewerben triumphierte. Bei den Damen hatte zuvor Tatjana Hüfner ihren ersten EM-Titel erobert. Ihrer Landsfrau Natalie Geisenberger genügte im vorletzten Saisonrennen nach einem schweren Trainingssturz der vierte Rang, um sich wie ihr Teamkollege Felix Loch am Vortag vorzeitig den Weltcup-Gesamtsieg zu sichern. Platzer war als EM-Zwölfte die beste Österreicherin (1,422 zurück). (APA, 14.2.2016) Damen–Einsitzer: 1. Tatjana Hüfner (GER) 1:46,379 – 2. Eliza Cauce (LAT) 0,211 Sekunden zurück – 3. Tatjana Iwanowa (RUS) 0,313 – 4. Natalie Geisenberger (GER) 0,406 – 5. Victoria Demtschenko (RUS) 0,592 – 6. Julia Taubitz (GER) 0,621. Weiter: 12. Birgit Platzer (AUT) 1,422 – 15. Katrin Heinzelmaier (AUT) 1,505 – 17. Miriam Kastlunger (AUT) 1,646 Weltcupstand (nach 11 von 12 Rennen): 1. Geisenberger 810 (Gesamtsiegerin) – 2. Iwanowa 701 – 3. Erin Hamlin (USA) 692. Weiter: 11. Kastlunger 340 – 19. Platzer 180 – 21. Heinzelmaier 152 Teambewerb: 1. Deutschland (Hüfner/Felix Loch/Toni Eggert-Sascha Beneken) 2:24,204 Minuten – 2. Kanada 0,346 zurück – 3. Lettland 0,778. Österreich nach Fehler von Birgit Platzer disqualifiziert. Doppelsitzer: 1. (1. EM) Toni Eggert/Sascha Benecken (GER) 1:22,890 Min. – 2. (2.) Tobias Wendl/Tobias Arlt (GER) + 0,379 Sek. – 3. (3.) Peter Penz/Georg Fischler (AUT) 0,581. Weiter: 9. (8.) Thomas Steu/Lorenz Koller (alle AUT) 1,193. Weltcupstand (nach 11 von 12 Bewerben): 1. Wendl/Arlt 952 – 2. Eggert/Benecken 862 – 3. Penz/Fischler 785. Weiter: 13. Steu/Koller 297 Herren-Einsitzer: 1. (1. EM) Felix Loch (GER) 1:47,556 Min. – 2. (2.) Roman Repilow (RUS) + 0,329 Sek. – 3. Chris Mazdzer (USA) 0,346 – 4. (3. EM) Ralf Palik (GER) 0,372 – 5. (4.) Wolfgang Kindl (AUT) 0,382 – 6. (5.) Andi Langenhan (GER) 0,407. Weiter: 16. (12.) Reinhard Egger 1,117 – 18. (14.) Armin Frauscher 1,310 – 31. (24.) David Gleirscher (alle AUT) 6,412. Weltcupstand (nach 11 von 12 Bewerben): 1. Loch* 890 Punkte – 2. Kindl 740 – 3. Mazdzer 615. Weiter: 11. Gleirscher 330 – 12. Frauscher 323 – 31. Egger 103.
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Ärger über die Grenzziehung in Europa leitet Josef Schützenhöfer direkt ins Malen um. In einer aktuellen Installation spielt die Innenministerin eine Rolle. STANDARD: Aus vielen Ihrer Arbeiten spricht Ärger über die gesellschaftliche Machtverteilung, die politischen Verhältnisse. Was bietet Ihnen derzeit Anlass zu Zorn? Schützenhöfer: Die Grenzen. Man hat mich in den USA immer als Europäer tituliert, nicht als Österreicher. Daran hatte ich mich gewöhnt. 1995 ist Österreich dann der EU beigetreten, und in dieses Europa bin ich nach 25 Jahren zurückgekommen. Ich hab mich auf die Vielschichtigkeit der Kulturen und der Sprachen gefreut. Ich dachte: Endlich bin nicht mehr eingesperrt in diesem Österreich. Aber jetzt bekomme ich in Spielfeld schon Probleme mit dem Kreislauf. Je näher ich zur Grenze komme, steigt der Blutdruck gewaltig. STANDARD:Wie setzen Sie diesen Zorn um? Schützenhöfer: In einer Installation für einen Raum, der komplett voll wird mit 1,20 Meter hohen Beamten. Die Innenministerin muss gleich ein paar Mal rein. Die Beamten werden zu einem Zauntänzergefüge verewigt. Wenn man hineingeht in diesen Raum, ist man völlig umringt von diesen Uniformen. STANDARD:Warum die Innenministerin? Schützenhöfer: Sie ist ein dankbares Motiv, schon allein modisch. Und sie hat diesen Drang, sich der Polizeiuniform zu nähern. Und diese Grenzbildung, das Nicht-solidarisch-Sein mit diesem Europa, das stört mich. In Spielfeld haben sie diese Zaunhysterie wie ein Theaterstück inszeniert. So etwas muss verewigt werden. STANDARD: Warum haben Sie Europa verlassen? Schützenhöfer: Das war eine Antwort auf das klerikal-faschistoide Umfeld, das in den Siebzigerjahren in der Steiermark und in Wien sehr stark spürbar war. Die 28 Tage im Polizeigefängnis Roßauer Lände haben meinen Entschluss bekräftigt. STANDARD:Was hatten Sie angestellt? Schützenhöfer: Störung der öffentlichen Ruhe und Betretens einer Rasenfläche – je 14 Tage. Ich ging damals gern ins Kunsthistorische Museum, war schon vor 10.00 Uhr dort und hab auf der Stiege gewartet, dass es öffnet. Und ich sehe da in der Parkanlage zwei Polizisten, die wurden handgreiflich mit einem Obdachlosen, haben ihn mit den Füßen gestoßen. Ich bin halt hin und hab den Polizisten erinnert, dass die Staatsmacht so nicht reagieren sollte. Ich hab sofort eine Watschn kriegt. Und ich hab natürlich gleich eine zurückgegeben, nicht? Reflexartig. STANDARD: Und dann? Schützenhöfer: Handgreiflichkeit, Handschelle und ab in den Zwinger. Das ist schnell gegangen: 10.00 Uhr Interaktion beim Museum, 12.00 Uhr schon im Polizeiposten, 18.00 Uhr Roßauer Lände. Vier Tage Einzelhaft, dann in die größere Zelle. Es war ein absoluter Horror für mich, dieses Weggesperrtsein. Nach 28 Tagen hat man mich gehen lassen, ein halbes Jahr später hab ich bei der Verhandlung eineinhalb Jahre bedingt bekommen. STANDARD: Wie stark hatte sich die österreichische Gesellschaft verändert, als Sie 1997 zurückkamen? Schützenhöfer: Ich hab amerikanisch gedacht: Ich hab 20.000 Dollar, damit kauf ich mir in Wien eine hinnige Tankstelle, und da leb ich dann und male. Aber das war undenkbar, ich musste auf die Provinz ausweichen. In der Steiermark war ich erst einmal überwältigt von dem vielen Grün. Wenn man von Virginia, wo das Grün sehr müde und verbrannt ist, hierherkommt in dieses saftige Österreich, das überwältigt einen und macht einen ein bissl blind. STANDARD: Inwiefern? Schützenhöfer: Ich bin gern in einen Buschenschank gegangen, ich hab mir gedacht, das ist alles so toll, da kann man den Wein trinken im Grünen, und der Schubert singt so schöne Lieder: Grün, du böse Farbe du. Und ich denk: Warum singt der böse Farbe? Und dann war das Grün weg im Herbst, und es war nur noch Braun. Und dann beginnen halt die Probleme. STANDARD: Das Klima, das Sie zum Auswandern veranlasste, hatte Sie wieder eingeholt? Schützenhöfer: Es ist eine sehr verschlossene, very tight society. Es ist sehr schwer reinzukommen. Und ich weiß noch immer nicht, ob ich schon drin bin. STANDARD: Ist das ein Problem kreativer Querköpfe, wie Sie einer sind? Oder machen es die Österreicher Neuankömmlingen generell nicht ganz leicht, sich einzugliedern? Schützenhöfer: Es ist auf jeden Fall ein generelles Problem. Meine Frau hat in York County das Palliativpflegeteam geleitet, hat gut verdient. Wir dachten: Österreich ist in diesem Bereich ja ein bisserl hinten nach, da gibt es viel zu tun. Aber die Reaktion war: Na Moment! Erst einmal fünf Jahre lang Hygienevorschriften nachholen! Fünf Jahre ohne Arbeitsgenehmigung. Nach der Nostrifikation hat sie nur deshalb einen Job bekommen, weil mich der Bezirkshauptmann irgendwie gemocht hat. Das zeigt, wie schwierig es ist, auch wenn man eine gewisse Bildung hat. Man muss in Österreich viele Fürsprecher haben. Die Neuankommenden aus Syrien und Afghanistan haben es da noch viel schwieriger. Dagegen ist das, was wir erlebt haben, ein Klacks. STANDARD: Sie haben sich nicht gerade eingeschmeichelt: Sie drängten darauf, dem Kriegerdenkmal in Pöllau ein Mahnmal für 21 getötete US-Soldaten gegenüberzustellen. Warum war Ihnen das wichtig? Schützenhöfer: Wenn wir schon einen Namenkult betreiben, sollte man die Geschichte schon ganz erzählen. Mein erster Vorschlag war ein Fresko für russische Befreier – aber da haben sie dann überhaupt nur noch von Vergewaltigungen gesprochen, also musste ich das fallenlassen. Dann wollte ich ein Fresko für die amerikanischen Flieger. Da hieß es: Wir wollen die Feinde der Väter nicht verherrlichen. So ging das immer weiter, jahrelang. Wir haben zwar kein Kontrastdenkmal bekommen, aber der große Erfolg war, dass die Geschichte jetzt allgemein bekannt ist. Das ist einmal wichtig, weil auf dem Land ja alles schlummert. STANDARD: Sind diese Widerstände eine Generationenfrage – ebbt das ab, wenn Jüngere nachkommen? Schützenhöfer: Ich glaube es nicht. Wir haben einen 40-jährigen Bürgermeister, der alles versucht, damit eine Hinweistafel für den Nazibürgermeister im Eingangsbereich zur Gemeinde beibehalten wird. Ich muss an dieser Tafel für einen Bürgermeister, der sich gegen dieses demokratische System gestellt hat, vorbei, wenn ich wählen gehe. Viele Menschen haben mehrmals gefordert, dass das entfernt oder entschärft wird – erfolglos. Da werde ich zornig, da muss man ja irgendwie Luft ablassen, und ich lass es halt hinüber zur Kunst. Sonst wird man ja rabiat. STANDARD: Sie haben Arbeiter in Fabriken porträtiert. Was fasziniert Sie daran, Arbeiter zu zeigen? Schützenhöfer: Mein Vater war Arbeiter. Ich bin ins Steyr -Daimler-Puch-Werk gegangen, habe mit den Gabelstaplerfahrern gesprochen, was sie so verdienen und was sie machen, um diese Familienidylle aufrechtzuerhalten. Das ist mir lieber als ein transzendentes Gespräch in einer Galerie – auch eine schöne akademische Übung, aber da schlafen mir immer die Füße ein. STANDARD: Was haben Sie in den Werkhallen gelernt? Schützenhöfer: Die Pinzgauer-Produktion war interessant, da hat der Arbeiter selbst den Takt der Arbeit angegeben und sich Pausen eingeteilt: Jetzt gemma da ein bisserl rauchen, dann hamma ein Bier um elf Uhr. Freiheiten, die heute absolut undenkbar sind, man kann das Förderband gar nicht mehr verlassen. Man ist nur noch Handlanger. STANDARD: Viele Arbeiter wählen heute die FPÖ. Warum? Schützenhöfer: Ich war bei Triumph, einem Betrieb in Hartberg, der aufgelöst wurde. Wenn man die Leute alleinlässt, werden sie ängstlich und wenden sich hin zu den Worthülsen der Freiheitlichen. Aber wenn man sie darüber informiert, was ihnen zusteht, wenn man ihnen Möglichkeit zur Kommunikation gibt, dann sind sie nicht so ängstlich. Da wird viel verabsäumt. Auch die Kunst kümmert sich zu wenig um diese Bereiche. Sie ist zu sehr beschäftigt mit Messen, Vernissagen, dem Aufsagen der neuesten Namen in der Kunstszene. STANDARD: Warum dieser Anspruch, dass Künstler politisch sein sollen? Schützenhöfer: Man studiert auf Kosten des Staates und steht in der Schuld der Steuerzahler. Diese Steuerzahler sind auch bei Steyr Daimler Puch. Also sollte man sich hin und wieder hinbegeben und kommunizieren und auch ein Beispiel geben: dass es nicht unbedingt ein Glücksgefühl ist, eine neue ausklappbare Wäsche-Aufhängvorrichtung zu haben, sondern auch ein Buch zu lesen, über eine Farbe nachzudenken. STANDARD: Wie viele Arbeiter konnten Sie überzeugen, über Farben nachzudenken? Schützenhöfer: Na ja, bis zur Farbe habe ich sie nicht gebracht. Aber ich habe auch das Produkt ihrer Arbeit gemalt, diese Stücke, an denen sie sich blutigschrauben – und das verstehen sie sehr gut. Sie haben immer geschaut, was ich gemalt habe. Dann haben sie gesagt: Da musst du noch nachbessern, dort braucht der Reifen mehr Luft, das sind nur 2,5 Bar, der braucht aber vier Bar. Da hab ich was gewonnen. Weil in die Galerie wären sie wahrscheinlich nicht gekommen. (Maria Sterkl, 21.3.2016)
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Bürgermeister von Granada festgenommen. Granada – Die konservative Volkspartei (PP) des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy ist erneut von einem Korruptionsskandal erschüttert worden. Die Polizei nahm am Mittwoch den PP-Bürgermeister von Granada, Jose Torres Hurtado, die ebenfalls der PP angehörende Stadträtin Isabel Nieto und mehrere Bauunternehmer fest. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Efe berichtete, stehen die Festgenommenen im Verdacht, einem Netz von korrupten Politikern und Geschäftsleuten in der südspanischen Metropole anzugehören. In dem Skandal geht es unter anderem um den Bau einer Diskothek und einer Rollschuhbahn in einer geschützten Grünanlage. Eine Serie von Korruptionsskandalen in den vergangenen Jahren hatte der PP bei der Parlamentswahl am 20. Dezember 2015 kräftige Stimmverluste eingebracht. Aufgrund dieser Affären weigern die Sozialisten (PSOE) und die liberalen Ciudadanos (Bürger) sich, Rajoy zu einer Mehrheit im Parlament und damit zu einer zweiten Amtszeit zu verhelfen.
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Öffentliche Verhandlung vor dem Verfassungsgerichtshof. Drei Unternehmer, ein Anliegen: Eine oststeirische Tischlerin, der Betreiber mehrerer Grillhendlstationen und eine Schmuckdesignerin kämpfen gerichtlich gegen die Registrierkassenpflicht an. Die gilt seit 1. Jänner 2016 für all jene Unternehmen, die mehr als 15.000 Euro Jahresumsatz erwirtschaften. Am Mittwoch beschäftigt sich der Verfassungsgerichtshof in einer öffentlichen Verhandlung mit den Einwänden der Kläger, die sich vor allem auf drei Punkte konzentrieren. Falsche Zielgruppe Jurist Johannes Heinrich von der Universität Klagenfurt, der die Unternehmer im Verfahren vertritt, argumentiert: Kleinunternehmer seien die falsche Zielgruppe, weil die meisten nicht einmal umsatzsteuerpflichtig seien. Wenn ich aber keine Steuern schulde, dann kann ich solche Steuern auch nicht hinterziehen, befindet Heinrich im Ö1-Morgenjournal. Auch dass die Bemessungsgrundlage für die 15.000 Euro rückwirkend – und somit auch für Unternehmen, die im heurigen Jahr gar keinen Barumsatz machen – gelten soll, ist Angriffspunkt für den Juristen. Und: Dass auch für Zahlungen mittels Bankomat- oder Kreditkarte eine Registrierkasse angeschafft werden muss, wird als weiteres Argument gegen die ungeliebte Kasse ins Treffen geführt. Umsatzgrenzen Mit einer Entscheidung ist noch im März zu rechnen. Der VfGH werde das Gesetz nicht aufheben, sagt Rene Tritscher, Geschäftsführer der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer. Die Höchstrichter werden lediglich die Verfassungskonformität oder – nichtkonformität feststellen und dem Gesetzgeber gegebenenfalls eine Frist zur Änderung der beanstandeten Bestimmungen setzen. Auch Tritscher hält die Umsatzgrenzen für unverhältnismäßig. Erklärtes Ziel der Regierung sei es ja, mit der Registrierkassenpflicht die Steuerhinterziehung zu bekämpfen – allerdings bestehe eine Umsatzsteuer-Pflicht erst ab 30.000 Euro Jahresumsatz und die Einkommensteuerpflicht komme erst ab einem Gewinn von 11.000 Euro zum Tragen, sagte Tritscher am Mittwoch zur APA. Wenn ein Unternehmen keine Umsatzsteuer schuldet und die Einkommensteuerpflicht seiner Gewinne fraglich ist, dann sind die Anschaffungskosten und anschließenden Servicekosten der Registrierkassen unverhältnismäßig. Eine mobile Registrierkasse könne etwa 3.000 Euro kosten.
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Eine 26-jähriger Syrer soll den Brand gelegt und das Gebäude dann mit Hakenkreuzen beschmiert haben, um von sich abzulenken. Bingen am Rhein / Wien – Ein 26-jähriger Mann aus Syrien soll in einer Flüchtlingsunterkunft in der deutschen Stadt Bingen am Rhein in Rheinland-Pfalz einen Brand gelegt und das Gebäude mit Hakenkreuzen beschmiert haben, um von der Urheberschaft der Tat abzulenken. Das berichteten deutsche Medien am Sonntagabend unter Berufung auf das Mainzer Polizeipräsidium. Der Mann wurde demnach am Samstagabend festgenommen. Er habe gestanden, das Feuer im Keller des Hauses entzündet zu haben. Als Motiv gab er die beengten Wohnverhältnisse in der Flüchtlingsunterkunft sowie fehlende Zukunftsperspektiven an. Er habe auf die Situation aufmerksam machen wollen und die Dimension des Brandes unterschätzt. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung. Der Tatverdächtige wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Bei dem Brand in der Nacht auf Donnerstag wurden laut Polizeiangaben sechs Menschen leicht verletzt. Das Mehrfamilienhaus, in dem neben Flüchtlingen auch Deutsche und Saisonarbeiter wohnen, musste vorübergehend geräumt werden. Der Vorfall hatte in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Die Polizei prüfte einen fremdenfeindlichen Hintergrund und richtete eine Sonderkommission ein. Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) vermutete einen fremdenfeindlichen Hintergrund und besuchte die Flüchtlingsunterkunft.
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Die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (VP) und Landesrat Johannes Rauch (Grüne) wollen weiter restriktiv gegen Notreisende vorgehen. Dornbirn – Wenn zwei eine Reise tun, dann können sie was erzählen. Und das taten die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (VP) und Grünen-Landesrat Johannes Rauch (Grüne) am Freitag. Sie hatten in Rumänien die Lebensbedingungen von in Vorarlberg bettelnden Romafamilien recherchiert. Von der FPÖ dringend via Landtagsanfrage dazu aufgefordert, berichteten sie nun über ihre Erkenntnisse. 19 Personen, die Sozialministerin, Bürgermeister, Polizisten, Mitarbeiter von Hilfsprojekten und einen Roma-Vertreter habe man getroffen. Fazit der schwarz-grünen Fact Finding Mission: Die Vorarlberger Regelungen wie Bettelverbote seien richtig, die Förderung von Bildungs- und Hilfsprojekten in Rumänien sei sinnvoll. Bestätigt sah man sich durch die rumänischen Gesprächspartner in der Notwendigkeit von Bettel- und Campingverboten. Einig sind sich Kaufmann und Rauch, dass es keine ganzjährigen Notschlafstellen in Vorarlberg geben wird und die Forderung nach temporärem Schulbesuch von Roma-Kindern rumänischen Integrationsbestrebungen widerspreche. Die Erkenntnisse aus dem Besuch sollen nun durch Vernetzungsprojekte vertieft werden. Vernetzen will man Kinder- und Jugendwohlfahrt, Hilfsprojekte und Sicherheitsorgane. Es werde gegenseitige Arbeitsbesuche und -treffen geben. Man könne sich auch gemeinsame Patrouillen von Vorarlberger und rumänischen Polizisten vorstellen. Die rechtlichen Grundlagen dafür seien gegeben, sagt Landesrat Rauch (Grüne). Anton Schäfer, Jurist und Mitbegründer der Plattform Armutsmigration: Rechtlich möglich sind gemeinsame Kontrollgänge, solange die ausländischen Polizisten nur als Übersetzer fungieren, die Hoheitsgewalt bei der österreichischen Polizei bleibt. Am Sinn doppelter Polizeieinsätze zweifelt Schäfer: Besser wäre es, in Streetwork zu investieren. Wenn die Politik von den Notreisenden so vehement die Einhaltung der Gesetze fordere, müsse sie das auch von österreichischen Behörden, sagt Schäfer und verweist auf rechtswidrige Verfolgung von Notreisenden. So wurden 22 Jugendliche unter 16 Jahren wider das Gesetz mit Ersatzfreiheitsstrafen bedroht. In einem Fall wollte man die Gefängnisstrafe sogar vollziehen. Eine weitere Unbill droht Notreisenden von der Politik. Der Verkauf der Straßenzeitung Marie durch Notreisende sei nicht erwünscht, sagen Kaufmann und Rauch. Sie habe den Verkauf in Dornbirn auch nur unter dem Aspekt genehmigt, dass Vorarlberger Langzeitarbeitslose beschäftigt würden, betont Kaufmann. Marie sei ein Projekt für alle Bedürftigen, erklärt Mitherausgeber Gernot Hämmerle. Das habe man auch so kommuniziert. 20 von 80 Kolporteuren seien Roma. Man schließe keine Bevölkerungsgruppe aus, sei aber auch kein Roma-Projekt, deshalb werde man keine weiteren Roma beschäftigen. Marie, die erste Vorarlberger Straßenzeitung, ist seit Ende 2015 auf dem Markt. Sie erscheint monatlich und wird von Menschen, die ohne Erwerbsarbeit sind, verkauft. Weil sich Marie so gut verkauft, werden auch mehrere andere Produkte von Straßenverkäufern angeboten. Der Verkauf anderer Zeitungen sei in Dornbirn nicht bewilligt und deshalb illegal, betont Bürgermeisterin Kaufmann.
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Alaba, Hirscher, Thiem, Gruber, Wiesberger dürfen sich Hoffnungen machen. Bei den Damen stehen Dujmovits, Fenninger, Limbacher, Ouschan und Riegler zur Wahl. Wien – Bei der Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres 2015 bahnt sich neuerlich ein Duell zwischen den beiden populärsten Sportarten des Landes an. Fußballer David Alaba und Skirennläufer Marcel Hirscher werden auch diesmal die größten Chancen eingeräumt. Bei den Damen gilt Ski-Gesamtweltcupsiegerin Anna Fenninger als die große Favoritin und hat damit wie Alaba die Chance auf den Hattrick. Am Dienstag wurden in Wien die jeweils fünf Finalisten jeder Kategorie bekanntgegeben. Das endgültige Ergebnis bleibt freilich bis zur Gala am 29. Oktober im Austria Center Vienna (ab 20.15 Uhr, live ORF eins) geheim. Bei den Herren blickt Ski-Star Marcel Hirscher auf eine erneut höchst erfolgreiche Saison zurück, die zum vierten Mal en suite mit dem Gewinn des Gesamtweltcups endete. Neben zwei Disziplinen-Wertungen (Riesentorlauf, Slalom) gewann der 26-jährige Salzburger bei der WM in Vail die Goldmedaille in der Kombination sowie im Teambewerb. Alaba, zuletzt zwei Mal hintereinander zum Sportler des Jahres gekürt, wurde mit dem FC Bayern München neuerlich deutscher Fußball-Meister und gilt als Säule im so erfolgreichen ÖFB-Team. Mit Bernhard Gruber, Einzelweltmeister in der Nordischen Kombination, Tennis-Jungstar Dominic Thiem und Golf-Ass Bernd Wiesberger ist die Konkurrenz aber stark. Für Hirscher wäre es der zweite Sieg nach 2012. Im Vorjahr fehlte ihm auf Gewinner Alaba nur ein Zähler – was nach seiner erfolgreicher Saison in der heimischen Sport-Szene einige Diskussionen nach sich zog. Als eine auch damit verbundene Neuerung verkündete der Präsident von Sports Media Austria (SMA), Hans Peter Trost, am Dienstag eine Regulierung der wahlberechtigten Sportjournalisten. 713 (aktive) SMA-Mitglieder waren wahlberechtigt, 432 stimmten schlussendlich auch ab. Bei den Damen wäre alles andere als ein Sieg von Weltcupsiegerin und Doppel-Weltmeisterin Anna Fenninger eine kleine Sensation. Die 26-jährige Salzburgerin sicherte sich im abgelaufenen Weltcupjahr zudem die kleine Kugel für den Gewinn der Riesentorlauf-Wertung. Fenninger hat die Wahl bereits 2014 und 2013 für sich entschieden. Unter den Top fünf sind weiters Snowboard-Vizeweltmeisterin Julia Dujmovits, Ski-Cross-Weltmeisterin Andrea Limbacher, Billard-Ass Jasmin Ouschan sowie Snowboarderin Claudia Riegler, die WM-Goldmedaillen-Gewinnerin im Parallel-Riesentorlauf. Bei den Mannschaften gilt das Fußball-Nationalteam nach seiner erfolgreichen Qualifikation für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich als absoluter Topfavorit. Nach 2014 (Lara Vadlau/Jolanta Orgar im Segeln), und 2013 (Doris und Stefanie Schwaiger im Beach-Volleyball) könnte der Titel neuerlich nicht an eine Wintersport-Abteilung gehen. In die Bresche springen könnte höchstens die Ski-alpin-Mannschaft, die in Vail Gold im Teambewerb geholt hatte, ansonsten finden sich mit Fußball-Vizemeister Rapid Wien, dem Handball-Nationalteam (WM-Achtelfinale) sowie den Tischtennis-Teameuropameister Stefan Fegerl, Robert Gardos und Daniel Habesohn nur Sommer-Teamsportarten in den Top fünf. (APA, 20.10.2015) Die Top 5 der Sportlerwahl 2015 (in alphabetischer Reihenfolge): Sportlerin des Jahres (Siegerin 2014: Anna Fenninger/Ski alpin): Julia Dujmovits (Snowboard), Anna Fenninger (Ski alpin), Andrea Limbacher (Freestyle), Jasmin Ouschan (Billard), Claudia Riegler (Snowboard) Sportler des Jahres (2014: David Alaba/Fußball): David Alaba (Fußball), Bernhard Gruber (Nordische Kombination), Marcel Hirscher (Ski alpin), Dominic Thiem (Tennis), Bernd Wiesberger (Golf) Mannschaft des Jahres (2014: Lara Vadlau/Jolanta Ogar/Segeln): Stefan Fegerl, Robert Gardos, Daniel Habesohn (Tischtennis), ÖFB-Team (Fußball), ÖHB-Team (Handball), ÖSV-Team Ski alpin (Eva-Maria Brem, Nicole Hosp, Michaela Kirchgasser, Marcel Hirscher, Christoph Nösig, Philipp Schörghofer), SK Rapid Wien (Fußball) Publikumswahl zum Aufsteiger des Jahres (2014: Thomas Diethart/Skispringen): Vanessa Bittner (Eisschnelllauf), Felix Gall (Rad), Stefan Kraft (Skispringen) Abstimmung noch bis 27. Oktober unter http://insider.orf.at Behindertensportlerin des Jahres (2014: Claudia Lösch/Ski alpin): Beatrice Brunnbauer (Ski alpin), Melissa Köck (Ski alpin), Claudia Lösch (Ski alpin) Behindertensportler des Jahres (2014: Markus Salcher/Ski alpin): Patrick Mayrhofer (Snowboard), Pepo Puch (Reiten), Markus Mendy Swoboda (Para-Kanu)
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"Angelique" im ORF-2-Hauptabend mit 290.000, "Ziemlich beste Freunde" in ORF mit 404.000.
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Der Clip wurde im Netz bereits millionenfach angesehen – Passanten pöbeln Pärchen an. Beschimpfungen, Drohungen, Andeutung von Gewalt: Ein neues Video zeigt, wie gefährlich es ist, als schwules Paar händchenhaltend durch Moskau zu spazieren. Menschenrechtsorganisationen klagen schon seit Jahren, dass sich das ohnehin schon feindliche Klima gegenüber der LGBTQ-Community in Russland weiter verschlechtert hat. Zwei russische YouTube-Stars wollten das nun auf die Probe stellen. Mit versteckter Kamera filmten sie, wie sie händchenhaltend in Moskau herumliefen. Die Reaktionen: Von euch gibt es zu viele, und Verlasst Russland waren laut Süddeutscher Zeitung noch die netteren Worte, die den beiden gegen den Kopf geschleudert wurden. Das Video wurde mittlerweile schon über fünf Millionen Mal abgerufen und sorgt auch in Russland für Furore. Die beiden Blogger haben ähnliche Videos schon in der Vergangenheit gemacht, marschierten etwa als Ukrainer durch Moskau. Berühmt wurde das Format vergangenen Herbst, als eine Schauspielerin sexuelle Belästigung in New York aufzeigte.
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Pool-Sieger bestreitet im Juni 2016 Play-off gegen EM-Teilnehmer. Wien – Österreichs Männer-Nationalteam trifft in der Qualifikation für die Handball-Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich auf Finnland, Rumänien und Italien. Das ergab die Auslosung der sechs Gruppen am Dienstag in Wien. Die ÖHB-Herren sind damit im Pool zwei zu favorisieren, denn Rumänien und Italien schafften es zuletzt nicht in die Gruppenphase der EM-Qualifikation. Finnland war dagegen mit Österreich in einem Pool und verlor erst vor wenigen Wochen Hin- und Rückspiel gegen das Team von ÖHB-Cheftrainer Patrekur Johannesson. Österreich wird seine sechs Partien (Hin- und Rückspiel) in der WM-Qualifikation von Anfang November bis Mitte Jänner bestreiten. Nur der Gruppensieger qualifiziert sich für die Play-off-Runde im Juni 2016, in der ein EM-Teilnehmer wartet. Der nächste Lehrgang steht für das ÖHB-Nationalteam im September auf dem Programm. (APA, 23.6.2015) Die Auslosung der Handball-WM-Quali der Männer ergab am Dienstag in Wien folgende Gruppen: Gruppe 1: Bosnien-Herzegowina, Litauen, Slowakei, Kosovo Gruppe 2: Österreich, Finnland, Rumänien, Italien Gruppe 3: Lettland, Ukraine, Griechenland, Zypern Gruppe 4: Portugal, Israel, Estland, Georgien Gruppe 5: Tschechien, Türkei, Belgien Gruppe 6: Niederlande, Schweiz, Luxemburg Spieltermine des ÖHB-Teams: 04./05.11.2015 (Mi/Do): Österreich – Rumänien 07./08.11.2015 (Sa/So): Finnland – Österreich 06./07.01.2016 (Mi/Do): Italien – Österreich 09./10.01.2016 (Sa/So): Österreich – Italien 13./14.01.2016 (Mi/Do): Rumänien – Österreich 16./17.01.2016 (Sa/So): Österreich – Finnland
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Polizei setzt Tränengas und Wasserwerfer ein. Diyarbakir – Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten in der südosttürkischen Kurdenhochburg Diyarbakir sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Montag zwei Menschen erschossen worden. Die Demonstranten wurden nach Angaben aus informierten Kreisen bei Protesten gegen eine Ausgangssperre von Kugeln getroffen. Es gab mindestens zwei Verletzte. Aus Sicherheitskreisen verlautete zudem, in der nahegelegenen Provinz Mardin seien fünf kurdische Aufständische getötet worden. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zeigte sich zum weiteren Kampf gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) entschlossen. Die Zusammenstöße ereigneten sich am Vormittag, als hunderte Menschen versuchten, ins Stadtviertel Sur vorzudringen. Unter den Demonstranten waren auch Abgeordnete der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP). Für das Viertel Sur, das seit Wochen immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und PKK-Anhängern ist, gilt seit Ende November eine Ausgangssperre. Damals wurde dort der prominente prokurdische Menschenrechtsanwalt Tahi Elci erschossen. Auch für weitere Bezirke im kurdischen Südosten der Türkei gelten Ausgangssperren. Insgesamt wurden nach einer Zählung von Menschenrechtlern seit Mitte August in 17 türkischen Städten Ausgangssperren verhängt. Betroffen waren mehr als 1,3 Millionen Einwohner. Am Freitag erhielten Reporter der Nachrichtenagentur AFP während einer Unterbrechung der Ausgangssperre die Möglichkeit, das Stadtviertel Sur von Diyarbakir in Augenschein zu nehmen. Sie fanden eine wie im Krieg zerstörte Stadtlandschaft vor, mit von Kugeln durchsiebten Häuserfassaden und Barrikaden in den Straßen. Hunderte Bewohner ergriffen die Flucht. Sie glauben, dass sie uns einschüchtern können, indem sie immer neue Barrikaden und Schützengräben errichten, sagte Ministerpräsident Davutoglu dem Fernsehsender A Haber. Auch er sei nicht von Ausgangssperren begeistert. Diese seien aber zum Schutz von Zivilisten erforderlich. Wenn erforderlich, würden die Städte Haus für Haus von Terroristen gereinigt. Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. Der Konflikt der Regierung in Ankara mit der PKK eskalierte im Juni wieder, der vor drei Jahren eingeleitete Friedensprozess kam zum Erliegen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45.000 Menschen getötet. (APA, 14.12.2015)
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Plan bei Fußgängerkonferenz "Walk 21" vorgestellt, die noch bis Freitag in Wien tagt. Wien – Durch Motorisierung und Zersiedelung ist der Anteil der rein zu Fuß zurückgelegten Wege in Österreich auf 19 Prozent zurückgegangen (Stand: 2010). 20 Jahre zuvor war noch mehr als ein Viertel der Wege per pedes absolviert worden. Der Anteil marschierter Kilometer liegt sogar nur bei zwei Prozent. Wie sich dies in Zukunft darstellt und steigen kann, ist Thema der Walk 21. Die bis Freitag im Wiener Rathaus stattfindende Konferenz widmet sich dem Zu-Fuß-Gehen. Unter den rund 600 Gästen stehen unter anderem Experten aus Indien, den USA und Uganda auf der Rednerliste. Neben Politikern sind Stadtplaner, Gesundheits- und Klimaexperten, Architekten und Aktivisten zu Gast. Mit Walkshops und Urban Labs geht es für diese auch hinaus in die Stadt Wien. Die eingangs zitierten Zahlen über das Gehen in Österreich stammen aus dem ersten österreichischen Masterplan Gehen – einer nationalen Strategie zur Förderung des Zu-Fuß-Gehens, die von Umweltministerium und Verkehrsministerium erarbeitet wurde und am Dienstag im Rathaus präsentiert wurde. Ziel des Masterplans ist es, den Stellenwert des Zu-Fuß-Gehens zu erhöhen und dass die Bedürfnisse von Fußgängern bei politischen Entscheidungen und Planungen mehr berücksichtigt werden. Unter anderem bilden Siedlungsentwicklung und Raumstruktur sowie die Straßenraumgestaltung laut Masterplan wichtige Rahmenbedingungen für das Zu-Fuß-Gehen. Im Städtevergleich zeigt sich, dass der Anteil der Fußgänger am Gesamtverkehr in St. Pölten nur 16 Prozent ausmacht, während es in Leoben und Wien 26 Prozent sind. Wobei das Marschieren vor allem bei Jugendlichen und älteren Menschen einen größeren Stellenwert einnimmt. Auch einen Geschlechterunterschied gibt es: Frauen gehen öfter. Um noch mehr Menschen zum Gehen anzuregen, sollen alle Verwaltungsebenen diese Verkehrsteilnehmer mehr berücksichtigen. Höhere Verkehrssicherheit für Fußgänger, Beratungsprogramme und Bewusstseinsbildung durch Information und eine fußgängerfreundliche Städteplanung macht der Masterplan als wichtige Mittel aus, um Menschen zum Gehen zu animieren.
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Bei der "Wahlfahrt" geht es nicht um "Haha, reingefallen!", sagt die ORF-1-Infochefin. Im ORF wünscht sie sich mehr Tempo und weniger Arbeitskreise. STANDARD: Was wurde aus Plänen, Jay Leno könnte im US-TV wahlfahren? Totzauer: Diesbezüglich ist mir der aktuelle Stand nicht bekannt. Was ich weiß, ist, dass das Schweizer Fernsehen die Wahlfahrt übernommen hat. Es hat aber nicht so gut funktioniert. Das ist auch schwierig, denn sie sind nicht mit der ersten Garnitur gefahren, sondern mit wenig bekannten Abgeordneten. Auch die Moderatorin konnte mit der Situation, gleichzeitig zu fahren und Fragen zu stellen, ganz schwer umgehen. Mir hat das gezeigt, dass schon in der Entwicklung eines Formats die Frage des Anchors entscheidend ist. Wahlfahrt ist Hanno Settele auf den Leib geschneidert. STANDARD: Haben alle Kandidaten zugesagt? Totzauer: Sofort. Ohne Bedingungen. Wir haben ja vollkommen klare Spielregeln, und die Kandidaten wissen inzwischen, dass es nicht Sinn und Zweck ist, jemanden schlechtzumachen. STANDARD: Warum eigentlich nicht? Totzauer: Gerade die jüngere Zielgruppe möchte sich selbst ein Bild machen. Natürlich stellt man kritische Fragen, aber es geht nicht um den Moment Haha, reingefallen, jetzt habe ich mir einen Journalistenpunkt geholt!. Das würde die Offenheit der Kandidaten bremsen und das Format zerstören. Die Wahlfahrt ist aus diesem Blickwinkel nicht Armin Wolf auf Rädern. STANDARD: Die politische Situation ist seit der ersten Wahlfahrt um einiges ernster geworden. Darf man in Zeiten wie diesen Politiker zum Unterhaltungselement machen? Totzauer: Die Unterhaltung ist ja kein Selbstzweck. Der Sinn dieser spielerischen Zugänge zielt immer auf Inhalt ab. Selbstverständlich muss man die Themen Flüchtlinge, Asyl, Europa besprechen. Das ist auch drinnen, wir haben nur einen anderen Weg gefunden, den Menschen, der zur Wahl steht, mit seinen Vorstellungen zu erfassen. STANDARD: Was ändert der prominenter Sendeplatz? Totzauer: Mit dem Sendeplatz um 20.15 Uhr bekommt die Wahlfahrt noch einmal mehr Relevanz. Ich kann um 23 Uhr ganz anders mit spielerischen Elementen umgehen als im Hauptabend. Wir wollen nicht in eine verulkende, rein lustige Situation kommen. Das ist das Interessante an der Sendung, dass in dieser Spannung zwischen spielerischem Zugang und ernsten Themen aussagekräftiger Inhalt produziert wird. STANDARD: Im ORF kümmern Sie sich um Nachrichten für junge Zuschauer auf ORF 1. Ist das nicht ein untergehendes Gewerbe? Totzauer: Wir sehen seit den letzten drei Jahren, dass wir in unseren Informationsformaten auf ORF 1 Marktanteil zulegen und mit dem Altersschnitt sukzessive hinuntergehen.. STANDARD: 44 ist jetzt nicht so jung. Totzauer: Im europäischen Vergleich ist das Champions League. Wir überlegen uns zusätzlich sehr genau, welchen Content wir in welcher Form im Web anbieten. Wir sind bei m.eins mit einem Altersschnitt von 23 Jahren, und ich bin selbst überrascht, wie stark das Angebot von Woche zu Woche zulegt. Es ist nicht so, dass junge Menschen generell Information meiden. Die Frage ist, wie strickt man das Angebot? Wir sehen bei der Website zur Wahlfahrt starke Zuwächse bei den ganz jungen Usern. Darauf zielt auch unser neues Projekt Being President ab. Gemeinsam mit den Kollegen von ORF Online haben wir ein Storyboard entwickelt mit einem 360-Grad-Blick auf die Politik, wo wir das höchste Amt des Staates aus einer komplett neuen, anderen Perspektive ansehen. Wie fühlt es sich an, Präsident zu sein, was würde man selber tun, stünde man in der Hofburg, wo muss man sich auskennen? 360-Grad-Video, Storys und Interaktion mit dem Publikum greifen auf dieser Sonderseite von orf.at ineinander. Vernetzte Zukunftsprojekte dieser Art finden generell viel Unterstützung von Generaldirektor Wrabetz. Das heißt, ich sehe die Sorge mit den jungen Zusehern nicht. Sie sind da, wir müssen sie nur suchen und finden. STANDARD: Im Netz vielleicht. Aber ob sie auch im Fernsehen sind? Totzauer: Natürlich ist die Konversion vom Web ins Fernsehen bei Jungen tatsächlich schwierig. Wir wissen aber auch, dass bei Großereignissen auch ein junges Publikum beim ORF landet. Das funktioniert. Das heißt, auch jüngere Zuseher wissen, dass sie bei uns hochwertigen öffentlich-rechtlichen Content bekommen. Für mich persönlich ist es nicht so relevant, über welchen Kanal wir junge Menschen erreichen, solange unser Content lebt. Sollte es einmal nicht mehr über das lineare Fernsehen so gut funktionieren, dann werden wir andere Kanäle aufmachen. Das ist die Herausforderung. STANDARD: Das heißt, man gibt den Fernsehkanal über kurz oder lang auf? Totzauer: Nein, wir wissen, dass Fernsehen nach wie vor zu den meistgenutzten Medien gehört. Trotzdem stellen wir uns auf weitere Distributionswege ein und nützen diese. STANDARD: Ganz Kühne sagen gar den Tod der Website voraus. Nur Social Media bleibe am Leben. Totzauer: Wir müssen in den sozialen Medien präsent sein, weil wir die User von dort auf unsere Website bringen wollen. Wenn ich auf Facebook hunderttausende Likes habe, ist das zwar toll und fürs Image wichtig, es zahlt aber nicht in den ORF-Topf ein. Mark Zuckerberg sagt vielleicht einmal, so, ihr Süßen, für 10.000 Likes zahlt ihr mir im Monat 1.000 Euro, dann werden wir blöd schauen. Deshalb ist es wichtig, dass die User auf unsere digitalen Produkte kommen. STANDARD: Was ist mit Snapchat? Angeblich spielt dort die Musi für die Jungen. Totzauer: Ja. Ja, eh. Wichtig ist hier einzuschätzen, welche sozialen Plattformen mittelfristig relevant sind und welche Storys wir für relevante Plattformen anbieten können. Wer sich dort gerade über seine jüngsten Schuhfetische austauscht, wird nicht darin die Debatte über die letzten Arbeitslosenzahlen suchen. Soll heißen, wir müssen identifizieren, welche Plattformen für welche Art von Diskurs von uns verwendet werden. STANDARD: Was wünschen Sie sich vom neuen ORF-General? Totzauer: Ich würde mir wünschen, dass wir weiterhin mutig und mit Selbstbewusstsein nach vorne gehen, schauen, wohin wir wollen, und wissen, warum wir dorthin wollen. Dass wir Strukturen schaffen, in denen Bewegung möglich ist. Es ist ja nicht so, dass nur ORF 1 innovativ und ideenreich wäre. Manchmal scheitern wir an strukturellen Gegebenheiten, wo gute Ideen da sind, die dann in Arbeitskreisen zu Tode gekaut werden. Hier auch auf einer strukturellen inhaltlichen Ebene Bewegung hineinzubringen wäre notwendig. Wir müssen die Geschwindigkeit erhöhen. Der Markt verändert sich so rapide. Es ist so viel Bewegung in der gesamten Branche, dass wir einfach schneller werden sollten. STANDARD: Wo sehen Sie sich nach dem 9. August? Totzauer: Generell weiß ich ja nicht, welche Struktur wir haben werden. Mir wäre weiterhin ein Raum wichtig, den mir derzeit meine Fernsehdirektorin schafft, in dem ich Möglichkeiten für Innovation und strategische Freiheit habe, um relevante und kreative Produkte umzusetzen und auf den Boden zu bringen.
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"NÖN" nannten als Grund medial negatives Bild nach Vorfall in Wiener Neustadt. Wiener Neustadt/Baden – Nach den Schlagzeilen um Paulus Manker nach einer Sachbeschädigung am Aufführungsort seiner Theaterproduktion Alma in Wiener Neustadt sehe das Land Niederösterreich von einer vorgesehenen Ehrung ab (DER STANDARD berichtete), demnach wird heuer beim NÖ Tourismuspreis die Kategorie Medien – der Schauspieler und Regisseur war dafür nominiert – entfallen. Christoph Madl, Geschäftsführer der Niederösterreich-Werbung, bestätigte dies am Mittwoch auf APA-Anfrage. Der Wochenzeitung Niederösterreichische Nachrichten zufolge hatte sich die Jury in einer Sitzung Anfang Juli für Manker entschieden, weil er mit seinem Welt-Theaterstück, das an vier niederösterreichischen Orten aufgeführt wurde, wertvolle Impulse für den Tourismus im Bundesland gesetzt habe. Der aktuelle, von Herrn Manker ausgelöste Vorfall und das damit entstandene, medial negative Bild widersprechen der Zielsetzung und den Kriterien des Tourismuspreises und gaben der Jury Anlass zur Entscheidung, von der Verleihung des Preises an Herrn Manker Abstand zu nehmen, wurde Madl zitiert. Die diesjährige Preisvergabe findet am Donnerstagabend im Casino Baden statt. Manker soll vor kurzem eine Lok durch die frühere Rüstungshalle der Raxwerke gelenkt und beträchtlichen Schaden angerichtet haben. Sein Anwalt sprach von einer nicht vorsätzlichen Fehlleistung. Die Staatsanwaltschaft nahm jedenfalls Ermittlungen u.a. hinsichtlich Sachbeschädigung auf.
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In Großbritannien würden bei einem Austritt aus der EU die Rechtsgrundlagen für zahlreiche Industrien wegfallen. London/Wien – Die Meinungsumfragen sprechen zwar dagegen, aber es ist dennoch möglich, dass die britischen Wähler am 23. Juni für den EU-Austritt stimmen. Sie würden damit ein rechtliches Minenfeld betreten, aus dem nur schwer praktikable Auswege zu finden sind, sagen Juristen der Kanzlei Freshfields, die ihren Sitz in London hat, aber auch in Wien stark vertreten ist. Denn sobald die britische Regierung die EU-Kommission über den geplanten Austritt nach Artikel 50 des Lissaboner Vertrags notifiziert, beginnt die Uhr zu ticken: Zwei Jahre haben beide Seiten Zeit, ein neues Vertragsverhältnis zwischen EU und Großbritannien auszuverhandeln. Dann muss der Brexit vollzogen sein; eine Verlängerung der Mitgliedschaft wäre nur möglich, wenn alle 27 übrigen EU-Staaten zustimmen – ein politisch wenig wahrscheinliches Szenario. Denn die Briten hätten nach einer Brexit-Entscheidung nur noch wenige Freunde in der EU. Doch diese zwei Jahre sind zu kurz, um etwa ein neues Freihandelsabkommen auszuarbeiten, sagt Stephan Denk, Experte für öffentliches Wirtschaftsrecht. Das bestehende Exit-Verfahren ist wenig praktikabel, vor allem nicht für einen so wichtigen Mitgliedstaat, sagt er. Dies gilt vor allem für die Finanzbranche, in der ein guter Teil aller internationalen Geschäfte über die Londoner City läuft. Aufgrund der Dienstleistungsfreiheit können britische Banken und Institute auf dem Kontinent ihre Leistungen mithilfe des EU-Passports anbieten, ohne sich neu zu registrieren. Genauso kann eine in Österreich zugelassene Bank ohne die Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft in London tätig sein. Nach einem Brexit würde dies wegfallen, warnt Stephan Pachinger, Kapitalmarktexperte bei Freshfields. Die gesamten Harmonisierungsbemühungen der letzten 20 Jahre könnten obsolet werden. Die österreichische Bank hätte dann im Extremfall keine Rechtsgrundlage für ihre Tätigkeit in London mehr, und noch viel stärker wären alle Finanzinstitute betroffen, die von London aus den europäischen Markt bedienen. US-Investmentbanken und andere müssten sich dann dringend nach einem Standbein in Frankfurt oder Paris umschauen. Dennoch könnte es sein, dass der Finanzplatz London seine Bedeutung behält und nicht alle Geschäfte nach Kontinentaleuropa verlagert werden, meint Pachinger. Denn London lebt auch sehr stark von seinem Humankapital. Auch die Regulierung der Finanzindustrie wie auch anderer stark regulierter Branchen wie etwa Telekom oder Energie wäre plötzlich unklar. Denn derzeit basieren die meisten dieser Regulierungen auf EU-Recht. Der regulatorische Rahmen wäre plötzlich weggezogen, es müsste eine radikale Umstellung geben, sagt Moritz Keller, Counsel bei Freshfields. Während EU-Richtlinien in nationales Recht umgesetzt worden sind und dadurch in Kraft bleiben können, wirken Verordnungen direkt – und wären nach einem Brexit nicht mehr gültig. Dazu zählen etwa die Basel-III-Mindestkapitalregeln für Banken oder das Marktmissbrauchsregime. Keller geht davon aus, dass das britische Parlament in diesem Fall ein EU Continuity Act verabschieden würde, um Zeit für eine Umstellung zu gewinnen. Eine übereilte und schlampige Anpassung wäre ein Albtraum für Unternehmen und könnte sie viel Geld kosten, warnt Schiedsrechtsexperte Keller. Das könnte zu Investorenklagen im Rahmen von Investitionsschutzabkommen führen, denn diese geben Investoren die Garantie eines stabilen regulatorischen Rahmens. Da kann ein großes Haftungsrisiko schlagend werden. Unklar ist außerdem, auf welche Grundlage die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien nach dem Brexit gestellt werden könnten. Eine Verlängerung der bestehenden Freihandelsabkommen wäre ein Verstoß gegen die WTO-Regeln; andere Staaten würden wohl wegen Diskriminierung klagen. Das heißt, es würde wieder Zölle auf Grundlage der WTO-Verträge geben, was etwa die deutsche Autoindustrie stark treffen würde. London dürfte auch nicht Sonderprivilegien nur für einige Branchen, etwa Finanzdienstleistungen, aushandeln, selbst wenn das beide Seiten wollten, warnt Denk. Denn das würde ebenfalls gegen WTO-Recht verstoßen. In der WTO gilt das Prinzip der Nichtdiskriminierung von Drittstaaten. Da gibt es nur sehr begrenzten Spielraum, sagt er. Möglich wäre ein Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), zu dem Norwegen und Island gehören. Doch dann müssten die Briten alle EU-Gesetze erfüllen, ohne aber mitsprechen zu dürfen. Auch das Schweizer Modell der bilateralen Verträge birgt dieses Problem in sich, und Denk warnt: Das Schweizer Modell wird es nicht geben, da gibt es seitens der EU Vorbehalte. Möglich wäre eine weitgehende Zollunion, wie sie etwa mit Südkorea existiert. Doch auch die müsste erst mühsam ausgehandelt werden. Um Zeit zu gewinnen, könnte London die Notifizierung über den Austritt länger hinauszögern und den Brexit inzwischen politisch und rechtlich vorbereiten, meint Denk. Das ist vorerst ein rein britischer Akt, solange nicht notifiziert wurde, muss es niemand zur Kenntnis nehmen. Doch auch für sinnvolle Verhandlungen in dieser Zeit müssten die anderen EU-Staaten den Briten entgegenkommen wollen. Nach der Notifizierung gibt es keinen Weg mehr zurück: Wenn die Briten doch in der EU bleiben wollen, müssten sie sich wie jeder andere Drittstaat erneut bewerben – und hätten nur wenig Aussicht auf neuerliche Sonderregelungen, sagt Denk.
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Vizepräsident der EU-Kommission Ansip: Keinerlei Rechtfertigung mehr für weiteres Verzögern. Das EU-Parlament beschließt heute, Dienstag, in Straßburg voraussichtlich die endgültige Abschaffung der Roaming-Gebühren ab Juni 2017. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip, erklärte, es gebe keinerlei Rechtfertigung mehr für eine weitere Verzögerung. Ab April 2016 würden die Roaming-Gebühren außerdem dramatisch verringert, so Ansip. Zunächst erfolgt eine weitere Senkung. Ab dem 30. April 2016 dürfen die Roaming-Gebühren die folgenden Beträge nicht überschreiten: Anbieter von Internetzugangsdiensten müssen Nutzern, die kurz davorstehen, einen Vertrag fürs Fest- oder Mobilfunknetz zu unterzeichnen, eine klare und verständliche Erläuterung geben, wie hoch die wirklich zu erwartenden Download- und Upload-Geschwindigkeiten sind (im Vergleich zu den beworbenen). Auch über die Netzneutralität wird entschieden. Die Abstimmung des EU-Parlaments erfolgt am frühen Nachmittag.
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Das iPad Pro könnte der finale Todesstoß für das einstige Vorzeigegerät sein. Als Apple im Jahr 2010 das Macbook Air der Öffentlichkeit präsentierte, sorgte es für begeisterte Kommentare. So leicht und dünn war kein anderer Laptop. Für viele Hersteller war es eine Inspiration und löste so den Boom der Ultrabooks aus. Und doch könnte genau dieses Gerät nun vor dem Aus stehen, wie The Verge in einem Artikel prognostiziert. Der Grund ist simpel: Das Air hat sich schlicht überlebt. Mit dem neuen Macbook hat Apple mittlerweile ein Gerät gebaut, das das Konzept der Reduktion noch weiter vorantreibt. Für Leute, die ihren Laptop primär zum Surfen und Tippen benötigen, ist das allemal ausreichend. Gleichzeitig wird der Bereich jener, die höhere Ansprüche hegen, mit dem neuen Macbook Pro erheblich besser abgedeckt – bietet dieses doch nicht nur eine deutlich höhere Bildschirmauflösung und -qualität, es ist auch um einiges flotter. Und nun steht ein Gerät vor der Vorstellung, das den finalen Todesstoß für das Macbook Air bedeuten könnten: das iPad Pro, ein 12,9 Zoll großes Tablet mit optionaler Tastatur und Stylus-Bedienung. Mit spezifischen Optimierungen – wie der Möglichkeit, zwei Apps nebeneinander darzustellen – will Apple den zuletzt schwächelnden Tablet-Verkauf ankurbeln und so auch viele Nutzer abholen, die sonst zu einem Laptop greifen würden. Zwischen all diesen Produkten bleibt also kaum mehr Platz für das Air. Es gebe eigentlich keinen wirklichen Grund, warum es weiter existieren sollte – zumindest in seiner derzeitigen Form, fasst The Verge die Lage zusammen. Das Air sei als Gerät entstanden, das eine perfekte Balance zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen liefert, nun wirkt genau dieser Ansatz aber zunehmend wie ein Kompromiss im Vergleich zu anderen Geräten. Dass das auch Apple so sehen dürfte, lässt sich nicht zuletzt aus der Marktsituation ablesen. Haben doch andere Hersteller wie Dell mit seinem XPS 13 längst hervorragende Alternativen zum Air im Angebot, ohne dass Apple darauf reagiert hat. Offenbar verfolgt man hier nun also eine neue Strategie, und in der ist neben Macbook, Macbook Pro und iPad Pro einfach kein Platz mehr für Apples langjähriges Vorzeigegerät.
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Damit kein anderer als der maronitische Exgeneral Michel Aoun zum Präsidenten gewählt werden kann, boykottiert die Hisbollah die Parlamentssitzungen. Beirut/Wien – Beim 27. Mal ist es nur mehr eine kurze Mediennotiz: Am Mittwoch ist der Anlauf – es war weniger als ein Versuch -, im Parlament in Beirut einen libanesischen Präsidenten zu wählen, erneut gescheitert. Die libanesische Geschichte ist voll von Episoden präsidentiellen Vakuums: Auch Michel Suleiman, der das Amt am 25. Mai 2014 verwaist zurückließ, war der Kompromisskandidat nach einem halbjährigen Patt. Die Präsidentschaftskrise 1988/1989 war – kurz vor dem formellen Bürgerkriegsende – zwar noch dramatischer, aber die damaligen 409 Tage ohne Präsident hat der Libanon heute mit fast vierzig Tagen mehr überschritten. Am 23. April 2014, also bereits vor Ablauf des Mandats Suleimans, fand der erste Wahlgang statt, keiner der Kandidaten erreichte die notwendige Zweidrittel-Mehrheit. Da bei den nächsten Wahlversuchen eine einfache Mehrheit genügen würde, boykottieren die Abgeordneten der Allianz des 8. März rund um die Hisbollah die Wahlsitzungen. Es gibt kein Quorum, und die Wahl kann nicht stattfinden. So wird zwar nicht der vom 8. März aufgestellte Michel Aoun, Chef der Freien Patriotischen Bewegung, gewählt – aber auch kein anderer. Aoun spielte schon 1988 eine Rolle – als ein entgegen dem libanesischen Nationalpakt eingesetzter Ministerpräsident (das Konkordanzsystem sieht vor, dass ein maronitischer Christ das Präsidentenamt innehat, Premier ist ein Sunnit, Parlamentspräsident ein Schiit). Der 80-Jährige, im Bürgerkrieg Chef einer mächtigen Miliz, musste 1990 fliehen und kehrte erst 2005 zurück. Der Präsidentenkrise liegt die durch den Krieg in Syrien, in dem die libanesischen Parteien und Gruppen auf unterschiedlichen Seiten stehen, verstärkte Gespaltenheit der libanesischen Politik zugrunde. Zwar haben sich die libanesischen Parteien in der Baabda-Erklärung von 2012 verpflichtet, den Konflikt nicht in den Libanon zu tragen, sie bleiben aber hoffnungslos entlang der Linie pro oder kontra Assad gespalten. Die iranisch-gesponserte Hisbollah, die in Syrien auf der Seite des Assad-Regimes militärisch engagiert ist, will deshalb keinen von der anderen Seite vorgeschlagenen Präsidenten, der ihr Druck machen könnte. Trotz wiederholter Anläufe, einen Kompromiss zu finden, ist das auch nach mehr als eineinviertel Jahren nicht gelungen. Da der Syrien-Konflikt nicht nur ein Bürgerkrieg mit Overspill, sondern auch ein Stellvertreterkrieg im großen iranisch-saudischen Kalten Krieg geworden ist, muss sich wohl auch auf der Metaebene, zwischen den Sponsoren der Gruppen in Syrien und im Libanon, Teheran und Riad, etwas bewegen. Die wichtigste Partei in der mit dem 8. März konkurrierenden Allianz des 14. März ist die sunnitische Zukunftsbewegung von Saad Hariri, Sohn des 2005 ermordeten Expremiers Rafiq Hariri, die Saudi-Arabien nahe steht. Auch im Libanon sind die sunnitischen Ränder für den Extremismus anfällig. Manche scherzen, dass man sieht, dass der Libanon gar keinen Präsidenten braucht: Wenn es keinen gibt, dann übernimmt das Kabinett dessen Aufgaben – was aber heißt, dass die Konsensfindung in der Regierung, in der alle großen Parteien sitzen, extrem schwer wird. Das Parlament funktioniert während eines präsidentiellen Vakuums überhaupt vorwiegend als Wahlkörper, nicht als legislatives Organ: Nichts geht weiter. Aoun rief am Mittwoch, einen Tag vor einer Kabinettssitzung, seine Anhängerschaft zu Protesten auf die Straße. Allerdings geht es da schon wieder um eine Weiterdrehung des Pokers: Vergangene Woche verlängerte Verteidigungsminister Samir Moqbel angesichts der angespannten Sicherheitslage und des politischen Stillstands das Mandat der Spitzen der Armee, vor allem von Armeechef Jean Kahwaji. Da Aoun diesen Posten für seinen Schwiegersohn, Shamel Roukoz, wollte, ist er empört – und ein möglicher Kompromiss vom Tisch, denn der Armeechefposten würde Roukoz für später für das Staatspräsidentenamt in Stellung bringen. Nun versucht Aoun zu erzwingen, dass die im Oktober fällige Pensionierung von Roukoz als Kommandant der Spezialtruppe der libanesischen Armee aufgeschoben wird, damit er im Spiel bleibt. Der 14. März – inklusive seiner christlichen Parteien – lehnt das aber ab. Aoun spielt als Teil des 8. März nicht nur im großen libanesischen Politpoker, sondern auch im kleinen, maronitischen. Es geht um die Zukunft seiner Partei, und er bestellt sein Haus: mangels Söhnen für die Schwiegersöhne, von denen ein anderer der Außenminister Gebran Bassel ist.
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Seit zweitausend Jahren gilt Hundefleisch als koreanische Delikatesse. Eine rechtliche Grauzone hat eine Industrie ohne ethische Standards geschaffen. Die Jugend des Landes bricht daher immer öfter mit der Tradition. Wenn Kelly OMeara alle paar Monate von Washington nach Seoul fliegt, tut sie nichts anderes, als eine Hundefarm nach der anderen abzuklappern. Denn was die US-amerikanische Tierschützerin dort zu sehen bekommt, lässt sie keine Ruhe finden: Wenige Monate alte Hunde, eingesperrt in dreckige Gitterkäfige, die so klein sind, dass sich die Tiere kaum um die eigene Achse drehen können. OMeara versucht stets mit den Züchtern ins Gespräch zu kommen. Meist wird sie von ihnen verscheucht, doch manchmal landet sie auch einen Coup. Anfang des Jahres etwa gelang es der Leiterin der Humane International Society, einen einsichtigen Landwirt zu überreden, seine Farm am Stadtrand Seouls auf Heidelbeeren umzusatteln. Rund 2300 Euro zahlte sie dem Südkoreaner dafür und befreite dadurch 23 Hunde, die nun im US-Bundesstaat Virginia ein neues Zuhause gefunden haben. Für OMeara ist das freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Jedes Jahr werden in Südkorea bis zu 200.000 Hunde verspeist. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat zumindest einmal im Leben davon gekostet, doch gleichzeitig brechen immer mehr junge Koreaner mit der Tradition - auch wenn diese tief in der Kultur des Landes verwurzelt ist. Seit mindestens 2000 Jahren werden auf der Koreanischen Halbinsel bereits Hunde verspeist, das hat mit der konfuzianischen Tradition des Landes zu tun. Der chinesische Gelehrte teilte die Tierart in Jagd-, Wach- und Zuchthunde ein. Von jeher sagte man dem Hundefleisch auch eine medizinische Wirkung nach: Bei Männern soll es aphrodisierend wirken und die Bauern auf dem Feld gegen die erdrückende Sommerhitze wappnen. Für Kang Dae-in ist das koreanische Leibgericht vor allem eines: ganz besonders bekömmlich, da das Fleisch ungesättigte Fettsäuren enthalte und nur wenig Cholesterin. Der 58-Jährige steht vorm Eingang seines Hunderestaurants, eine Wellblechhütte am Ende einer verwinkelten Steintreppe, und zieht an einer Zigarette. Seine Frau bereitet gerade das Mittagsgeschäft vor, es gibt wie immer in Brühe gekochtes Hundefleisch. Bis zu 120 Kilogramm servieren die Kangs ihren Kunden pro Woche, seit 50 Jahren leiten sie ihr Restaurant, mittlerweile in zweiter Generation. Die rechtliche Situation für Restaurantbesitzer wie Kang ist geradezu schizophren: So werden Hunde vom südkoreanischen Landwirtschaftsministerium als Nutztiere gelistet, was vom Gesetz jedoch nicht anerkannt ist. Viele Experten argumentieren, dass es zwar legal sei, Hunde für den Verzehr zu züchten und zu schlachten, der Prozess der Weiterverarbeitung als Nahrungsmittel wiederum sei verboten. Diese Grauzone würde zu einer grausamen Industrie ohne ethische Standards führen, argumentieren einheimische und internationale Tierschützer. Doch wieso gehen die Wogen bei Hundefleisch hoch, während der Verzehr von Rind- und Schweinefleisch im westlichen Ausland sozial weitgehend akzeptiert ist? Einen Missstand mit einem anderen zu vergleichen ist kein Argument, meint Stephen Bant. Der Wahlkoreaner gilt als einer der erbittertsten Gegner der Hundefleischindustrie. Für ihn haben Vierbeiner nun mal einen ganz besonderen Status für die Menschen, der sich in mehr als 20 Jahrtausenden Evolutionsgeschichte entwickelt hat. So lange nämlich liegen die ersten Domestizierungsversuche von Wölfen zurück. Außerdem darf man nicht die spezifischen Misshandlungen ignorieren, denen nur Hunde in Korea ausgesetzt sind, sagt er. Immer wieder berichten NGOs von Fällen, in denen ausgesetzte Haustiere auf Hundefarmen landen. Sie prangern Züchter an, die die Stimmbänder ihrer Hunde durchschneiden, um Lärmklagen von Anwohnern zu vermeiden. Und sie veröffentlichen Videos, auf denen die Tiere bei lebendigem Leib auf Haken aufhängt und mit Holzstöcken getötet werden. Angeblich soll das Fleisch besonders zart schmecken, wenn der Hund kurz vor seinem Tod große Mengen Adrenalin ausschüttet. Ach was, das passiert schon seit den frühen Siebzigern nicht mehr, sagt Kang. Seine Kunden sind hauptsächlich Männer in der zweiten Lebenshälfte. Die Jugend des Landes verschmäht in aller Regel Kangs Gerichte. Das hat auch mit einer gebürtigen Inzersdorferin zu: Franziska Donner war Ehefrau des ersten südkoreanischen Präsidenten Rhee Syng-man und gilt als erste prominente Kritikerin des Hundekonsums. Ihre Anstrengungen gingen jedoch in den Wirren des Koreakriegs unter, als Hundefleisch in Zeiten von Hungersnöten eine wertvolle Proteinquelle war. Erst in den 80ern flammte die Kritik wieder auf, diesmal unter der Leitung von Brigitte Bardot. Die französische Schauspielerin startete anlässlich der Olympischen Spiele in Seoul 1988 eine Kampagne gegen die Hundefleischindustrie, und die Regierung setzte alles daran, Negativschlagzeilen der ausländischen Presse zu vermeiden. Restaurantbesitzer Kang musste während der Olympischen Spiele das Schild vor seinem Lokal abnehmen und ließ nur mehr Stammkunden hinein. Zu groß war die Gefahr, Probleme mit der Polizei zu bekommen. Wirklich verstehen konnte er die Aufregung nicht: Das sind doch verschiedene Dinge: ob man einen Hund als Haustier hält oder gezielt für den Verzehr züchtet.
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Stadt liegt 140 Kilometer westlich der IS-Hochburg Sirte. Tripolis – Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat Medienberichten zufolge in Libyen eine Stadt westlich ihrer Hochburg Sirte eingenommen. Nach Kämpfen mit örtlichen Milizen hätten die Jihadisten die Stadt Abugrein unter ihre Kontrolle gebracht, meldete die libysche Nachrichtenseite Al-Wasat am Freitag. Eine unabhängige Überprüfung des Berichts war nicht möglich. Abugrein liegt rund 140 Kilometer westlich der Hafenstadt Sirte. Libyen ist seit dem mit westlicher Militärhilfe erreichten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahre 2011 nicht mehr zur Ruhe gekommen. Eine neue von den Vereinten Nationen vermittelte Einheitsregierung hatte zuletzt ihre Amtsgeschäfte in Tripolis aufgenommen. Sie soll zwei rivalisierende Regierungen in dem Land ersetzen, hat sich aber bisher noch nicht durchgesetzt. Der IS beherrscht derzeit einen wichtigen Küstenstreifen des ölreichen Staates rund um die zentrallibysche Küstenstadt Sirte.
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Wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung. Wien – Eine 33-jährige Frau, die am 7. Februar 2015 ihren um 23 Jahre älteren Ehemann auf offener Straße in Wien-Ottakring niedergestochen hatte, ist am Donnerstagabend im Straflandesgericht zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Die Geschworenen verwarfen die auf versuchten Mord lautende Anklage und erkannten auf absichtliche schwere Körperverletzung. Bei einem Strafrahmen von bis zu fünf Jahren und der erheblichen Milderungsgründe – die Angeklagte war bisher unbescholten, hatte sich selbst gestellt und vom Gerichtspsychiater eine von schwierigsten Lebensumständen geprägte Persönlichkeitsstruktur bescheinigt bekommen – mutete das vom Schwurgerichtshof verhängte Strafausmaß eher streng an. Die vorsitzende Richterin Sonja Weis begründete das mit der Schwere der Verletzung, die der 56-Jährige fast nicht überlebt hätte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Philipp Winkler erbat Bedenkzeit, Staatsanwalt Stefan Berger gab keine Erklärung ab.
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Plant, noch ungenannt, "Neues" – Anteile abgegeben. Wien – Seine Anteile am Datum-Verlag hat er schon im Juni abgegeben, nun verabschiedet er sich auch aus der Chefredaktion des politisch-gesellschaftlichen Monatsmagazins mit Qualitätsanspruch: Stefan Kaltenbrunner, 48 und seit sechs Jahren Datum-Chefredakteur, will etwas Neues machen, erklärt er auf Anfrage des STANDARD nach dem Hintergrund seines Abschieds. Was das Neue ist, verrät er vorerst nicht. Kaltenbrunner verneint, dass er womöglich in die Verlagsgruppe News zurückkehrt. Der Arabist und Afrikanist war Mitglied der Chefredaktion von E-Media, bevor er 2008 Vize, 2009 Nachfolger von Datum-Gründungschef Klaus Stimeder wurde. Er betrieb zudem eine Textagentur. Kaltenbrunner holte 2014 Stefan Apfl vom Falter zu Datum, er leitet das Magazin vorerst interimistisch. Der Datum-Verlag gehört seit Juni komplett der Medecco-Magazingruppe (Parnass, Architektur aktuell) im Besitz von Horst Pirker (55). Pirker leitet seit Juni 2014 im Hauptjob die Verlagsgruppe News (News, Woman, Profil, TV-Media, E-Media, Trend), die den österreichischen Magazinmarkt beherrscht. Pirkers Sohn Georg (28) ist Geschäftsführer von Datum-Verlag und Medecco.
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Nach mutmaßlicher Zahlung an Kolobnew für Sieg in Lüttich. Lüttich – Dem früheren Radprofi und aktuellen Astana-Teamchef Alexander Winokurow droht wegen Bestechung ein Verfahren in Belgien. Laut einem Bericht von Sky Sports hat der Staatsanwalt in Lüttich dafür plädiert, den Kasachen wegen des mutmaßlich vom Russen Alexander Kolobnew um 100.000 Euro erkauften Sieges bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2010 vor Gericht zu stellen. Auch Kolobnew soll angeklagt werden. Winokurow (Team Astana) und Kolobnew (Katjuscha) waren damals gemeinsam ausgerissen, der Kasache gewann den prestigeträchtigen Klassiker mit einigen Sekunden Vorsprung. Die Schweizer Zeitschrift LIllustre hatte später eine Email-Korrespondenz zwischen dem Duo veröffentlicht, aus dem eine Absprache hervorging. Die Staatsanwaltschaft Lüttich ermittelte seit August 2014. Der zuständige Richter muss nun bis 15. Oktober entscheiden, ob den Radprofis wegen Privatbestechung der Prozess gemacht wird. Beiden Fahrern würden im Falle des Falles Haftstrafen bis zu drei Jahren und Geldstrafen bis 600.000 Euro drohen.
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Dem Mann drohen in Slowenien bis zu drei Jahre Haft. Ljubljana – Der Slowene, der aus angeblicher sozialer Not via Inserat seine Niere zum Verkauf angeboten hat, ist laut Polizei ein Betrüger. Der 65-Jährige habe in der Anzeige und bei späteren Kontakten mit Medien seine sozialen Umstände falsch dargestellt, um an Geld zu kommen, teilte die Polizei mit. In Slowenien hat bereits eine Spendenaktion für die Familie des Mannes begonnen. Die slowenische Polizei hat mithilfe von kroatischen Kollegen den Mann, der im Gespräch mit den Medien anonym bleiben wollte, ausfindig gemacht. Der Mann, der derzeit in Zadar in Dalmatien wohnt, hatte nämlich eine kroatische Handynummer angegeben. In Kroatien wurde er einvernommen und wieder freigelassen, in Slowenien werde er wegen Betrugs angezeigt, hieß es. Dafür drohen in Slowenien bis zu drei Jahre Haft. Der Mann hatte vergangene Woche in einem Inserat seine Niere für 50.000 Euro angeboten, um eine Zwangsexekution zu vermeiden. Laut Medienberichten sollte er ein Angebot über 70.000 Euro aus Österreich vorliegen haben. Er stellte sich als ein arbeitsloser dreifacher Vater vor, dessen Familie keine Sozialhilfe erhalte. Laut der Polizei stimmt davon aber nichts.
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Ankara bestellt US-Botschafter ins Außenministerium ein – Washington weigert sich, die syrischen Kurden der PYD als Terrorgruppe zu betrachten. Ankara/Athen – Wer lang genug laut ruft, bekommt auch eine Antwort: Seit Wochen drängen der türkische Staatschef und sein Premier die politischen Partner im Westen, die syrischen Kurden von der PYD (Demokratische Unions-Partei) als Terroristen und als Filiale der kurdischen Untergrundarmee PKK zu erklären. Bin ich euer Partner, oder sind es die Terroristen in Kobane?, polterte Staatspräsident Tayyip Erdogan am vergangenen Wochenende gegen die USA – wie kann ich euch trauen?. Die Replik kam vom Sprecher des US-Außenministeriums: Wir sehen die PYD nicht als Terrororganisation an. Wir stellen fest, dass die Türken es tun, sagte John Kirby. Daraufhin bestellte das türkische Außenministerium am Dienstag US-Botschafter John Bass ein. Washigtons Haltung sei inakzeptabel, hieß es. Nach Kobane, der kurdischen Stadt an der syrisch-türkischen Grenze, die im Spätsommer 2014 Schauplatz einer Schlacht gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) war, hatte sich Brett McGurk, der Sondergesandte des US-Präsidenten für die internationale Koalition gegen den IS, auf den Weg gemacht. Der kurze Besuch bei Polat Can, dem Sprecher der Kurdenmiliz der PYD, am 30. Jänner sollte eine Art Trostpreis sein. Denn die PYD war, wie von der türkischen Regierung gewünscht, gerade von der neuen Runde der Syrienverhandlungen in Genf ausgeschlossen worden. McGurks Besuch in Kobane empfanden Regierung und Präsident in Ankara als Schlag ins Gesicht. Wie es nun nach der Antwort aus Washington weitergeht im Streit der USA und ihres Nato-Partners Türkei, ist offen. Auf dem Spiel steht nicht nur eine Namenskarte am Verhandlungstisch in Genf. Beim Streit um die PYD geht es um die Kurden in der Türkei ebenso wie um den Kampf gegen den IS und den Bürgerkrieg in Syrien. Die USA unterstützen die Miliz der PYD, die Volksverteidigungseinheiten (YPG), mit Waffen. Die Kurdenmiliz gilt als der noch schlagkräftigste Akteur unter den Rebellen in Syrien im Kampf gegen den IS. Die türkische Regierung stellt das in Abrede. PYD und YPG seien keine Opposition im syrischen Bürgerkrieg, heißt es in Ankara; sie paktierten vielmehr mit dem Regime von Staatspräsident Bashar al-Assad. Frankreichs Diplomaten äußerten sich ähnlich vor Beginn der – mittlerweile wieder ausgesetzten – Genfer Verhandlungen. Vier Flugzeugladungen mit Waffen und Munition hätte die PYD gerade von den Assad-Truppen in Qamishli erhalten, meldeten türkische Medien am Dienstag. Qamishli ist nur durch eine Grenzmauer von der türkisch-kurdischen Stadt Nusaybin getrennt; Assads Luftwaffe unterhält dort noch eine Basis, obwohl die Stadt längst in der Hand der PYD ist. Als die Kurden 2014 in Kobane ihre Schlacht gegen den IS schlugen, unterstützt von US-Bombern, sah die türkische Armee an der Grenze nur zu. Für viele Kurden in der Türkei war die versagte Solidarität ein Beweis, dass es der Regierung von Staatschef Erdogan nicht Ernst mit einer Friedenslösung ist. Mittlerweile ist der von Erdogan selbst initiierte Verhandlungsprozess mit der PKK zusammengebrochen; in mehreren Städten im Südosten der Türkei führt die Armee Krieg gegen die PKK und ihre jungen bewaffneten Anhänger. Das erklärt das Insistieren der türkischen Regierung, die auf eine Ächtung der PYD durch die USA und die Europäer drängt. Die PYD sei eine Terrororganisation, ihr Hauptquartier liege in den Kandil-Bergen im Nordirak, erklärte der türkische Premier Ahmet Davutoglu dem US-Vizepräsidenten, als dieser im vergangenen Jänner kurz in Istanbul Station machte. Die PYD sei identisch mit der PKK, sollte das heißen. Joe Biden verkniff sich damals eine Antwort in der Öffentlichkeit. Erdogans scharfe Worte aber waren der US-Regierung nun zu viel. Ankaras Albtraum, so fasste es Semih Idiz, ein renommierter außenpolitischer Kommentator in der Türkei, dieser Tage zusammen, ist ein autonomes kurdisches Gebiet in Syrien an der Grenze zur Türkei, politisch und militärisch gestützt durch die USA und Russland. Die PYD hat das im Grunde schon fast erreicht. Ihr selbstverwaltetes Westkurdistan – Rojava – mit seinen Kantonen erstreckt sich nahezu über die gesamte Länge der türkisch-syrischen Grenze.
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Ankara hinderte 2015 nach eigenen Angaben 91.000 Flüchtlinge an Ausreise. Istanbul – Die Türkei will mit einem schärferen Vorgehen gegen Menschenhandel den Flüchtlingszuzug nach Europa eindämmen. Menschenhandel werde künftig als Terrordelikt behandelt, sagte Regierungssprecher Numan Kurtulmus laut Medienberichten nach einer Kabinettssitzung am Montagabend in Ankara. Zudem soll bei der türkischen Polizei eine eigene Abteilung für die Bekämpfung des Menschenhandels aufgebaut und das Personal für diesen Bereich aufgestockt werden. Auch die Maßnahmen gegen Terror-Touristen, die über die Türkei zum Islamischen Staat (IS) nach Syrien reisen, sollen verstärkt werden. Wo genau die türkische Regierung die Grenze zwischen Menschenhandel und Schlepperei ziehen will, ist unterdessen unklar. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) unterscheidet etwa sehr genau zwischen den beiden Begriffen. Während Schlepper aus ihrer Tätigkeit materiellen Gewinn ziehen, kommt bei Menschenhandel stets noch ein Element von Zwang, Ausbeutung oder Menschenrechtsverletzung hinzu. Im vergangenen Jahr seien an den Küsten der Türkei rund 91.000 Flüchtlinge an der illegalen Weiterreise nach Westeuropa gehindert worden, sagte Kurtulmus. Die Türkei gewähre inzwischen drei Millionen Flüchtlingen Zuflucht, unter ihnen 2,5 Millionen Syrer. Zudem bekämpfe Ankara die illegale Migration nach Kräften. Die neuen Maßnahmen gegen den Menschenhandel sollen nach seinen Worten sofort per Dekret umgesetzt und nach den notwendigen Parlamentsberatungen später eine gesetzliche Grundlage erhalten. Kurtulmus sagte, sein Land habe bisher rund acht Milliarden Dollar für die Versorgung der Flüchtlinge ausgegeben. Auf Medienberichte angesprochen, wonach die Türkei von der EU inzwischen fünf statt drei Milliarden Finanzhilfe fordert, sagte der Regierungssprecher, die Türkei feilsche nicht auf dem Rücken der Flüchtlinge. Die Türkei und die EU hatten sich im November auf einen Aktionsplan geeinigt. Ankara verpflichtete sich darin unter anderem, Flüchtlinge nicht länger ungesteuert in Richtung EU ziehen zu lassen.
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Für sieben Märkte wurde kein neuer Eigentümer gefunden – Obi übernimmt 68 Märkte, Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. Wien/Klosterneuburg – Bei der Baumarktkette Baumax werden die Lichter am Freitag endgültig abgedreht. Die meisten Märkte machen unter dem neuen Eigentümer Obi wieder auf, doch für sieben Filialen fand Baumax keinen Abnehmer. Den rund 300 Beschäftigten in diesen Märkten droht ebenso der Jobverlust wie den etwa 300 Arbeitnehmern in der Zentrale in Klosterneuburg sowie jenen rund 100 im Logistikzentrum. Wie viele Beschäftigte tatsächlich ihren Arbeitsplatz verlieren, wollte man der APA weder bei Baumax noch beim Arbeitsmarktservice (AMS) sagen. Viele seien von den neuen Eigentümern übernommen worden, sagte Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber. Es liefen jedenfalls noch Verhandlungen mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer. Den Großteil der Baumax-Märkte sicherte sich die deutsche Heimwerkerkette Obi. Der vormalige Konkurrent übernimmt 48 der 65 Märkte in Österreich, alle 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier ausgewählte Märkte von 24 in Tschechien. Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. 18 Standorte in Tschechien übernimmt der polnische Händler Merkury Market. Keine Abnehmer auch in Wien Keine neuen Abnehmer fand Baumax für drei Märkte in Wien, einen in Baden, einen in Kufstein sowie die Outletmärkte in Leoben und St. Pölten Süd. Im ehemaligen Baumax-Markt in Leoben sollen im November rund 450 Asylwerber untergebracht werden. In den vergangenen Wochen haben Schnäppchenjäger die Baumax-Märkte gestürmt. Ob Armaturen, Duschköpfe und Lampen, viele Heimwerker deckten sich mit Ersatz ein. Auch um die Arbeitsbekleidung der Mitarbeiter rissen sich die Kunden. Unser Chef hat eigentlich uns Mitarbeitern alte Jacken und Pullover zum Mitnehmen hingelegt, als ein Kunde nach dem Preis fragte, haben wir auch diese verkauft, schilderte ein Baumax-Verkäufer der APA. Der Komplettabverkauf des Baumax-Sortiments ist ein Wunsch des neuen Eigentümers. Obi, so heißt es, wolle leere Märkte. Ohne Risiko ist der Schlussverkauf aber nicht. In der Branche wird befürchtet, dass der Absatz durch günstige Preise künstlich in die Höhe getrieben wurde und die Konsumenten sich teilweise für die nächsten Jahre eingedeckt haben. Abgewickelt wurde der Abverkauf vom US-Dienstleister Gordon Brothers, der auch schon die Praktiker-Märkte nach der Pleite der deutschen Heimwerkerkette leerräumte. Alles, was übrig bleibt, geht an spezialisierte Firmen. So hat etwa der oberösterreichische Betriebsverwerter Lehner die komplette Betriebsausstattung von zehn Märkten übernommen. Dazu zählen unter anderem 60 Hubstapler und Hebebühnen, 13.000 Laufmeter Regale, 3.000 Einkaufswagen, Holzbearbeitungsmaschinen und Büroeinrichtung. Insgesamt sollen laut Lehner bis Ende November 150.000 Quadratmeter Fläche geräumt und verwertet werden – was 280 Sattelschlepper voll Material entspreche.
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US-Musiker gastiert am 24. November im Konzerthaus. Wien – Die Fans von Prince müssen sich noch ein bisschen gedulden, bis sie in den Besitz der begehrten Tickets für die Soloshow des US-Musikers am 24. November im Wiener Konzerthaus kommen: Der ursprünglich für heute Vormittag angesetzte Start des Vorverkaufs musste verschoben werden, wie der Veranstalter am Freitag mitteilte. Ein neuer Termin steht bis dato noch nicht fest. Der 57-jährige Prince hat vor wenigen Tagen eine Europatour angekündigt, bei der er dem Titel gemäß ganz auf Piano & A Microphone setzen möchte. Insgesamt soll die Konzertreise mehr als ein Dutzend Auftritte umfassen, wie der Musiker gegenüber El Pais verriet.
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Langfristig betrachtet wirken die Wachstumsaussichten im Bereich Gesundheit vielversprechend. Auf kurze Sicht auch mit Rücksetzern zu rechnen. Dass das Thema Gesundheit den meisten Menschen lieb und teuer ist, spiegelt sich auch an der Börse wider. Kaum eine Branche hat sich in den vergangenen Jahren so gut entwickelt wie das Gesundheitswesen, weshalb die Bewertungen teilweise schon recht ambitioniert sind. Die Aussichten rechtfertigen dies jedoch langfristig durchaus, wenn es nach Thomas Hartauer, Vorstand des deutschen Finanzdienstleisters Lacuna, geht. Wenn die Leute krank sind, werden sie im Zweifel ihr Geld für Medikamente ausgeben anstatt für ein neues Handy, gibt er zu bedenken. Besonders die Region Asien und Pazifik sieht Hartauer wegen des enormen Aufholpotenzials gegenüber den Industriestaaten als Wachstumstreiber für den gesamten Sektor. Demnach werden in den USA fast 18 Prozent des Bruttosozialprodukts für Gesundheit aufgewendet, in Österreich belaufen sich die Ausgaben auf 11,5 Prozent. Dagegen nehmen sich die Werte für Indien mit vier Prozent sowie 5,4 Prozent in China noch sehr bescheiden aus. Auch Russland kommt bloß auf einen Anteil von 6,3 Prozent. Der Bereich Healthcare wird über die nächsten Jahrzehnte mit mehr als fünf Prozent pro Jahr wachsen, während das globale BIP-Wachstum nur zwei bis drei Prozent betragen wird, hebt Cyrill Zimmermann vom Schweizer Fondsanbieter Bellevue Asset Management die überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten hervor. Als Ursache sieht Zimmermann drei wesentliche Treiber hinter dem langfristigen Wachstumspotenzial des Sektors. Dabei handle es sich um die technische Entwicklung, sowohl im Bereich Medizintechnik als auch in dem der Biotechnologie, die laufend zusätzliche Heilungsmethoden hervorbringe. Das spiegelt sich auch in den jeweiligen Wachstumsraten wider: Laut Zimmermann verzeichne die Medizintechnik mit einem globalen Marktvolumen von 130 Milliarden US-Dollar 15 Prozent jährliches Wachstum, Biotech kommt bei 120 Milliarden Umsatz auf ein zehnprozentiges Wachstum. Dazu kommt die Wirkung des demografischen Wandels, der zu einer zunehmenden Überalterung der Menschheit führen wird. Zimmermann verweist auf eine Prognose der Vereinten Nationen, der zufolge die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,1 Milliarden Menschen ansteigen wird. Im selben Zeitraum soll sich der Anteil der über 60-Jährigen von derzeit rund elf Prozent auf fast 22 Prozent zur Mitte des Jahrhunderts erhöhen. Bis auf Allergien und Asthma würden die meisten Volkskrankheiten mit zunehmendem Alter immer häufiger auftreten, meint Zimmermann und verweist auf die sogenannte 80/80-Regel: Wenn Menschen über 80 Jahre alt werden, bekommen sie zu 80 Prozent ein Problem mit dem Herzen. Als dritten Wachstumstreiber führt Zimmermann den globalen Wandel des Lebensstils an. Laut einer OECD-Prognose soll sich in der Region Asien/Pazifik die Anzahl der Menschen, die der Mittelschicht zuzurechnen sind, auf über drei Milliarden versechsfachen. Gleichzeitig werde die Kalorienzufuhr in dieser Region enorm ansteigen und soll sich mit rund 3000 Kalorien pro Tag dem Niveau der Industriestaaten annähern, wo laut der US-Gesundheitsbehörde 2030 bereits 3500 pro Tag zu sich genommen werden. Als Folge erwartet Zimmermann eine globale Zunahme von Fettleibigkeit: Das steigert das Risiko von chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzproblemen. Diesen Ausführungen steht jedoch in manchen Bereichen des Gesundheitswesens ein gewisses Rückschlagspotenzial gegenüber. Ein Beispiel dafür liefert etwa der Nasdaq Biotech Index, der sich in den vergangenen vier Jahren vervierfacht hat. Zum Teil ist dies zwar auch dem weit überdurchschnittlichen Gewinnwachstum der Branche geschuldet, dennoch ist mit zwischenzeitlichen und schmerzhaften Rücksetzern zu rechnen – ähnlich, wie sie die Technologiebranche nach dem Boom der 1990er-Jahre erlebt hat.
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FP-Präsidentschaftskandidat: Nur Beitragszahlern soll geholfen werden. Wien – Der freiheitliche Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer will, dass das Arbeitsmarktservice nicht mehr für alle Jobsuchende zuständig ist. Im STANDARD-Interview präzisiert er die Forderung aus dem Handbuch Freiheitlicher Politik, an dem er maßgeblich mitgeschrieben hat. Das AMS soll nur jenen Menschen Jobs vermitteln, die bereits Beiträge gezahlt haben. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das AMS nicht zuständig, erklärt der blaue Hofburganwärter. Außerdem will Hofer eine eigene Sozialversicherung für Zuwanderer – ohne Arbeitslosenversicherung. Seine Begründung: Man muss für die Menschen, die nur für einige Zeit ins Land kommen, ein eigenes Modell finden.Hofer zeigt sich zufrieden mit der aktuellen Flüchtlingspolitik der Regierung und lobt die Arbeit von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ). Derzeit würde er als Bundespräsident die Regierung – anders als etwa im Vorjahr – nun nicht mehr entlassen. STANDARD: Sie beklagen, die Regierung habe rechtzeitig vor der Wahl auf FPÖ-Positionen eingeschwenkt. Vermissen Sie das blaue Alleinstellungsmerkmal? Hofer: Man muss differenzieren. Sebastian Kurz macht seine Sache als Außenminister nicht schlecht. Auch Hans Peter Doskozil bemüht sich mehr um das Bundesheer als sein Vorgänger. Man muss da ehrlich bleiben und auch sagen, wenn ein politischer Mitbewerber etwas gut macht. STANDARD: Das heißt, Sie würden die Regierung jetzt nicht entlassen? Hofer: Nein, ich würde die Regierung jetzt nicht entlassen. Aber ich würde auch die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs beurteilen. Hier würde ich das Gespräch mit der Regierung suchen. STANDARD: Anlässlich der Debatte, ob Polizei und Bundesheer im Grenzgebiet bewaffnet sein sollen, haben Sie gesagt: Es kommen ja nicht nur nette Menschen, es kommen auch Menschen, die bereit sind, dir den Kopf abzuschneiden. Wie meinen Sie das? Hofer: Wir wissen ja nicht, wer kommt. Das heißt, wenn hier hunderttausende Menschen ins Land kommen, sind auch welche dabei, die bereit sind, in den Jihad zu ziehen. Das passiert, wenn man nicht registriert. Es geht nicht darum, jemanden zu bedrohen, der die Grenze überschreitet. Die Dienstwaffe der Polizisten dient dem eigenen Schutz. STANDARD: Beim Grenzübertritt werden die Menschen ja registriert. Ist Kopfabschneiden für Sie eine zulässige Pauschalisierung? Hofer: Ich habe ja nicht gesagt, dass alle bereit sind, uns den Kopf abzuschneiden. Aber wir haben bereits viele IS-Rückkehrer, die in Österreich leben. STANDARD: Rückkehrer können aber keine Flüchtlinge sein. Im Wahlkampf haben Sie Flüchtlinge als Invasoren bezeichnet. Darf ein Bundespräsident so reden? Hofer: Ja, auch der Präsident hat das Recht auf klare Worte. Invasoren bedeutet Eindringlinge – das sind Menschen, die, wie im Sommer, unregistriert die Grenze überschreiten. STANDARD: Ihren Mitbewerber Alexander Van der Bellen haben Sie als grünen faschistischen Diktator bezeichnet. Warum? Hofer: Wie soll ich es sonst formulieren, wenn er sagt: Auch wenn die Mehrheit der Bürger eine Partei in den Nationalrat wählt, die mehr als die Hälfte der Mandatare stellt, lasse ich nicht zu, dass diese Partei Regierungsverantwortung übernimmt. Das ist Willkürherrschaft. STANDARD: Sie gelten als Autor des Parteiprogramms, haben das Handbuch freiheitlicher Politik mitgeschrieben. Dort steht, dass das Arbeitsmarktservice (AMS) nur für Österreicher zuständig sein soll. Wie stellen Sie sich das vor? Hofer: Wenn jemand schon einige Jahre in Österreich gearbeitet und hier seine Beiträge gezahlt hat, dann soll das AMS vermitteln. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann ist das AMS nicht zuständig. STANDARD: Soll das für alle EU-Ausländer gelten? Hofer: Ja, für alle. STANDARD: Sie plädieren für eine eigene Sozialversicherung für Gastarbeiter, ohne Arbeitslosenversicherung. Wollen Sie damit Menschen in Armut drängen? Hofer: Nein. Man muss aber für Menschen, die nur für einige Zeit ins Land kommen, ein eigenes Modell finden. Das will ich umsetzen. STANDARD: Welche Rolle kann der Bundespräsident bei der Integration von Flüchtlingen spielen? Hofer: Integration ist immer eine Hol- und eine Bringschuld. Beide Seiten müssen sich bemühen. STANDARD: Und welche Maßnahmen würden Sie konkret ergreifen zur Integration – auch von muslimischen Flüchtlingen? Hofer: Ich unterscheide nicht, ob das muslimische Flüchtlinge sind oder andere Zuwanderer. Das Wichtigste ist, dass man bereits in der Schule beginnt. Wenn Kinder dem Unterricht nicht folgen können, weil sie die Sprache nicht verstehen, hilft es keinem. STANDARD: Können Zuwanderer auch etwas Positives einbringen? Hofer: Als mein Bruder jahrelang in Libyen gelebt hat, haben seine Frau und seine Töchter einen Schleier getragen und haben sich bemüht, dort so zu leben, wie man in Libyen eben lebt. Es ist wichtig, die Verfassung zu respektieren. STANDARD: Das ist klar. Aber stehen Sie für Inklusion? Hofer: Integration ist der bessere Begriff. STANDARD: Sie fordern ein Kopftuchverbot im öffentlichen Raum, argumentieren das mit der Unterdrückung der Frauen. Was macht es im privaten Bereich besser? Hofer: Mir wäre es am liebsten, wenn das gar nicht notwendig wäre und das Kopftuch kein Dogma ist. Es kommen viele Menschen zu uns, die ein Frauenbild aus dem Mittelalter haben, bei dem Frauen weniger wert sind. Hier muss man klar vermitteln, dass in unserer Gesellschaft Männer und Frauen gleich zu behandeln sind. STANDARD: Manche Frauen tragen das Kopftuch freiwillig. Hofer: Das glaube ich nicht. STANDARD: Wenn Ihnen Gleichberechtigung so wichtig ist, warum singen Sie dann die Bundeshymne ohne Töchter? Hofer: Weil es mich stört, dass man glaubt, über den Text Frauenpolitik zu machen. STANDARD: Es geht um einen symbolischen Akt. Wie kann Sie diese Formulierung so stören? Hofer: Warum nimmt man das Vaterland nicht heraus? Mich stört, dass man die echten Probleme damit zudeckt und so tut, als würde man damit irgendetwas erreichen. Es ist kein Symbol für mich. STANDARD: Ihrem Parteichef wurde in Israel der offizielle Dialog verweigert. Der israelische Botschafter fordert einen Brief, in dem sich die FPÖ von ihrer NS-Vergangenheit distanziert und ein klares Bekenntnis zum Holocaust ablegen soll. Gibt es das Schreiben schon? Hofer: Diesen Brief gibt es schon seit Jahren. STANDARD: Was stand in dem Brief? Hofer: Das weiß ich nicht, ich hab den Brief nicht gesehen. STANDARD: Von welchem Brief sprechen Sie also? Wir meinen nicht das FPÖ-Gratulationsschreiben zum Staatsjubiläum Israels. Hofer: Ich kenne den Brief nicht, mir wurde gesagt, dass er existiert. STANDARD: Warum wurde dann der Dialog verweigert? Hofer: Ich habe das nicht erlebt, als ich in Israel war. Ich war Teil einer Delegation des österreichischen Parlaments und bin von der Präsidentin der Knesset empfangen worden. Für Heinz-Christian Strache war es auch ein erfolgreicher Besuch. STANDARD: Der israelische Außenminister wollte ihn nicht treffen. Hofer: Ich weiß nicht, wen Strache getroffen hat, aber die Beziehung zu Israel verbessert sich laufend. STANDARD: Heinz Fischer hat Irans Präsident Rohani eingeladen. Nach dessen Absage ist die Einladung noch aufrecht. Würden Sie ihn empfangen? Hofer: Ich hoffe, dass er auch zu mir kommt. Aber ich würde auch ganz klar sagen, dass das Existenzrecht Israels anerkannt werden muss. Da darf man sich nicht vor klaren Worten scheuen. STANDARD: Apropos klare Worte: Sie sind der Exekutor von Parteiausschlüssen. Warum durfte Christian Höbarth nach seinem verhöhnenden Posting über Flüchtlinge bleiben, während Susanne Winter gehen musste, die einem antisemitischen Posting zugestimmt hatte? Hofer: Ihre Aussagen waren derartig parteischädigend, dass der Ausschluss notwendig war. Mit Höbarth habe ich ein Gespräch geführt. Er hat klar gesagt, dass er das nicht wiederholen wird. STANDARD: Sie sind Ehrenmitglied der Burschenschaft Marko Germania. Burschenschaften stehen für Deutschnationalismus. Wie ist das mit dem Amt des Bundespräsidenten vereinbar? Hofer: Es ist eine Schülerverbindung, bei der wir in den Statuten festgelegt haben, dass wir uns für Minderheiten einsetzen. Für mich ist das schon mit dem Amt des Bundespräsidenten vereinbar. STANDARD: In einer Festschrift steht, dass die österreichische Nation im Gehirn nach 1945 festgepflanzt wurde. Sehen Sie das auch so? Hofer: Das war eine Festschrift, die jemand Anfang der 1990er-Jahre geschrieben hat, in den Statuten steht das nicht. Das kommt nicht aus meiner Verbindung. STANDARD: Ist es in Ordnung? Hofer: Nein, Österreich ist eine Nation. Aber es gilt die Meinungsfreiheit. Wenn jemand diese Meinung hat, muss ich das akzeptieren. STANDARD: Ihre Mitgliedschaft würden Sie deshalb nicht zurücklegen? Hofer: Nein. STANDARD: Dass Sie mit dem schwarz-rot-goldenen Band auf dem Akademikerball eine Doppelbotschaft aussenden, nehmen Sie in Kauf? Hofer: Das sind die Urfarben der Burschenschaft von 1815. Das ist der Grund, warum Burschenschafter dieses Band tragen. Diese Farben sind erst viel später die Farben der Bundesrepublik Deutschland geworden. Hier wird kein Signal ausgesandt. STANDARD: Aber man assoziiert damit die deutsche Flagge. Hofer: Nein, die Farben stehen für Burschenschaften.
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Chinesischer Forscher untersucht die Entstehung des Y-Chromosoms. Wien – Mit einem hoch dotierten EU-Förderpreis wechselt der chinesische Evolutionsbiologe Qi Zhou an die Universität Wien. Der Wissenschafter erhält einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) und will damit die Entstehung des Y-Chromosoms untersuchen, teilte die Uni Wien mit. Die Geschlechtschromosomen X und Y bestimmen bei vielen Tierarten das Geschlecht: Weibchen verfügen über zwei X-, Männchen über ein X- und ein Y-Chromosom. Letzterem wurde lange Zeit nur die Funktion zugeschrieben, das männliche Geschlecht zu bestimmen und für die Fruchtbarkeit der Männchen zu sorgen. Seine Rolle ist laut Uni Wien jedoch weit weniger verstanden als jene des X-Chromosoms. Qi Zhou promovierte an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und arbeitete dann am Bejing Genomic Institute und an der University of California in Berkeley (USA). Er wird voraussichtlich 2016 von der Zhejiang University in Hangzhou an das Department für Molekulare Evolution und Entwicklung der Universität Wien wechseln. Voraussichtlich deshalb, weil noch kein Vertrag unterschrieben sei, hieß es von Seiten der Uni Wien. Er habe aber beim ERC beantragt, sein Projekt an der Uni Wien durchführen zu wollen. Der Evolutionsbiologe will unbekannte Funktionen und die Evolution des Y-Chromosoms anhand von Fruchtfliegen untersuchen. Dazu sollen verschiedene Fliegen-Arten verglichen werden, die unterschiedlich weit entwickelte Y-Chromosome besitzen. Speziell interessiert sich Qi Zhou für die zahlreichen DNA-Elemente am Y-Chromosom, die als Parasiten des Genoms bezeichnet werden, da sie innerhalb des Genoms springen und sich vermehren können. Er will untersuchen, wie diese DNA-Abschnitte gezähmt werden, um Schaden von anderen Teilen des Genoms abzuwenden. Mit dem ERC fördert die EU Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden Starting- und Consolidator-Grants für Nachwuchswissenschafter und Advanced Grants für etablierte Forscher.
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Früherer DFB-Chef wurde 82 Jahre alt – Von 1975 bis 2000 war er Präsident des VfB Stuttgart – Niersbach: "Prägende Figur". Stuttgart – Gerhard Mayer-Vorfelder, der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist tot. Wie seine Familie am Dienstag mitteilte, starb er am Montag im Alter von 82 Jahren in einem Stuttgarter Krankenhaus im Kreise seiner Angehörigen. MV, wie Mayer-Vorfelder oft nur genannt wurde, hinterlässt seine Frau und vier Kinder. Mayer-Vorfelder war von 1975 bis 2000 Präsident des VfB Stuttgart. Von 2001 bis 2006 war der auch DFB-Präsident, ab 2004 gemeinsam mit Theo Zwanziger. Der langjährige CDU-Politiker hatte sich in den vergangenen Jahren auch aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit Gerhard Mayer-Vorfelder geht eine prägende Figur des deutschen Fußballs, erklärte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in einer Verbandsmitteilung. Sein Lebensziel hatte Mayer-Vorfelder nach eigenen Angaben mit der Ausrichtung der WM 2006 im eigenen Land erreicht. Das Spiel um Platz drei gewann die DFB-Auswahl damals gegen Portugal ausgerechnet in Stuttgart. Das war das Highlight in meinem Leben, erinnerte er sich.
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Regierung begründet Maßnahme mit Ausnahmezustand nach Anschlägen. Straßburg – Nach den Pariser Anschlägen mit 130 Toten hat Frankreich die Europäische Menschenrechtskonvention teilweise ausgesetzt. Davon habe die Regierung den Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, in Kenntnis gesetzt, teilte ein Sprecher des Europarats am Mittwoch mit. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Frankreich begründet die Maßnahme mit dem nach den Anschlägen vom 13. November ausgerufenen Ausnahmezustand, der mittlerweile auf drei Monate verlängert wurde. Dabei beruft sich die Regierung auf Artikel 15 der Konvention. Demnach können Unterzeichner von den Verpflichtungen abweichen, wenn das Leben der Nation durch Krieg oder einen anderen öffentlichen Notstand bedroht wird und die Lage im Land das unbedingt erfordert. Ausgenommen ist davon allerdings das Folterverbot, das unter keinen Umständen ausgesetzt werden darf. Unter Berufung auf Artikel 15 könnte Frankreich beispielsweise die Inhaftierung eines Verdächtigen ohne richterlichen Beschluss rechtfertigen. Dem Sprecher des Europarats zufolge ist es Aufgabe des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu prüfen, ob die Aussetzung eines Artikels im Einzelfall berechtigt ist oder nicht. Der Ausnahmezustand ermöglicht in Frankreich unter anderem Ausgangssperren, Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss auch in der Nacht und Hausarrest für Menschen, deren Aktivität sich als gefährlich für die Sicherheit und die öffentliche Ordnung erweist. Außerdem können Versammlungsverbote verhängt und Konzertsäle und Kinos geschlossen werden. Von Artikel 15 der Menschenrechtskonvention haben in der Vergangenheit bereits andere Mitgliedsstaaten des Europarats Gebrauch gemacht, die nach regionalen Unruhen und Konflikten vorübergehend einen Ausnahmezustand ausriefen – etwa die Türkei (1990), Georgien (2006) und Armenien (2008).
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Tourneestart der US-Band in Paris. Das Leben geht weiter. Ich bin sehr ungeduldig, nach Paris zurückzukehren, um unser Konzert fertig zu spielen, hatte Jesse Hughes als Bandleader der Eagles of Death Metal im November gesagt – zwei Wochen, nachdem islamistische Terroristen im Pariser Club Bataclan 90 Menschen getötet und über 300 verletzt hatten. Im Dezember spielte die kalifornische Band einen Gastauftritt bei einem U2-Konzert in Paris, jetzt kehrt sie mit einem eigenen Konzert zurück. Der Auftritt am heutigen Dienstag findet in der Konzerthalle Olympia statt, da das Bataclan bis Ende Jahr geschlossen bleibt. Das Konzert markiert den Anfang einer Welttournee, kommenden Montag gastiert die Band in Wien. Zuvor gab es am vergangenen Wochenende zwei Aufwärmrunden in Stockholm und Oslo. Hughes: Diese Tournee muss für uns einen Sinn haben. Wir wollen wieder eine gewöhnliche Rockband werden. Hughes sagte, er habe das Gefühl, von den Umständen ausgewählt worden zu sein und eine Verantwortung zu tragen. Damit hat uns Gott betraut, sagte der katholische Amerikaner, um anzufügen, er trage in den USA nun ständig eine Waffe bei sich: Ich bin kein Cowboy, aber ich will bereit sein. Hughes und seine Mitspieler retteten sich durch eine Seitentür aus dem Inferno des Bataclan. In Paris besuchte er verletzte Anschlagsopfer, die das Krankenhaus bis heute nicht verlassen haben. Darunter einen Polizisten, der sich im Publikum befunden hatte. Er warf sich nach vorne, um eine Kugel aufzuhalten, und heute kann er nicht mehr gehen, meinte Hughes. Ich werde so viel Zeit wie möglich an seiner Seite verbringen. Ins Olympia sind alle überlebenden Besucher des Bataclan-Konzertes eingeladen worden. Es wird das Konzert unseres Lebens sein, und vieles wird davon abhängen, wie es ausgehen wird, sagte eine junge Konzertbesucherin namens Maureen in einem Interview mit der Zeitschrift Paris-Match. Es wird schwierig sein, wenn das Konzert in der Dunkelheit auf die gleiche Weise wie im Bataclan beginnen wird. Auch wenn wir alle wissen, dass es nicht auf die gleiche Weise zu Ende gehen wird. Irgendwo ist doch die Angst da, dass es nochmals passieren könnte, auch wenn natürlich alles sehr genau kontrolliert ist. Für das Konzert im Wiener Gasometer am 22. Februar gibt es noch Karten.
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